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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Tugendwächter, der sogar bei dieser hoch geheimen Aufklärungsmission nicht fehlen durfte.
    Sun-Tarin wandte den Kopf in Richtung des Tugendwächters. »Du plädierst für Gnade im Hinblick auf Ungläubige?«, fragte er verwundert.
    »Wir könnten Feinde auf uns aufmerksam machen, die dann Zeit genug haben, um sich auf die Konfrontation mit dem Imperium vorzubereiten.«
    »Von diesen Feinden geht keinerlei Gefahr aus. Ihre Raumschiffe schleichen herum wie Doppelhausschneckenläufer von Kridania. Sie werden Jahre brauchen, ehe sie ihr Ziel erreicht haben – wir nur Tage.« Sun-Tarin ließ ein knarzendes Geräusch seines Schnabels hören, das dadurch entstand, dass die Oberhälfte etwas zurückgezogen wurde und dann anschließend über die Unterseite in einer sehr charakteristischen und vor allem auch sehr persönlichen Weise kratzte, an der ein Kridan einen anderen Kridan durchaus zu erkennen vermochte.
    »Ich hoffe, du behältst mit deiner optimistischen Einschätzung recht«, sagte der Tugendwächter.
    Sun-Tarin empfand Ärger über die Einmischung von jemandem, der das Handwerk eines Tanjaj nicht erlernt hatte und auch nichts von Raumfahrt verstand.
    Wahrscheinlich wird mir gar nichts anders übrig bleiben, als es hinzunehmen! , dachte der Kommandant der PFEIL DER GÖTTLICHEN ORDNUNG resignierend. Beim Raisa , womit habe ich das verdient? Und wie viele tapfere Tanjaj werden diesen Gedanken wohl noch in sich tragen, wenn meine Gebeine längst in irgendeinem Raumgefecht verglüht sind?
     
     
    Mit neunzig Jahren starb Arthur Jennings I – für einen Teilnehmer des Ersten Konvois war das ein erstaunliches Alter, mit dem auch er selbst niemals gerechnet hatte. Die Kolonie war in diesem letzten Jahrzehnt faktisch von Artie junior regiert worden.
    Die letzten fünf Jahre seines Lebens verbrachte Arthur I im Zustand geistiger Umnachtung.
    Ein Hirntumor wurde diagnostiziert. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Spätfolge der Strahlenbelastung in den Konvoi-Jahren. Die Erkrankung wurde weitestgehend geheim gehalten, was immer schwieriger wurde, je größer die geistigen Ausfälle wurden.
    Zunächst schaffte es Arthur Jennings I noch, bei offiziellen Anlässen zumindest anwesend zu sein, wenn auch die Häufigkeit seiner Gesprächsbeiträge gegen null tendierte.
    Artie junior führte die Verhandlungen und Besprechungen. Dennoch war anzunehmen, dass doch Informationen – zumindest in Form von Gerüchten – über das medizinische Personal an die Öffentlichkeit gelangten.
    Wahrscheinlich war unter den gut 70.000 Einwohnern, die die Second-Earth-Kolonien bewohnten, viel mehr über den Zustand des alten Kommandanten bekannt, als es nach außen hin den Anschein hatte.
    Aber man wagte kaum, darüber zu sprechen. Solange Arthur Jennings I noch lebte, war der Gesundheitszustand des legendären Anführers des Ersten Konvois ein Tabu. Niemand mochte sich offenbar eine Zukunft ohne Jennings senior ernsthaft vorstellen.
    »Es sind große Fußstapfen, in die du trittst«, sagte Myling Smith Jennings an dem Tag, als man ihren Sohn offiziell zum Präsidenten der Kolonie wählte. Einziger Gegenkandidat war ein völlig aussichtsloser Anhänger der Lehren von James Rüdiger Beltran gewesen, der dafür eintrat, die nahrungsmitteltechnische Verwertung der Riesenvögel aus ethischen Gründen zu verbieten. Kein Wunder, dass er damit auf Second Earth kaum Stimmen bekam.
    Artie Juniors Mutter war selbst inzwischen schon sehr hinfällig. Sie brauchte ein Antigrav-Aggregat, um sich noch bewegen zu können.
    »Dad hat es so gewollt, dass ich seine Nachfolge antrete«, murmelte Artie junior.
    Die Ahnung eines Lächelns flog über Myling Smith Jennings' Gesicht. »Ich weiß«, flüsterte sie und war dabei trotz ihres Stimmverstärkers kaum zu verstehen. »Und du wirst diese Aufgabe hervorragend erfüllen. Es gibt niemanden auf Second Earth, der daran nicht glauben würde.«
    Nur ein paar Wochen später starb auch Myling Smith Jennings.
    Arthur Jennings II alias Artie junior war nun auf sich allein gestellt. Seine Mutter war nicht nur eine wichtige Beraterin seines Vaters gewesen, sondern hatte diese Funktion auch noch innegehabt, als Artie faktisch bereits allein die Führung der Kolonie übernommen hatte.
     
     
    Am Tag des Todes von Myling Smith Jennings traf eine Botschaft des zweiten Konvois ein, der die Kolonie regelmäßig mit seinen jeweils um Jahre veralteten Funkbotschaften auf dem Laufenden hielt.
    Was Artie nicht wusste, war, dass

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