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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ansorge
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stiften.« Aber dann kamen ihr Bedenken. »Ein Pärchen in den Flitterwochen? Daraus wird nichts!« Am Ende beharrte sie jedenfalls
auf Goa Sung.
Großmütig hatte er damals nachgegeben, zumal da sie sich
allein in der Kabine befanden. Die heutige Entscheidung dagegen schmälerte seine Autorität. Das hatte er Kerper direkt angesehen.
Pierre Dutch nahm sich vor, daß es das letzte Mal gewesen
sein sollte. Immerhin handelte es sich ja bei Katman nicht um
einen Anlernling, sondern um einen der angesehensten Weltraumforscher im Range eines Commanders.
Seit fünf Wochen operierte jetzt die Serdjuk im Yogasystem;
er hatte ihre Ankunft im Operationsgebiet zur Erde gemeldet
und die Raumerkunder nach Plan eingesetzt.
In sechs Wochen würde die Poolman folgen und Relaisposition beziehen. Das hieß, sie verblieb auf halbem Wege zwischen
der Serdjuk und dem toten Fenster, dem Einstieg in die zeitlosen Galaxiszwischenräume.
Zweimal gab es bisher Alarm. »Annäherung fremder Objekte.« Aber es waren jedesmal nur Materieschleier gewesen, die
offenbar von Yoga Sieben durch energetische Entladungen als
Staubsturm auf eine komplizierte Bahn innerhalb des Yogasystems geraten waren. Auch die Überprüfung der Sonde dreiundzwanzig würde kaum etwas Neues bringen.
    Ungeduldig schaute Katman immer wieder zum Funkpult. Endlich zirpte der Signalgeber, und die Empfangsdiode blink
te.
Wortlos reichte ihm Goa Sung den Meldestreifen. Katman überflog ihn, zischte einen Fluch.
Der Pilot drehte sich erstaunt um. »Was ist?«
»Kursänderung abgelehnt. Die zwei wäre näher dran.« »Aber jetzt doch nicht mehr.« Sredny wies auf die automatische Standortangabe. Sie flogen ja schon seit der Anfrage auf dem neuen Kurs. »Decken wir unsere Karten auf, teilen der Serdjuk die neuen Koordinaten mit, und sie werden ihre Ent
scheidung revidieren.«
»Werden sie nicht.« Katman wandte sich plötzlich an Goa
Sung. »Was machen Sie denn?«
»Ich bestätige den Empfang.«
Katman drückte die Blockadetaste. »Bitte warten Sie noch
damit.«
Goa Sung runzelte die Stirn. »Die Informationsordnung besagt, daß jede Anweisung sofort zu bestätigen ist.«
»Das ist richtig«, erwiderte Katman und fragte leise: »Sie
kennen die Dienstordnung?«
Natürlich kannte sie Goa Sung. Und er wußte auch, auf welchen Paragraphen Katman anspielte. »Der Bordkommandant
übt absolute Befehlsgewalt aus. Seinen Weisungen ist unbedingt Folge zu leisten.«
Goa Sung kannte auch den Beschwerdeparagraphen. »Bei
Verstößen oder vermuteten Verstößen gegen Reglement und
Dienstordnung ist Beschwerde beim Dienstvorgesetzten möglich. Einspruch oder Beschwerde entbinden jedoch nicht von
der angeordneten Befehlsausführung.«
Damit war die Lage klar. Er mußte Katman gehorchen. Auch
wenn dessen Anweisung gegen die Kontaktordnung verstieß.
Schweigend fügte sich der Professor. Aber seine Finger zitterten, und auf seiner Stirn perlte Schweiß. Er schaute zum Piloten hinüber.
Der beugte sich über seine Tastatur, wollte sich aus der Sache
heraushalten.
Katman starrte wütend auf den Meldestreifen. War der alte
Dutch also auch umgefallen, machte sich zum Handlanger der
Voreingenommenen. Als Kommandant der Expedition sollte er
lieber seinen Blick für alle Eventualitäten offenhalten. An Sredny gewandt, stellte er fest: »Es geht gar nicht darum,
wer näher an der Boje ist. Sie wollen nicht, daß ich an die
Speicher gehe.«
Ungläubig schüttelte Sredny den Kopf, während Goa Sung –
wenn auch innerlich betroffen – unwillkürlich nickte. Sie hatten ihn ja an Bord des Raumerkunders geschickt, um eine Wiederholung der Yoga-Neun-Ereignisse zu verhindern. Zwar
traute er Katman keine bewußte Irreführung der Behörden zu,
aber irgendetwas hatte damals den Raumkundschafter durcheinander gebracht. Und das wollte er, Goa Sung, erkunden. Weshalb behielt Katman völlig unmotiviert, so schien es ihm,
den nicht genehmigten Kurs bei? Unauffällig musterte er die
Skalen mit den Körperdaten. Eigentlich nichts Auffälliges, nur
etwas erhöhter Blutdruck und gesteigerte Hirnimpulse. Aber
bei seinem Ärger war das kein Wunder.
Ich müßte ihn an die Sensoren für die Neuroanalyse anschließen, dachte der Professor, hütete sich aber, den Wunsch laut zu
äußern. Offenbar ist er psychisch gestört. Krankhafter Ehrgeiz
oder sogar Paranoia. Das hätten sie beim Med-Test in Vorbereitung der Expedition aber bemerken müssen. Auf keinen Fall
sind Nervengase oder Halluzinationen im Spiele.
Goa Sung nahm sich

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