Raumkundschafter Katman
Aber das traute der sich nicht.
Hinter der Sincatwand schnarchte Sredny, im fast stillen Gleiter ein sonderbar menschliches Geräusch.
Katman saß am Navigatorschirm.
Bernard überflog die Meßwerte. Fast automatisch drückte er die Löschtaste, als er in einer der Zahlenreihen eine Abweichung zu erkennen glaubte. Grade ihm mußte das passieren. Am besten ließ er alles auf sich beruhen, gelöscht ist gelöscht. Niemand wird etwas bemerken.
Er hielt es keine fünf Minuten aus. »Commander?«
Die förmliche Anrede ließ Katman stutzen. »Ich höre.«
»Wir sollten die letzte Zehnminutenstrecke wiederholen.«
»Weshalb?«
»Eine Abweichung im G-Strahlen-Sensorbereich.«
»Zeig sie her.«
»Ich hab aus Versehen die Löschtaste betätigt.« Jetzt legte er den Kopf auf den Richtblock.
Katman sagte nur: »Leiten Sie das Kehrmanöver ein.«
Bernard wartete, ob noch etwas folgte. Etwa, daß Sredny zu wecken sei. Er hätte es als berechtigt empfunden und wäre doch gekränkt gewesen. Es kam aber nichts dergleichen. Er tippte das Manöver in die Automatik der Steuerung.
Der Rückflug währte schon fünf Minuten. Da war sie. Nur zwei Hundertstel. Bernard atmete erleichtert auf, reichte die Datenkette an Katman.
»Wir ziehen eine Spirale. Mal sehen, was der Sensor sagt.«
»Soll ich Sredny…?«
»Laß ihm seinen Schlaf.«
»Zu Befehl.«
Sie berechneten die Steuerung und ließen den Gleiter auf die Spiralbahn einschwenken. Schon nach drei Umdrehungen zeigte sich die Richtung, in der die Werte am niedrigsten waren.
»Jetzt in die Vertikale. Die gleichen Spiralen mit demselben Programm.«
Hier brauchten sie sechs Runden. Dann zeichnete sich eine Strecke ab, auf der die Daten gleichmäßig abnehmende Werte zeigten.
»Immer an der Wand entlang«, summte Bernard, verstummte aber bald.
Auch Katman konzentrierte sich auf die Angaben der Meßfühler. Nicht nur die G-Strahlen-Werte sanken. Auch die anderen.
»Bremsen«, befahl Katman. Was kam, wenn die Monitore »Null« auswiesen?
Vorsichtig verlangsamte Bernard. »Kostet viel Energie.«
»Muß aber sein.«
Die Dioden flimmerten Null. Alle, ausnahmslos.
»Ein Witz.«
»Oder eine. Tür.« Sredny war von hinten gekommen und rieb sich die Augen. »Warum suchen wir nicht die Klinke?« »Alle Verbindungen geschaltet, bis auf Katman«, meldete Kerper betont förmlich.
Dutch dankte. »Was ist mit dem RE sieben?«
»Keine Verbindung, Commander.«
Aber er brauchte Katman. Er hatte überrascht feststellen müssen, daß viele Offiziere lieber bleiben wollten. Nicht so sehr wegen Larissas Agitation, sie wollten den Kameraden der Sibir helfen. So lautete der Befehl, und so waren sie erzogen. Aber sie unterschätzten die Gefahr, die von den Yogaleuten ausging.
Auch dazu waren sie erzogen worden. Leistungsabsicht aus Mangel an Information.
Sorgenvoll runzelte er die Stirn, hoffend, daß Katman sich noch rechtzeitig melden würde. Er wußte doch, worum es ging.
Punkt zwölf Uhr dreißig eröffnete der Kommandant die Beratung. Sachlich begründete er seine Entscheidung. Doch schon beim Sprechen spürte er Erstaunen und auch Ablehnung.
Als erste meldete sich Larissa. Sie war gut vorbereitet. Ganz sachlich, fast unterkühlt zerpflückte sie die Argumente des Kommandanten – und traf genau den Nerv der Zuhörer.
Fast bewunderte Dutch diese Leistung.
Zwei Thesen stellte sie in den Mittelpunkt ihrer knappen Rede. Am Anfang zitierte sie den Expeditionsauftrag:
»1. Start ins Yogasystem unter Wahrung der im Reglement verlangten Vorsichtsmaßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit des Schiffes. (Besonders zum Schutz vor psychischen Abnormitäten.)
2. Suche nach der verschollenen Sibir (unter Berücksichtigung Punkt eins).
3. Bei Auffinden der Sibir:
3.1. Hilfeleistung im notwendigen Maße, insbesondere zur Rettung der Besatzung. (Das ist der Primärauftrag.) Wenn notwendig, ist die Poolman einzubeziehen. 3.2. Aufklärung der Ursachen der Notlage der Sibir. (Möglichst eindeutig – aber untergeordnet dem Primärauftrag.)
4. Rückkehr der Expedition zur Erde.«
Sie wiederholte den Primärauftrag.
Dutch warf erregt ein: »Aber unter Berücksichtigung des Punktes eins!«
Sie wartete das Ende seines Einwurfs ab, erwiderte kalt: »Ich habe den vollen Wortlaut zitiert. Statt Rückkehr wird uns Vollmacht gegeben, sogar die Poolman herbeizuholen.« Sie holte tief Luft, ehe sie leise schloß: »Abbruch der Expedition ist Befehlsverweigerung.«
Einige murmelten Widerspruch. Das ging ihnen zu weit. Die Stellvertreterin
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