Raumkundschafter Katman
Der hob das Deckengeflecht der Antenne über Melan und zog feine Drähte. Der Arzt assistierte. Sibyll probierte auf der Tastatur des Energiewandlers verschiedene Impulskombinationen.
Der tiefe Brummton kam wieder. Dann auch der Text auf dem Schirm. »… und so erhielt ich die Genehmigung, die Flucht im autonomen Überlebenssystem zu wagen.«
Sibyll Kelton schaltete sich ein. »Major, bitte berichten Sie, wohin die Sibir gebracht wurde.«
Wieder das Flimmern auf dem Schirm, dann – »Habe verstanden.« Nach kurzer Pause: »Sie brachten die Sibir durch eine Energiebarriere. Wahrscheinlich liegt dahinter ihr Heimatplanet.«
»Also doch Yoga Zehn!« Das war Katmans Stimme. Etwas verzerrt, aber der Triumph war unüberhörbar.
»Bemerkten die Yogaleute Ihr Manöver nicht?«
»Doch. Sie zerstrahlten die ganze Sektion. Es muß Tote gegeben haben. Mich erwischten sie auch. Aber nicht ganz, sie unterschätzten die Stabilität des Überlebenssystems. Wenn das ganze Schiff so widerstandsfähig erbaut worden wäre…« Der Monitor flackerte.
Die Elektroniker gestikulierten heftig.
Sibyll Kelton schaltete das Netz ab. »Was ist?«
»Zu hohe Impulse. Überlagert.«
»Aber anders kommt keine Verbindung zustande.«
»Wir riskieren den Zusammenbruch des Netzes.«
»Und die völlige Erschöpfung des Mediums.« Das war der Arzt. Er verwies auf Goa Sungs Belastungstabelle.
Dutch ordnete das Ende der Befragung an. »Das wichtigste wissen wir.«
Als Larissa zum Reden ansetzte, unterbrach er sie und befahl: »In dreißig Minuten zum Rapport im Kommandoraum: der erste Stellvertreter, der Informationsoffizier, Sibyll Kelton. Danke.«
Die Offiziere gingen. Vom Schicksal ihrer Kameraden zutiefst berührt, durch die Nachricht von der Existenz einer aggressiven Zivilisation erschüttert. Zweifel meldeten sich. Wie groß war der Wahrheitsgehalt der Melan-Aussagen? Wobei der Wunsch, daß es nicht so sein möge, der Vater des Gedankens war. Verständlicherweise.
Denn wenn jene Yogaleute so rigoros mit der Sibir verfahren waren, was stand dann der Serdjuk bevor?
Sollten sich wirklich jahrhundertelang gültige Axiome irdischer Raumkundelehre als überholt erweisen?
3.
»Schalten Sie den RE sieben dazu.«
»Wozu Katman?«
»Ohne Katman keine Entscheidungen mehr im Yogasystem.
Er hatte recht, nicht du.«
Zu Dutchs Überraschung nickte Larissa. »Gut. Vorausgesetzt,
die Melan-Informationen sind exakt.«
Dutch preßte die Fingernägel in die Handfläche. Nahm das
kein Ende?
Kerper brubbelte undeutlich: »Schön wär’s.«
»Was wäre schön?« fuhr ihn der Kommandant an. Kerper trat von einem Fuß auf den anderen, blickte Larissa
an.
»Also?« drängte Dutch.
»Wenn es das alles nicht gäbe. Den Überfall auf die Sibir, die
Verschleppung der Kameraden, die… unheimliche Technik.« »Meinen Sie, ich wünschte das nicht?« Dutch schüttelte den
Kopf. »Eins ist gewiß: Die Wahrheit wird sich durchsetzen.« »Was heißt Wahrheit? Eine abstrakte Wahrheit gibt es nicht,
die Wahrheit ist immer konkret«, erwiderte Larissa. Dutch zählte auf: »Melan im Überlebenssystem mehr tot als
lebendig.« Er hob einen Daumen. »Tatsache Numero eins. Die
Sibir verschollen, Nummer zwei.« Es folgte der Zeigefinger.
»Die ergebnislose Suche auf neun Yogaplaneten.« Der Mittelfinger. »Katmans Bericht über die Ereignisse auf Yoga Neun.«
Er zeigte vier Finger. Larissa hob den Kopf, als wollte sie etwas sagen, schwieg aber, als Dutch fortfuhr. »Schließlich Melans Aussage, die alles aufklärt und Katmans Aussage bestä
tigt.« Er sah von einem zum anderen. »Einwände?« Niemand antwortete.
»Oder hat jemand eine bessere Erklärung?«
Jetzt sprach Larissa. »Wir dürfen eine Möglichkeit nicht ausschließen. Auch Melan kann unter Halluzinationen gelitten haben, die an Bord der Sibir aufgetreten und zur Ursache der
Katastrophe geworden sind.«
»Klingt unwahrscheinlich«, sagte Kerper.
»Das ist wissenschaftlich unhaltbar.« Man spürte den Zorn in
Sibyll Keltons Stimme. »Es ist nicht anzunehmen, daß zwei
Personen zu verschiedenen Zeiten und an unterschiedlichen
Orten den gleichen Sinnestäuschungen unterliegen. Katman auf
Yoga Neun und Melan an Bord der Sibir. Also muß es sie wohl
geben, die Yogaleute.«
Larissa lächelte mit schmalen Lippen. »Und was veranlaßt
eine technisch hochentwickelte Zivilisation zu solch einem
inhumanen Verhalten?«
»Damit wären wir bei der nächsten Frage.« Dutch versuchte
die Diskussion zu ordnen. »Wer äußert sich?«
Sibyll hob
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