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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ansorge
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vor, den Kundschafter auf dem Mutterschiff unter einem Vorwand durchzuchecken. Vielleicht bedurfte es auch gar keines Vorwandes bei der Kritik, die der
unerlaubte Kurswechsel auslösen mußte.
Er behielt ihn im Auge. Katman gab sich betont ruhig, schien
sich seiner Entschlüsse völlig sicher zu sein. Allerdings signalisierten die Psychodaten einen höheren Erregungszustand, als
er zu zeigen sich bemühte.
Katman wußte selber nicht genau, warum er auf dem Kurs
beharrte. War es Trotz? Protest? Oder folgte er einfach seiner
»Nase«? Am liebsten hätte er mit Sibyll gesprochen. Aber jeder Informationskontakt mit dem Raumschiff käme früher oder
später Pierre Dutch zur Kenntnis und damit auch Larissa Furaschowa. Außerdem würde Goa Sung mithören. Da verzichtete
er lieber.
Sibyll an Bord der Serdjuk – wie hatte er gestaunt, als er von
ihrer Berufung in die Expedition erfuhr. Harper mußte dabei
seine Hand im Spiele gehabt haben. Dazu kannte er die Regeln
der Raumfahrtbehörde zu genau. Er fragte sich, weshalb die
Sicherheitsleute diesen Entschluß getroffen hatten. Etwa um
ihm, Katman, einen Gefallen zu tun? Nein, so von sich eingenommen war er nicht, daß er das ernsthaft annehmen würde. Aber gefreut hatte er sich, sie in der Nähe zu wissen. Zugleich
sorgte er sich, weil der ihm liebste Mensch in die Gefahren der
Yogawelt geraten würde.
Eigenartig, daß ihm die Gesprächsthemen meist dann einfielen, wenn er von ihr getrennt war. Damals, an der Oka, nahm er
sich schon zuwenig Zeit, um mit ihr zu reden. Sie fuhren auf
zwei Flößen und rasteten gemeinsam. Wald, Wiesen, ringsum
Natur, und nur sie beide am Fluß. Aus dem eiskalten Wasser in
ein zärtliches Miteinander. Wie oft erlebte und gestaltete er
dieses Spiel… Jedesmal – schon, wenn er es sich vorstellte –
zwang es ihn aufs neue in den Bann. Die Vollendung der Lust
erlebte er mit keiner Frau so wie mit Sibyll. Immer begann es
mit ihrem Lächeln, das ihr Gesicht so unwahrscheinlich verschönte. Wenn dann die weiblichen Details auf ihn wirkten,
beschenkte er sie mit Liebkosungen, bis er im Strudel der Lust
untertauchte… und wünschte, daß es ewig so dauern möge. »Objekt in sechsunddreißig Grad auf Fernsichtscheibe«, meldete Sredny.
»Die Boje?«
»Möglich.« Es klang zweifelnd.
Sie konnte es auch gar nicht sein. Katman überrechnete die
Daten. Waren denn die Meßwerte falsch?
»Peilen Sie!« befahl er dem Piloten.
Der hatte schon die Fern- und Nahsichtsensoren übereinander
geschaltet. Auf dem Monitor flimmerten Zahlen, Werte. »Das Ding ist verdammt nah. Oder groß, größer als die Boje«,
stieß Sredny hervor und fuhr sich mit der Hand durch sein helles Wuschelhaar.
Katman forderte die Berechnungen vom Bordcomputer. Er
schnaufte leise. »Meldung an Serdjuk: Fremdes Objekt, Größe
etwa fünf mal fünf mal fünfzehn Meter in hundertachtzig Millionen Kilometer Entfernung, auf sechsunddreißig Grad von
Eigenposition aus in Richtung Quiriusnebel. Erbitte Genehmigung zur Kursänderung, um das Objekt anzusteuern.« »Wie kommt Katman auf diese Position?« fauchte Larissa. Niemand antwortete. Kerper schmunzelte verstohlen. Er tippte die Standorte des RE sieben und des gemeldeten Objektes
von Hand auf die Sternenkarte.
Sieben Leute befanden sich im Kommandoraum, mit der Abfassung des Tagesrapports beschäftigt. Jetzt drängten sie sich
vor der elektronischen Karte.
Larissa Furaschowa wollte etwas sagen, aber Pierre Dutch
faßte sie am Oberarm. Als sie ihn erstaunt anschaute, schüttelte
er den Kopf. »Contenance ∗ , ma chère!« Sie biß sich auf die
Lippen.
Alle blickten Dutch an. Der verkündete: »An Raumerkunder
sieben: Genehmigung erteilt.«
Er streifte die Sternenkarte mit kurzem Blick. Vielleicht würde er später einmal auf die sonderbaren Koordinaten der Katmanschen Position zurückkommen.
    ∗ frz. »Haltung, meine Liebe!«
    »Also haben sie den alten Dutch doch noch nicht eingewikkelt«, murmelte Katman, als er die Bestätigung erhielt. Es gab eben nicht viel solche Persönlichkeiten innerhalb der gegenwärtigen Raumfahrergilde wie Pierre Dutch: Solide Bildung und Ausbildung, jahrzehntelange Erfahrung, Gerechtigkeitssinn und Ausstrahlungskraft.
    »Ich hab das Ding im Leitstrahl«, teilte Sredny mit. »Abbremsen, Kurs und Beschleunigung neu berechnen.« Katman sah zu, wie Sredny tippte und das Ergebnis abrief.
    »Die Werte, bitte.«
Der Pilot zögerte.
»Was ist?«
»Das Ergebnis stimmt nicht.«
»Zeigen Sie her.« Katman überflog den

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