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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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programmierte eine starke Dosis eines Sedativums ein und setzte die Injektionspistole auf den nächsten fleischigen Körperteil des Mannes, den sie erreichen konnte. Orlig stemmte sich hoch, als er die Injektionspistole an seinem Oberarm zischen hörte, und knurrte Lunzie mit gefletschten Zähnen an. Die Droge zeigte schnell Wirkung, und die Arme knickten unter ihm weg. Er knallte laut aufs Deck.
    Mit zitternden Händen machte sich Lunzie daran, die Wunden zu reinigen und mit Kunsthautflicken zu versiegeln. Durch die groben Stoff des Overalls waren ihm Metallsplitter ins Fleisch gedrungen. Die Brille hatte seine Augen geschützt, obwohl die Gläser gesprungen waren. Bei der Wucht der Explosion und den herumfliegenden Trümmerteilen hatte der Mann Glück, überhaupt noch am Leben zu sein. Sie überlegte, welches Schiffssystem eine solche Explosion verursachen konnte.
    Es war unglaublich, aber Orlig fing wieder an, sich zu bewegen. Wie konnte er sich bloß bewegen? Sie hatte ihm genug Beruhigungsmittel verabreicht, um sechs Schichten am Stück zu schlafen. Lunzie arbeitete schneller. Sie mußte die Versiegelung seines Overalls bis zur Hüfte aufknöpfen, um seine Wunden zu versorgen. Der Stoff war so schwer, daß sie sich in den Falten verhedderte. Plötzlich zuckte in einer nervösen Geste sein Arm hervor und schleuderte Lunzie durch den Raum.
    Lunzie kroch zu ihm zurück und suchte im Schoß ihre Instrumente zusammen. Sie programmierte die Injektionspistole für eine weitere starke Dosis und setzte sie dem Schwerweltler an den Arm. In dem Moment, als sie den Knopf drücken wollte, schlug Orilig seine kleinen Augen auf und sah sie an. Seine riesige Hand schloß sich um ihre bis zum Handgelenk und hielt sie eisern fest, tat ihr aber nicht weh.
    Er wird mich umbringen! dachte Lunzie nervös. Sie holte Luft, um die Techniker, die sich an der geborstenen Wand abmühten, um Hilfe zu rufen.
    »Wer bist du?« fragte Orlig und hielt ihr die andere Faust unters Gesicht.
    Lunzie hielt ihre Stimme ruhig. »Ich heiße Lunzie. Ich bin Ärztin.«
    Orlig kniff die Augen zusammen, aber seine Faust sank herab. »Lunzie? Kennst du einen Thek?«
    Er dreht durch, dachte Lunzie. »Orlig, bitte legen Sie sich hin. Sie sind schwerverletzt. Ich kann Sie nicht behandeln, wenn Sie weiter um sich schlagen. Lassen Sie meine Hand los.« Manchmal konnte eine entschlossene, sachliche Stimme einen Patienten beruhigen.
    Seine Faust packte sie am Kragen ihres Kittels. »Kennst du einen Thek?«
    »Ja. Er heißt Tor.«
    Die Haltung des Schwerweltlers änderte sich auf subtile Weise. Er warf den Kopf herum, sah zu den zusammengelaufenen Arbeitern und Technikern hinüber und runzelte die Nase über den Gestank des Abwassers, das gerade aufgewischt wurde.
    »Dann bring mich hier raus. Irgendwohin, wo mich niemand finden kann.« Mit diesen Worten ließ er sie los und sackte zu Boden.
    Lunzie rief nach einer Trage und wartete neben Orlig, bis sie gebracht wurde. Dann schickte sie einen Helfer los, der ihr ein Antigrav-Modul holen sollte, damit sie die Trage trotz Orligs Masse allein bewegen konnte. Er knurrte, als ihr der Helfer einen Zentimeter näher kam als nötig. Diese Wunden mußten ihm heftige Schmerzen bereiten. Lunzie fragte sich, warum er es sich nicht anmerken lassen wollte. Irgendwie schaffte er es, seinen geschundenen Körper ohne fremde Hilfe auf die Trage zu rollen.
    »Bring mich hier raus«, murmelte er, und in seinen Augen funkelten Schmerz und unterdrückte Angst.
    Mit Hilfe des Antigrav-Moduls bugsierte sie die Trage aus dem Interface-Bereich und durch eine Luke und lief an der Seite ihres Patienten in einen Frachtlift.
    »Folgt uns jemand?« wollte er wissen und faßte ihre Hand mit seinen riesigen Fingern.
    »Nein, niemand. Nicht einmal eine Ratte.«
    Er grunzte. »Beeil dich!«
    »Das war alles Ihre Idee.« Aber sie sah schon, wonach sie suchte, eine der kleinen Erste-Hilfe-Stationen, die auf jedem Deck und in jeder Sektion zu finden waren, gewöhnlich für routinemäßige Gesundheitschecks, kurzfristige Quarantänen und Behandlungen, die keinen Aufenthalt im Hauptbehandlungsraum erforderten.
    Als die Tür hinter ihnen zugeglitten war, grinste Orlig sie an.
    »Bei Krims, ihr Leichtgewichte seid wirklich einfach zu erschrecken.« Er sah sich mißtrauisch in dem Raum um, während Lunzie die Trage an den gepolsterten Untersuchungstisch schob, der auch als Krankenbett dienen konnte, wenn die Seiten hochgeklappt wurden. Orlig hob eine Hand,

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