Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
virtuelle Anwesenheit dieser Radikalen dulden, die den Wert menschlichen Lebens mit dem Wert von irgendwelchen Amöben im All gleichsetzen und das Ganze tatsächlich Humanität nennen. Das kann schon von der Herkunft des Wortes her nur ein schlechter Witz sein!
    (Zwischenfrage der Ratsherrin Jennifer Wang: »Ratsherr Jennings, sind Sie bereit, anzuerkennen, dass innerhalb der Solaren Welten Meinungs- und Religionsfreiheit gilt und dies in der Verfassungs-Charta festgeschrieben ist, die sogar noch von Ihrem Vater unterschrieben und von Ihrem taucetianischen System-Parlament ratifiziert wurde?«)
    (Tumult bricht aus.
    Der Vorsitzende ersucht die Mitglieder vergeblich um Ruhe und Ordnung. Schließlich wird die Fortsetzung für zwei Stunden unterbrochen.)
    Aus dem Daten-Protokoll einer Rede, die Arthur Jennings III am 20. Juli 2225 vor dem Hohen Rat der Solaren Welten hielt.
     
     
     
    Jahr 2120 …
     
    Die Kolonie auf Second Earth entwickelte sich rapide.
    Zehn Jahre waren seit der Ankunft des Ersten Konvois vergangen. Die Städte wuchsen schnell. Von Anfang an hatte man die Raumschiffe der EXODUS-Klasse so konzipiert, dass sie bei der Ankunft im Zielsystem gleich als Gebäude genutzt werden konnten.
    Lediglich ein halbes Dutzend von ihnen ließ man im Orbit kreisen, um sie in der Zukunft für Transporte innerhalb des Systems zu nutzen – etwa, um Rohstoffe von anderen Tau-Ceti-Welten herzutransportieren.
    Für eine eventuelle Rückkehr zur Erde wären sie ebenso wenig noch tauglich gewesen wie für eine Reise in eines der benachbarten Systeme. Der nächstgelegene Stern war ein roter Zwerg mit der Bezeichnung L257-32. Zweieinhalb Lichtjahre waren es bis dort, was einer Reisezeit von vier bis fünf Jahren entsprach.
    Möglicherweise war man auf Second Earth irgendwann in der Lage, eine Expedition dorthin auszurüsten, was bedeutete, dass man einen der EXODUS-Raumer vollkommen überholen und nahezu jedes Verschleißteil ersetzen musste.
    Aber Arthur Jennings I war froh, dass dieses Thema einstweilen noch nicht auf der Tagesordnung stand. Erstens waren die bisherigen Erkenntnisse über bewohnbare Planeten im System von L257-32 – oder kurz und knapp unter den Kolonisten auch einfach L genannt – nicht ganz eindeutig, und zweitens hatte jeder rote Zwerg ein Problem: Er war nicht heiß genug. Das bedeutete, die Lebenszone von Systemen, die einen roten Zwerg als Zentralgestirn hatten, war so dicht an der Sonne, dass deren Gezeitenkräfte die Eigenrotation des Planeten beinahe oder ganz zum Erliegen brachten, was extreme Klimaunterschiede zwischen der ständig sonnenzugewandten Tag- und der dem kalten All ausgesetzten Nachtseite verursachte.
    Außerdem waren rote Zwerge sehr veränderlich. Da sie oft sogenannte Sternenflecken aufwiesen, konnte die Helligkeit für Monate um vierzig Prozent zurückgehen. Umgekehrt kam es aber auch mitunter innerhalb von Minuten zu sogenannten Flares – Helligkeitsspitzen, die bis zu hundert Prozent über den Normalwerten lagen.
    Unglücklicherweise waren fast siebzig Prozent aller Sonnen in der Milchstraße rote Zwerge. Der Erste Konvoi war an einem von ihnen – L276-8 – mit einem Abstand von unter einem halben Lichtjahr vorbeigeflogen, und Arthur Jennings I hatte seinerzeit unter den Raumkapitänen durchgesetzt, dass die Nachricht von der Annäherung an diesen Stern unter den Siedlern geheim gehalten wurde. Er lag nun mal auf dem Weg, das war nicht zu ändern.
    Neun Lichtjahre von der Erde entfernt, fünf weitere musste man bis Tau Ceti zurücklegen. Die Nahortung hatte ergeben, dass L276-8 neunzehn Planeten besaß, von denen die Bahnen der äußersten unter ihnen bereits die Flugbahn des Konvois kreuzten.
    Arthur Jennings persönlich hatte sämtliche Kapitäne zum Schweigen aufgefordert. Andernfalls war die Gefahr zu groß, dass einige Schiffe vom Kurs abkamen.
    Der Name Secret bürgerte sich unter den Eingeweihten für L276-8 ein, und tatsächlich verlor der Konvoi in diesem Gebiet fast ein Dutzend Schiffe. Diese Raumer blieben einfach zurück, der Funkkontakt brach ab, und irgendwann waren sie aus dem Erfassungsbereich der Ortung verschwunden.
    Ob manche ihrer Kapitäne das absichtlich herbeigeführt und ein Bremsmanöver eingeleitet hatten, weil sie keine Lust hatten, fünf weitere ungewisse Lichtjahre hinter sich zu bringen, ohne dass jemand auch nur annähernd garantieren konnte, dass das Material dieser Belastung standhielt, war schwer zu sagen.
    Jennings vermutete

Weitere Kostenlose Bücher