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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ansorge
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begehren? Oder orientiere ich mich immer nur auf das Erreichbare? Kurzfristig, aber entschlossen?
    Es dauerte lange, bis Pierre Dutch munter wurde und das ausdauernde Klopfen an der Tür bewußt wahrnahm. Er setzte sich im Bett auf. Keines der Alarmsignale hatte angeschlagen. Die gesamte Informationstechnik blinkte grün, war also eingeschaltet, aber nicht aktiviert. Nur das Pochen an der Tür blieb. Er schaute auf die Uhr. Zwei Uhr fünfunddreißig. Mitten in der Nacht. Er zog seinen Freizeitumhang über und öffnete.
    Sibyll Kelton stand vor der Tür und bat verlegen um Entschuldigung. »Ich muß Sie sofort sprechen. Allein.«
»Bitte.«
Er ließ sie eintreten. Die Kelton also. Hoffentlich nahm sie sich nicht zu wichtig. Um Melan konnte es nicht gehen, da wäre Goa Sung selber gekommen. Wenn er sie nicht geschickt hat. Es wird um ein Sicherheitsproblem gehen.
»Darf ich Meldung erstatten?«
»Bitte.«
»Ich habe die Schaltungen überprüft, bei Melan…«
Also doch Melan. Eine neue Mitteilung über die Sibir? Der Kommandant war hellwach.
»…und eine Blockade entdeckt. Sehr einfach angelegt und sehr wirksam zugleich. Und nur bei einer intensiven Überprüfung bemerkbar. Diese Sperre ist, vermute ich, die Ursache, weshalb seit Tagen keine Kontakte mehr mit Melan zustande kamen.«
Das Wort Blockade beunruhigte den Kommandanten. »Und wer?«
Er sprach nicht weiter. Beide blickten sich an. Es kam nur einer in Frage. Aber Pierre Dutch sperrte sich gegen diesen Schluß. Er schüttelte den Kopf.
Sie hob die Schultern, ließ sie wieder fallen. »Es kann nur Goa Sung gewesen sein.«
»Aber weshalb sollte er?«
»Ich weiß es nicht. Nur, daß er sich in den letzten Tagen sehr verändert hat.«
Dutch ging hinter den Wandschirm, begann sich anzukleiden. »Gehen wir. Sprechen wir mit dem Professor.«
Goa Sungs Kabinentür fanden sie unversperrt. Sie traten ein. Leise rief Sibyll seinen Namen. Alles blieb still. Dutch schaltete auf Tageshelle, und Sibylls Stimme wurde laut und eindringlich.
Langsam schritt Dutch voran, während Sibyll stehen blieb, den Raum und seine Einrichtung musterte.
Hinter dem Isolierschleier auf dem Bett fand Dutch den Professor. Er hielt die Augen geschlossen, als schliefe er. Sein Gesicht strahlte Ruhe aus.
»Professor«, sagte Dutch, wiederholte dann etwas lauter »Professor« und schüttelte ihn am Oberarm. Ohne Ergebnis. Leise rief er Sibyll heran, deutete auf den Ruhenden. »Sie besitzen einen medizinischen Grad. Sehen Sie sich den Mann an, versuchen Sie, ihn aufzuwecken.«
Eilig trat sie zum Bett, schaute das Innere des Isolierschleiers. Eine Landschaft, Bambus, Berge, ein Fluß mit Dschunken, hauchzart wie eine chinesische Tuschzeichnung, aber als Realwiderspiegelung. Nur an der Stelle, wo sie und Dutch eingedrungen waren, klaffte eine Lücke.
Sie rief Goa Sung beim Namen und packte ihn am Ober arm, ließ ihn aber sofort wieder los. Verwirrt wandte sie sich zu Dutch um, dann beugte sie sich über den Liegenden, hob seine Augenlider, faßte nach dem Puls. »Ich fürchte, er ist tot«, flüsterte sie. .
Dutch schaute sie ungläubig an, ließ seinen Blick über die ruhende Gestalt wandern.
Sie versuchte eine Wiederbelebung mit dem Minischocker, massierte die Herzgegend, führte eine Atempatrone ein, zog eine Spritze auf, legte sie aber langsam beiseite. »Es nutzt nichts mehr.« Sie richtete sich auf. »Ich gebe Med-Alarm. Soll der diensthabende Arzt ihn auf Station holen, die Todesursache feststellen.«
Dutch schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
Er begann das Bett, die Servoelemente, den Raum zu mustern. »Können Sie nicht die Todesursache feststellen?« Sie verneinte.
»Wenigstens – vermuten?«
»Sie meinen…?«
»Er war Mediziner. So schnell und unverhofft stirbt man heutzutage nicht.«
»Mord?«
Er griff plötzlich in die Ablage eines Bedienservos neben dem Bett, zeigte ihr den Schocker.»… oder Selbstmord.«
Sie begann den Toten schnell und zielstrebig zu untersuchen, drehte ihn vorsichtig zur Seite. »Keine sichtbaren äußeren Einwirkungen«, stellte sie fest.
Er reichte ihr den mattbraunen griffigen Schocker, sie las die letzte Einstellung. »Die Dosis hätte dreimal gereicht.«
Dann fand sie den Ansatz. Ein bläulicher Ring auf der Haut hinter dem linken Ohr. Goa Sung war Linkshänder gewesen. »Suizid.«
»Aber die Tür war offen.«
»Das besagt nichts. Spricht höchstens dafür, daß Goa Sung keinen Lärm wollte. Aber mein Hauptgrund ist: Der Schocker wurde aufgesetzt. Weshalb

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