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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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durchdringenden Schnarren. Für Jennings war es kaum mehr als ein dumpfes Brummen, denn er hörte inzwischen schlecht. Die Hörgerätetechnologie war auf der Erde inzwischen weit fortgeschritten, und auch auf Tau Ceti gab es derartige Geräte. Deren Standard entsprach zwar dem Erdenjahr 2091, in dem der Erste Konvoi seine Reise in die Ungewissheit begonnen hatte, aber brauchbar waren sie allemal.
    Es gehörte zu Jennings' Marotten, dass er sich weigerte, so ein Gerät zu tragen. Die Gründe dafür waren bei genauerer Betrachtung vorgeschoben.
    Techniker des Konvois hatten die alten Geräte längst modifiziert und verbessert, denn das Problem der Schwerhörigkeit nahm in der Kolonie rapide zu, nachdem die erste Generation der Tau-Ceti-Siedler jetzt in ein Alter kam, in dem diese Schwierigkeiten vermehrt auftreten konnten.
    Seine Abneigung gegen Hörgeräte hing wohl einfach damit zusammen, dass er sich dann hätte eingestehen müssen, dass er alt wurde.
    Es war nicht so, dass Arthur I sich den Tatsachen gegenüber verschlossen hätte, und er war viel zu sehr Realist, um nicht auch Vorkehrungen für den Tag zu treffen, an dem er endgültig die Augen schloss.
    Andererseits wollte er auch nicht durch das Tragen eines Gerätes – und mochte es auch noch so winzig sein! – an diese Realität erinnert werden.
     
     
    Artie junior erschien auf dem Bildschirm des Interkom.
    »Hi, Dad.«
    »Was gibt es, Artie?«
    »Ich habe soeben die Nachricht erhalten, dass James Rüdiger Beltran gestorben ist.«
    Jennings senior seufzte.
    Er lehnte sich in seinem Schalensitz zurück.
    »Damit war zu rechnen«, murmelte er. »Irgendwann jedenfalls …«
    Die Gefühle, die Arthur Jennings in diesem Moment überkamen, waren durchaus zwiespältig. Einerseits hatte er Beltran geschätzt, ihn persönlich sogar sympathisch gefunden. Beltran hatte schließlich – neben ihm selbst – zu denen gehört, die als erste Menschen Second Earth betreten hatten. So etwas verbindet! , dachte er. Gleichgültig, was sonst noch gewesen sein mag …
    Andererseits war da noch Beltrans Oppositionhaltung gegen die Schlachtung der Laufvögel gewesen, die seinen Namen trugen.
    Das hatte er Beltran wirklich übel genommen.
    Jennings hatte es als einen Verrat empfunden.
    Schließlich basierte die Wirtschaft der Kolonie auf der Nutzung der Laufvögel. Sie lieferten mit ihrem Fleisch das Lebenselixier von Second Earth.
    Niemand hier war je wirklich dazu bereit gewesen, dieses Paradies aufzugeben.
    Und warum in aller Welt sollte man Schlachtvieh, das selbst unbedingt geschlachtet werden wollte, daran hindern?
    Wir leben in einer Symbiose mit ihnen , dachte Arthur Jennings. Aber ich fürchte, das wird der Rest der Menschheit niemals akzeptieren …
     
     
    Drei Monate später erreichte Jennings eine Nachricht von Milton Mahatma Gupta. Inzwischen auch beinahe achtzigjährig, sandte er eine Transmission vom zweieinhalb Lichtjahre entfernten System L257-32 »Next«.
    Vor acht Jahren war Gupta mit einem Raumschiff dorthin aufgebrochen, nachdem ihm Tau Ceti keine lohnenden Ziele mehr bieten konnte. Vor fünfeinhalb Jahren war Guptas Expedition im Next-System angekommen. Die Transmission hatte daraufhin noch einmal zweieinhalb Jahre gebraucht, ehe der von dort aus abgesetzte Funkspruch wieder Second Earth erreichte.
    Der Fernortung nach gab es dort zumindest eine Welt, die eine Sauerstoffatmosphäre besaß und daher für eine Besiedlung eventuell infrage kam.
    Gupta hatte mit seinem Schiff, der NEXT EXODUS, diese Reise auf sich genommen. Nur 500 Kolonisten hatten ihn begleitet – und das auf einem Schiff, das mehr als tausend Personen fassen konnte. Es handelte sich nämlich um die alte EXODUS-22, einen der wenigen Raumer der EXODUS-Klasse, die nicht zu Gebäuden auf Second Earth verarbeitet worden waren.
    Jennings beobachtete Guptas Gesicht auf dem Bildschirm.
    »Wir werden auf Next I mit einem Beiboot landen«, erklärte er. »Der Planet ist trocken-heiß. Eine Wüstenwelt. Lediglich in der Nähe des geographischen Nordpols gibt es zwei größere Binnenseen, die zusammen genommen derzeit vielleicht die Ausmaße des kaspischen Meeres haben und wohl in den vergangenen Jahrzehntausenden gewaltig geschrumpft sind. Aber das Wasser reicht aus, um eine Kolonie zu gründen.«
    Jennings hatte den inneren Impuls, dem ehemaligen Ersten Offizier der EXODUS-1 sofort zu antworten, aber dann rief er sich ins Gedächtnis zurück, dass diese Antwort ihren Empfänger erst zweieinhalb

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