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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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Traufe geraten? Ich hänge auf diesem Schiff fest, und jemand weiß von Ambrosia!
    »Wer ist dieser junge Mann, der neben Coe sitzt?« fragte sie Sanborn und zwang sich, ganz ruhig zu sprechen.
    »Ach, das ist Chacal. Er ist ein Kommunikationstechniker. Für einen Kommunikationsfachmann ist er nicht sonderlich gesprächig. Coe ist der einzige, der mit ihm zurechtkommt. Außer Dienst ist er ein Einzelgänger.«
    Das würde passen, wenn er ein Agent der Parchandri oder der Planetenpiraten wäre. Lunzie fragte sich, für welche von beiden er, wenn überhaupt, eher tätig werden würde. Sie wünschte, sie hätte mit Coromell reden können, aber er war außer Reichweite. Lunzie war auf sich allein gestellt, komme was wolle. Was sollte ›Ambrosia‹ aber überhaupt bedeuten? Oder zeigte sie auch Symptome der raumfahrtbedingten Paranoia, von der Sanborn gesprochen hatte?
    Die ARCT-10 war so riesig, daß man eher das Gefühl hatte, auf einem Planeten zu leben, als durch den Weltraum zu reisen. Sie funktionierte völlig autark und mußte jahrelang keinen Planeten anfliegen. Sanborn führte Lunzie in die Verwaltungsbüros, vorbei an der Kuppel mit den Lebenserhaltungsanlagen, wo frische Gemüse, Früchte und Getreide wuchsen, die Kohlehydrate für die Nahrungssynthesizer lieferten und die langweilige synthetische Nahrung ergänzten, daneben aber auch den Sauerstoff in der Atmosphäre auffrischten. Lunzie bewunderte die Anlage, die doppelt so groß war wie die Wasserkultur an Bord der Destiny Calls, aber bei weitem nicht mit derselben exotischen Vielfalt aufwarten konnte.
    Eine Sektion des Schiffs enthielt das Generationenhabitat, in dem die Schiffsgeborenen abseits von den ›Besucher‹-Unterkünften lebten. Lunzie bekam schnell heraus, daß zwischen den beiden Gruppen eine unausgesprochene Rivalität herrschte. Die Schiffsgeborenen sahen auf die Besucher hinab, weil sie Schwierigkeiten hatten, sich an die weitgehend synthetische Nahrung und die beengten Lebensumstände an Bord zu gewöhnen. Die Besucher, die oft jahrelang der Schiffsbesatzung angehörten, konnten nicht begreifen, warum die Schiffsgeborenen so stolz darauf waren, unter solch eingeschränkten Bedingungen zu leben wie Labortiere, denen man nur das Nötigste zur Verfügung stellte. Für beide Gruppen galt es als selbstverständlich, daß ihre jeweilige Lebensweise die bessere war. Die Rivalität verlief allerdings meist in friedlichen Bahnen.
    Weil die Besucher auf dem Schiff Auftragswissenschaftler oder Kolonisten waren, die darauf warteten, zu FES-sanktionierten Kolonien geschickt zu werden, überquerten nur wenige die sozialen Grenzen zwischen den beiden Gruppen. Soweit es die Besucher betraf, war es nur eine zeitweilige Sache. Im Durchschnitt blieben Besucher drei Jahre an Bord der ARCT. Wenn sie die Umstände nicht mehr ertrugen, kündigten sie.
    Die Schiffsgeborenen fanden, daß sie jeden drei Jähre lang ignorieren durften, wenn sie es wollten. Bei einer Perspektive von Millionen Jahren, wie sie die Generationenraumschiffe kultivierten, waren drei Jahre nur ein Augenblick. Glücklicherweise gab es in der EEC geselligere Naturen wie zum Beispiel Lunzie, für die solche Grenzen allenfalls eine Formalität darstellten.
    Einige der führenden FES-Spezies waren durch Gruppen in beiden Habitaten der ARCT-10 vertreten. Die Schwerweltler bewohnten besondere isolierte Bereiche, in denen die Schwerkraft und die rauhen Witterungsbedingungen ihrer Heimatwelten simuliert wurden. Die Ryxi benötigten mehr Quadratmeter pro Individuum als die anderen Gruppen. Viele Besucher beschwerten sich über die scheinbar so geräumigen Quartiere, die die Ryxi für sich beanspruchten, aber die Schiffsgeborenen wußten, daß es der minimale Platz war, den man ihnen zumuten konnte.
    Die Thek schwebten gemächlich, ohne sichtbare Antriebsquelle durch die Korridore wie Berge, die am Horizont zurückblieben. Sie variierten in der Größe von Tors einem Meter bis zu sieben Meter großen Exemplaren, die in der Wasserkultur-Sektion lebten und so langsam sprachen, daß es eine Woche dauerte, um ein verständliches Wort zu bilden. An Bord arbeitete auch eine kleine Abordnung von Brachianern. Lunzie erkannte sie in ihrer schwach beleuchteten Unterkunft an ihren langarmigen Silhouetten. Eine Familie Ssli, die im Meer lebte, bewohnte einen einzigen Tank im Habitat der Schiffsgeborenen. Diese Ssli hatten ihre ganze Nachkommenschaft dem Dienst in der EEC verschrieben, und die Verantwortlichen an

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