Raumkapitän Sun Tarin
es.
Inzwischen – zehn Jahre nach der Ankunft des Ersten Konvois im Tau-Ceti-System – herrschte Gewissheit darüber, dass es tatsächlich so gewesen war. Man hatte nämlich – neben den hoffnungslos veralteten Funksprüchen von der Erde – auch etwas weniger veraltete Botschaften von Secret empfangen. Die Lebensbedingungen dort waren unwirtlich und hart. Die Besatzungen jener Schiffe, die während des Konvois ihr großes Ziel verraten hatten, um wenigstens ein kleineres sicher zu erreichen, waren für ihre mangelnde Geduld bestraft worden. Auf Secret II, der einzigen überhaupt bewohnbaren Welt des Systems, kämpften sie ums Überleben.
Aber ihre Schiffe waren technisch nicht mehr in der Lage, noch einmal eine interstellare Reise aufzunehmen. Strahlung, Partikelschauer, ein mörderischer Sonnenwind und der ebenso mörderische Gezeitenfluss des Gasriesen Secret I, der seine Sonne sehr eng und innerhalb von dreieinhalb Standardtagen umkreiste, setzten ihnen zu.
Sie hatten es nicht anders gewollt. Arthur Jennings hatte wenig Mitleid mit ihnen.
Und das warnende Beispiel dieser Unglücklichen kam ihm in Zukunft vielleicht sogar zugute.
Natürlich würde niemand auf Second Earth auf die Idee kommen, an einen so furchtbaren Ort wie Secret L276-8 zu fliegen. Für die fünf Lichtjahre brauchte man von Tau Ceti mindestens sieben Jahre Flugzeit, vorausgesetzt man hatte überhaupt die technischen Voraussetzungen, was derzeit nicht der Fall war.
Aber bis zum nächstgelegenen Stern L257-32 – unter den Siedlern oft einfach nur »Next« genannt, weil es sich um den von Tau Ceti aus nächstgelegenen Stern handelte – waren es nur zweieinhalb Lichtjahre. Davon abgesehen stand Next am nächtlichen Himmel von Second Earth wie ein deutlich sichtbares Zeichen dafür, dass es vielleicht doch noch eine Alternative zum Leben im Tau-Ceti-System gab. Next war unzweifelhaft der größte Stern am Nachthimmel von Second Earth, und da diese zweite Erde keinen Mond besaß, fiel der rote Stern natürlich umso deutlicher auf.
Irgendwann, das war Arthur Jennings vollkommen klar, würde der Moment der Unzufriedenheit kommen, und dann war es vielleicht gar nicht schlecht, mit Next ein Ventil in Aussicht zu haben.
Jennings residierte in Räumen, die zuvor Teil der EXODUS-1 gewesen waren. Er hatte Myling Smith geheiratet. Beide hatten einen Sohn, der inzwischen sieben Jahre alt war – Arthur Jennings II, genannt Artie junior.
Jennings stand vor dem wandgroßen Panorama-Schirm seines Arbeitszimmers. Man hatte einen Beinahe-Rundumblick über die Ebenen, die Second Earth City umgaben – jene erste Stadt auf dieser neuen Welt. Noch war sie ein kleines Dorf. Aber das würde sich ändern.
Irgendwann …
Dass es je dazu kam, dass ein zweiter Konvoi Tau Ceti erreichte, diese Hoffnung hatte Jennings inzwischen so gut wie aufgegeben. Die hoffnungslos veralteten Nachrichten, die Second Earth von der Erde erreichten – oder von Old Earth, wie man unter den Taucetianern immer öfter sagte –, enthielten jedenfalls keinen Hinweis darauf, dass eine zweite Gruppe von Siedlern unterwegs war.
Vielleicht ist das auch besser so , dachte Jennings nicht zum ersten Mal. Auf diese Weise brauchte man sich nicht mit Neuankömmlingen auseinandersetzen, die vielleicht die gewachsenen Autoritätsstrukturen infrage stellen könnten.
Jennings war zum Präsidenten des Tau-Ceti-Systems gewählt worden, und es gab auf lange Sicht niemanden, der ihm den Rang streitig gemacht hätte. Zu legendär war sein Ruf als Kommandant des Ersten Konvois.
»Sieh mal, die Riesenfalter!«, rief sein Sohn Artie junior. Er verstellte über ein tragbares Modul die Zoomeinstellungen des Panorama-Schirms und sorgte dafür, dass der Riesenfalter näher herangeholt wurde.
Dann veränderte er den Bildausschnitt erneut und schwenkte damit zu einem Gebäude herum, das die Zentralklinik von Second Earth City beherbergte – die einzige Klinik des Systems. Sie wurde von Myling Smith Jennings geleitet. »Meinst du, Mama muss heute wieder jemanden behandeln, der beim Riesenvogelreiten abgestürzt ist?«, fragte Artie junior.
Jennings lächelte mild. »Nein, das hoffe ich nicht. So etwas machen nämlich nur Lebensmüde und Verrückte.«
»Aber es muss toll sein, auf einem der Riesenvögel zu sitzen und ihn so anzutreiben, dass er wie verrückt über das Moos rennt. Ich habe im Datennetz gelesen, dass sie sogar über das Meer schwimmen können!«
»Ja, das ist wahr.«
»Ich
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