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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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finde die Riesenvögel besser als einen Antigrav-Gleiter.«
    »Also, ich finde, dass die Riesenvögel nur zum Essen verwendet werden sollen«, bekannte Jennings. »Du isst sie doch auch gerne.«
    »Ja, aber es gibt doch so viele von ihnen – und so wenige von uns. Von uns Menschen, meine ich.«
    »Das ist nicht abzustreiten.«
    »Also müsste ihre Zahl doch zum Reiten und zum Essen reichen!«
    »Das stimmt auch«, versicherte Jennings.
    Dennoch – die Tatsache, dass das Riesenvogelreiten in Mode gekommen war, war ein bedenkliches Zeichen. Es geht den Leuten zu gut , dachte Jennings. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie durch so einen Blödsinn ihren Adrenalinspiegel erhöhen müssen …
    Aber im Umkehrschluss hieß das auch, dass der Aufbau der Kolonie im Prinzip als Erfolg bezeichnet werden konnte.
    »Meinst du, ich werde eines Tages auch mal so ein Anführer werden wie du?«
    »Das nennt man Präsident«, erklärte Jennings.
    »Egal. Einer, der sagt, was man tun soll, und der bestimmt. Das meine ich.«
    Jennings lächelte.
    »Ja, ich denke, du hast bestimmt das Zeug dazu«, fand er.
    Aber Artie junior war sich nicht sicher, ob sein Vater das tatsächlich so meinte oder etwas sagte, von dem er annahm, dass sein Sohn das hören wollte. Artie hatte schon bemerkt, dass sein Vater ausschließlich im Umgang mit ihm so war. Wenn er mit anderen Leuten sprach, sagte er ihnen schonungslos seine Meinung. Gerade dann, wenn er gar nicht damit einverstanden war, was sie getan hatten. Und wenn sie dann beleidigt waren, nahm er das in Kauf.
    Nach Arties Empfinden war sein Vater eigentlich kaum je zufrieden mit dem, was geschah. Immer gab es noch etwas zu verbessern.
    Arthur Jennings betrachtete seinen Sohn. Artie junior bemerkte den Blick und erwiderte ihn schließlich.
    »Ein Präsident wird doch gewählt, oder?«
    »Ja.«
    »Bist du dir sicher, dass du immer wieder von den Leuten gewählt wirst?«
    »Nein.«
    »Was machst du, wenn du nicht mehr gewählt wirst? Kaufst du dir dann eine Riesenvogel-Herde?«
    »Vielleicht. Aber vielleicht bin ich dann auch schon sehr alt und froh darüber, dass ich die Aufgabe abgeben kann. An dich zum Beispiel.«
    »Aber woher willst du wissen, dass die Leute mich wählen?«
    »Das werden sie tun. Und zwar deshalb, weil ich es ihnen sagen werde!«
    Artie fragte sich, wie es kam, dass die Leute offenbar alles taten, was sein Vater ihnen sagte. Er zweifelte das nicht an, denn er hatte oft genug erlebt, dass es tatsächlich so war.
     
     
    James Rüdiger Beltran überflog mit einem Gleiter die weiten Ebenen des Nordkontinents. Bisher befanden sich alle vorhandenen Siedlungen hier, während der Südkontinent von Menschen unbewohnt geblieben war. Irgendwann würde sich das ändern, wenn die Bevölkerungsdichte zunahm. Aber solange noch nicht einmal ein zweiter Konvoi den Weg nach Tau Ceti fand, dauerte das wohl noch viele Generationen.
    »Soll ich noch etwas tiefer gehen?«, fragte Mgobo Ndonga, der Beltran in den letzten Jahren als Pilot fast ständig begleitet hatte.
    »Ja, gehen Sie etwas tiefer«, murmelte Beltran, der dabei angestrengt auf die Auswertung der Oberflächenanalyse achtete, die vor ihm auf dem Konsolendisplay erschien.
    Zehn Jahre lang – seit der Landung auf Second Earth / Tau Ceti III – hatte sich Beltran nun schon der Erforschung der Riesenvögel gewidmet. Erstaunliche Erkenntnisse hatte er dabei gesammelt.
    Etwa die Tatsache, dass sie über einen phänomenalen Reichtum an unterschiedlichen Lauten verfügten, wie er wahrscheinlich in der bisherigen Zoologie noch nie dokumentiert worden war.
    Davon abgesehen waren seine Forschungen für den Bestand der Kolonie von größter Wichtigkeit. Schließlich basierte die gesamte wirtschaftliche Autarkie letztlich auf der Verarbeitung dieser Tiere. Sie waren der wichtigste Eiweißlieferant. Mithilfe von Frequenzgebern, deren Töne für die Riesenvögel abschreckend wirkten, hielt man sie von den Siedlungen fern. Bei den größeren Siedlungen war es durch bauliche Maßnahmen möglich zu verhindern, dass es zu gefährlichen Begegnungen zwischen Mensch und Riesenvogel kam. Aber es gab viele verstreut liegende Ansiedlungen, in denen häufig nicht mehr als ein Dutzend Personen zu Hause waren. Mooserntebetriebe zum Beispiel.
    »Wissen Sie, dass man die Vogelbiester inzwischen schon nach Ihnen benannt hat, Mister Beltran?«, fragte Ndonga. »Man spricht von den Beltrans …«
    »Das kommt durch die Vogel-Dokumentation, die ich für das

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