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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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die offenbar Dankbarkeit dafür zum Ausdruck bringt, dass den »Laufenden« auf diese Weise das Schicksal der Überbevölkerung erspart bleibt.
    Auf den Gedanken, stattdessen effektive Methoden der Geburtenkontrolle zu entwickeln, ist man aufseiten der Riesenvögel wohl nie gekommen. Zu stark ist wohl in der Geschichte dieser Spezies der Gedanke verankert, dass Einzelne sich opfern müssen, um das Gemeinwohl zu erhalten. Wir sollten nicht zu hart darüber urteilen. Ähnliche Vorstellungen gab es durchaus in verschiedenen antiken Hochkulturen auf der Erde, und die Zeitspanne, während der wir diese Praktiken aufgegeben haben, ist – gemessen an der Gesamtgeschichte der menschlichen Gattung – lächerlich gering.
    Die Beltrans werden geschlachtet und verspeist und glauben zutiefst, dass der Mensch ihnen damit einen Gefallen tut. Eine seltsame, sehr komplizierte Situation.
    Geben wir den Riesenvögeln nicht das, was sie wollen? Tun wir nicht das, was sie sich wünschen?
    So einfach sollten wir es uns nicht machen. Aber mir ist bewusst, dass ich mit dieser Meinung einer Minderheit angehöre.
    Aus einem zusammenfassenden Bericht von James Rüdiger Beltran, abgeschlossen am 4.4.2140, dessen Veröffentlichung im planetaren Datennetz von Second Earth durch den Koloniepräsidenten verhindert wurde.
    Der Text wurde erstmalig nach Gründung der Solaren Welten 2203 für die Bewohner des Tau-Ceti-Systems zugänglich.
     
     
    Fünfzig Jahre alt war Arthur Jennings bei der Ankunft im Tau-Ceti-System gewesen. Jetzt war er dreißig Jahre älter. Sein Gesundheitszustand war deutlich schlechter, als es bei einem Achtzigjährigen auf der Erde der Fall gewesen wäre. Die Strahlung, der Jennings während der Zeit des Konvois ausgesetzt gewesen war, zeigte ihre negativen langfristigen Spätfolgen. Verschiedene Tumore hatten ihm bereits entfernt werden müssen.
    Es war der Preis für die Geschwindigkeit. Ein paar gewonnene Jahre, die man nun zurückzahlen musste.
    »Wir hätten mit geringerer Geschwindigkeit fliegen sollen«, sagte seine Frau Myling Smith Jennings manchmal zu ihm. Sie war nicht mehr in der Lage, die Leitung des Klinikums von Second Earth City selbst zu übernehmen. Dazu war die inzwischen 69-Jährige viel zu oft selbst Patientin dort. Aber in besonders schwierigen Fällen zog man sie durchaus hinzu, um ihren Rat einzuholen. »Alles, was über fünfzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit hinausging, war äußerst schädlich. Die epidemiologischen Daten lassen keinen Zweifel daran.«
    »Der zweite Konvoi hat eine bessere Abschirmung«, sagte Jennings.
    Außerdem sorgte man tatsächlich dafür, dass die Schiffe nie wesentlich über halbe Lichtgeschwindigkeit hinaus beschleunigten, was bedeutete, dass man für die 14 Lichtjahre annähernd drei Jahrzehnte brauchen würde. Vor vierzehn Jahren war der zweite Konvoi aufgebrochen, wie man durch eine völlig veraltete Funkmeldung von der Erde erfahren hatte. Ebenfalls hatte man davon erfahren, dass ein gewisser Samuel Bergstrom Zugang zu einer Zwischendimension erlangt hatte, die sich in ein paar Jahren vielleicht für ein interstellares, überlichtschnelles Kommunikationssystem verwenden ließ.
    Für Tau Ceti bedeutete dies allerdings zunächst gar nichts, denn mit normalen Funkanlagen, so leistungsfähig sie auch sein mochten, war man nicht in der Lage, diese neue Übertragungsart zu empfangen. Falls sie mal zur Serienreife gelangte, musste erst jemand bereit sein, 14 Lichtjahre weit zu fliegen und die entsprechende Technik ins Tau-Ceti-System zu bringen. Etwas schneller ging es vielleicht, wenn die Taucetianer diese Technik selbst nachzubauen versuchten – nach Anweisungen, die bei ihrer Ankunft jeweils vierzehn Jahre alt waren. Jennings erwartete nicht, dass vor Ende des Jahrhunderts eine Überlichtfunkverbindung zwischen Tau Ceti und der Erde eingerichtet werden konnte. Er selbst würde das nicht mehr erleben.
    Aber das bedauerte Jennings auch nicht.
    Bis dahin konnte sich die Kolonie vollkommen unabhängig entwickeln, und das war vielleicht das Beste.
    Was dann die Zukunft brachte, damit würde sich sein Sohn Artie junior herumzuschlagen haben.
    Artie war inzwischen ein Mann von dreißig Jahren und fungierte jetzt bereits als rechte Hand von Arthur Jennings I. Dass man Artie zum Koloniepräsidenten wählen würde, stand wohl außer Frage …
     
     
    Jennings döste in seinem Büro vor sich hin.
    Ein Geräusch ließ ihn aufhorchen. Das Interkom meldete sich mit einem

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