Raumfahrergarn
Botanikerin. Timmins war Chemiker. Wendell, der Pilot, hatte Zebara auf die ARCT-10 begleitet.
Die Fachkenntnisse der Mannschaftsmitglieder überschnitten sich in gewissem Maße, damit die kleine Mannschaft im Notfall nicht ohne bestimmte Fähigkeiten auskommen mußte. Das kleine Schiff war kompakt gebaut, aber erstaunlicherweise nicht klaustrophobisch eng. Überall, wo Platz blieb, waren Wasserkulturtanks untergebracht, in denen eßbare Pflanzen gezogen wurden, und das zusätzliche Licht ließ die Räume gemütlicher und wohnlicher erscheinen.
Bringan erklärte, daß das Schiff bei Unterlichtgeschwindigkeit unbegrenzt aus der eigenen Energieversorgung schöpfen oder einen einzigen Warpsprung durchführen konnte, ohne daß es neu aufgeladen werden mußte.
Eine Reise nach Ambrosia erforderte einen langen Sprung bis an den Rand des erforschten Weltraums. Ein Spähschiff konnte sich nie darauf verlassen, daß es auf einem Planeten verträgliche Nahrung vorfinden würde, deshalb mußte die Mannschaft in der Lage sein, ihre eigenen Kohlehydrate für die Synthesizer zu erzeugen.
Lunzies Koje lag in derselben Nische wie die von Elessa. Lunzie lag auf dem Polster, den Arm vor die Brust gebunden, und starrte an die Kojendecke. Bringan hatte ihr befohlen, sich auszuruhen, aber sie konnte die Augen nicht schließen. Sie war froh, in Sicherheit zu sein, aber irgendwie wurmte es sie, daß ihr Retter ein Schwerweltler war. Zebara schien ein anständiger Kerl zu sein. Sie konnte aber die Befürchtung nicht abschütteln, daß er sie, sobald sie sich im Tiefenraum befanden, aus der Luftschleuse werfen würde. Aber das paßte nicht zu ihm – nicht bei einer gemischtrassigen Mannschaft, die ihm treu ergeben war.
Plötzlich flaute der letzte Adrenalinschub ab, der ihr noch etwas Antrieb verliehen hatte. »Ja, ich sollte wirklich dankbar sein«, tadelte sie sich selbst. »Und seine Mannschaft hält große Stücke auf ihn. Diese Quinada! Ich hatte mich gerade an Schwerweltler gewöhnt, da mußte mir jemand wie sie über den Weg laufen! Ich schätze, auf jeder Platine sitzt ein defekter Chip.«
Lunzie empfand immer noch ein vages Unbehagen, als sie langsam einschlummerte.
Als sie aus dem Schlaf schreckte, sah sie Zebara, der auf sie herunterstarrte. Sie brauchte einen Moment, um sich zu erinnern, wo sie war.
»Wir sind unterwegs«, erklärte er. »Ich mußte Sie zu einem offiziellen Mitglied meiner Mannschaft machen. Sonst hat niemand auf die kleinen Chefs Druck ausgeübt, um an dieser Reise teilzunehmen, deshalb vermute ich, daß Ihre Verfolger entweder aufgegeben haben oder … oder daß uns allen noch eine böse Überraschung bevorsteht.«
»Sie klingen so zuversichtlich«, witzelte Lunzie. Sie war entschlossen, ihre Einstellung zu ändern, jedenfalls gegenüber einem Schwerweltler namens Zebara. »Wie lang habe ich geschlafen?«
Der Captain drehte die Handflächen nach oben. »Woher soll ich das wissen? Wir sind seit etwa fünf Stunden unterwegs. Bringan hat mich gebeten, Sie schlafen zu lassen, und daran habe ich mich gehalten. Aber jetzt muß ich mit Ihnen reden. Fühlen Sie sich stark genug?«
Lunzie spannte versuchsweise ihre Muskeln an und setzte sich auf. Ihr Arm schmerzte, aber inzwischen konnte sie die Finger bewegen. Bringans Verband hielt den Unterarm ruhig, ohne auf die verletzten Muskeln Druck auszuüben. Ihr restlicher Körper fühlte sich zerschunden an, aber im Schlaf hatte sie sich schon ein wenig erholt.
»Reden? Ja, mir ist zum Reden zumute.«
»Dann kommen Sie in mein Quartier. Dort können wir uns ungestört unterhalten.«
* * *
»Ich habe schon damit gerechnet, daß man mich auf der ARCT-10 angreifen würde«, sagte Zebara und goß zwei Gläser sverulanischen Weinbrands ein. Sein Quartier war geradezu geräumig; das heißt, es maß zehn mal acht Schritte, statt nur viermal drei. Ihm stand eine Computerkonsole zur Verfügung, die mit einer Erweiterung ausgestattet war, die Lunzie als privaten Datenspeicher erkannte. Seine Dateien waren weder dem Kommunikationsnetzwerk des Schiffs noch einem anderen Besatzungsmitglied zugänglich. »Die genaue Position von Ambrosia ist nur mir, meiner Mannschaft und bedauerlicherweise auch den Administratoren der ARCT-10 bekannt.« Er zeigte seine Zähne. »Ich vertraue meiner Mannschaft. Ich fürchte aber, daß es auf der ARCT-10 eine undichte Stelle gibt, die sich nicht flicken läßt.«
»Eine undichte Stelle, durch die Informationen an die EEC-Verwaltung
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