Raumfahrergarn
auch.«
Ihre Kleidung war schmutzig und schweißnaß, und an der Unterseite eines Ärmels hatte sie einen großen Saucenfleck. Sie warf die Sachen in den Waschautomaten und hörte sie leise herumwirbeln, während sie im warmen Badewasser lag.
Das Bad war mit jedem erdenklichen Luxus ausgestattet. Automatische Pflegeutensilien boten ihr im Bad selbsttätig ihre Dienste an. Eine Maske senkte sich über ihr Gesicht und blieb mit einem diskreten Summen schweben. »Nein, danke«, sagte Lunzie. Sie schwebte ihr aus dem Weg und verschwand unter einer Klappe in der marmorgetäfelten Decke. Als nächstes erschien ein Zahnpflegeset. »Ja, bitte.« Sie ließ sich von ihm die Zähne putzen. Weitere Geräte streckten sich ihr entgegen und wurden zurückgewiesen: eine Maniküre/Pediküre-Set, eine Haarschere, ein Hornhautentferner. Lunzie ließ sich von einem Haarpflegegerät etwas Shampoo und Pflegespülung spenden, dann stieg sie aus der Dusche und wickelte sich in ein Handtuch und einen Morgenmantel, die ihr von einem weiteren Automaten gereicht wurden.
Es war inzwischen kurz vor Mitternacht, und Lunzie stellte fest, daß sie Hunger hatte. Ihr Hauptgericht bei Colchie hatte sich als Attentäter mit einem Nadelwerfer herausgestellt. Sie überlegte, sich vom Zimmerservice eine Mahlzeit bringen zu lassen, hatte aber Bedenken, weil sie sich vorstellte, daß wieder blasse Kellner in Seidenumhängen in ihre Zimmer stürmen und Waffen zücken würden, die sie unter der Schärpe versteckt hatten. Sie hatte schon größeren Hunger gelitten. Sie stieg im Morgenmantel ins Bett und wartete auf den Boten, der ihre Taschen bringen würde.
Die meisten Buchspeicherchips auf den Regalen enthielten Bestseller aus dem Genre der romantischen Thriller. Lunzie fand unter dem Stapel eine unterhaltsame Kriminalgeschichte und steckte den Chip ins Lesegerät. Indem sie die Lesestütze übers Bett klappte, lehnte Lunzie sich zurück und versuchte sich auf die Fälle von Toli Alopa zu konzentrieren, einem Weber-Detektiv, der seine Gestalt wechseln konnte, um unauffällig einen Verdächtigen zu verfolgen.
Mitten in einer Verfolgungsjagd fiel Lunzie in einen unruhigen Schlaf, in dem blasse Kellner sie Jonas schimpften, durch die Destiny Calls jagten und sie schließlich in einer Warpflugphase aus dem Raumschiff warfen. Die Luke machte mit einem beharrlichen Warnsignal darauf aufmerksam, daß die Luke offen stand. Lunzie war in höchster Gefahr. Sie erwachte plötzlich und schrie auf, als der Schatten eines Armes über ihr Gesicht fiel.
»Lunzie!« rief Tee durch die Tür und betätigte noch einmal die Klingel. »Geht’s dir gut?«
»Einen Augenblick!« Wieder ganz wach, stellte Lunzie fest, daß es sich bei dem Arm nur um den Halter des Lesegeräts handelte, das geduldig Seiten umblätterte. Sie schob ihn zur Seite und eilte zur Tür.
»Ich bin allein«, versicherte Tee ihr, trat rasch ein und schloß hinter sich ab. Er umarmte sie kurz, bevor ihm auffiel, daß sie Zivilkleidung trug. »Hier sind deine Taschen. Ich glaube, ich habe alles mitgenommen, was dir gehört. Sharu hat mir packen geholfen.«
»O Tee, ich bin so froh, dich zu sehen. Hat der Captain dir erzählt, was passiert ist?«
»Ja. Was für eine Katastrophe, Lunzie!« rief er. »Wer hat denn eben geschrien?«
»Ich habe nur eine etwas lebhafte Phantasie«, schimpfte Lunzie über sich selbst. Sie schämte sich, daß Tee sie in Panik erlebt hatte.
»Der Captain hat angenommen, daß du mir vertrauen wirst, wenn ich dir deine Sachen bringe. Es könnte natürlich sein, daß du mich gar nicht sehen willst, weil …« Er sparte sich den Rest.
»Unsinn, Tee. Ich werde dir immer vertrauen. Und dein Kommen bedeutet, daß der Captain sicher zurückgekehrt ist. Das erleichtert mich sehr.«
Tee grinste. »Und ich habe den Befehl, jedem an die Kehle zu gehen, der meinen besten Freunden Attentäter auf den Hals hetzt. Wenn ich von hier weggehe, setze ich mich ins örtliche 3d-Forum und schaue mir bis zum Morgengrauen die Nachrichten an. Dann suche ich eine Arbeitsvermittlung auf, um mir einen neuen Job zu suchen.« Tee hob einen Finger, als Lunzie den Mund öffnete und wieder schloß. »Das ist nur eine Finte. Ich gehe wieder aufs Schiff, wenn du in Sicherheit bist und keine Verbindung mehr zwischen uns besteht. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«
»Ja, allerdings«, sagte Lunzie. »Ich konnte gerade noch meine Vorspeise genießen und habe sonst nichts mehr gegessen, seit wir beide
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