Raumkundschafter Katman
ausgelegte Halle, an ihrer Rückwand zweiundfünfzig Abortsitze, jeder aus alabasterweißem Schmelzgestein.
»Sieht aus wie eine Exquisit-Latrine«, sagte Bernard. »Und jeder hat sein eigenes Plätzchen. Das sind vielleicht verwöhnte Burschen hier.«
»Zweiundfünfzig Sitze für zweiundfünfzig Bewohner? Verstehe ich nicht.« Katman schaute Sredny an, und der zuckte die Schultern.
Daneben der andere gleich große Raum in lindgrün. Mittendrin ein steinerner Tisch mit zwei breiten und einer schmaleren Rinne, davor auf jeder Längsseite sechsundzwanzig steinerne Sitze.
Sie gingen am Tisch entlang. Bernard probierte eine der Sitzgelegenheiten aus. War dies eine Mannschaftsmesse?
Plötzlich begann es an der Stirnwand des Raumes zu klappern, dann setzte ein Gurgeln und Glucksen ein.
Erschrocken sprang Bernard auf. Sredny und Katman verharrten, die Hand am Geostrahler, und schauten sich prüfend um.
Aber nichts geschah. Oder doch – aus der Wand schoben sich zwei Rohre. Ein dickeres und ein dünnes. Aus dem dünnen plätscherte ein Strahl rotfunkelnder Flüssigkeit in die schmale Rinne, während aus dem dickeren teigartige Portionen plumpsten, immer abwechselnd in die linke und in die rechte Rinne. Drinnen mußte eine Art Band laufen, denn die Portionen bewegten sich langsam voran, bis sich vor jedem Sitz eine befand.
»Sieht mehr nach Abfütterung als nach individuellem Speiseangebot aus.« Sredny kostete vorsichtig. »Aber es schmeckt.«
Bernard prüfte das rote Getränk. Es schien ihm zu munden, denn er beugte sich über den Tisch und schlürfte einen ganzen Mund voll. »Alkoholisierte Limonade.«
Wieder beugte er sich zum Trinken vor, aber Katman hielt ihn an der Schulter fest. »Vorsicht, vielleicht sind Drogen drin. Oder Gift.«
»Schade um Speis und Trank«, meinte Sredny.
Sie wollten in das Innere des Gebäudekomplexes vordringen, stellten aber fest, daß aus dem Flachbau kein Weg dorthin führte. Eine Tür schien es zwar zu geben, aber weder Klinke noch Schloß, auch kein elektronischer Verschluß waren zu entdekken.
»Vielleicht ist sie nur von innen zu öffnen?«
»Scheint so, als ob die da drinnen die von hier draußen nicht bei sich haben wollen.«
Katman schüttelte den Kopf. »Wir suchen von außen einen anderen Eingang.«
Fast tausend Meter legten sie zurück, bis sie zu einem verschlossenen Portal gelangten, aber – im Gegensatz zu der Außentür im Flachbau – öffnete es sich bei ihrer Annäherung nicht von selbst.
Sredny ließ die Sensoren tasten und messen, befragte den Computer. »Interessanter Magnetverschluß. Aber den kriegen wir auf.«
Und tatsächlich, nach einigen Manipulationen mit dem Computer sank das Bunkerportal in den Boden.
»Bitte.« Sredny wies einladend auf den Eingang, während Katman, den Strahler im Anschlag, hinter die Seitenwand sprang. Vor ihnen ein erleuchteter rechteckiger Raum – die Schleuse.
»Bernard übergibt mir die Videokamera und sichert draußen, wir beiden gehen hinein.«
Mißmutig verzog Bernard das Gesicht, drehte sich aber so, daß es weder Katman noch Sredny sehen konnten. Allein bleiben, das gefiel ihm nicht. Immerhin konnten jederzeit irgendwelche… Bewohner auftauchen. Und wenn sie gegen ihn vorgingen wie jene Raumfahrer auf Yoga Neun… Er betrachtete seinen Geostrahler und kam zu dem Schluß, daß es wahrscheinlich aufs gleiche hinauslief, ob sie den anderen einzeln, zu zweit oder zu dritt begegneten. Entweder es gab ein friedliche Kontaktaufnahme – oder die Yogakiller machten kurzen Prozeß.
»Geb’s Gott, daß der Commander seinen Yoga-Neun-Bericht übertrieben hat.« Er verfolgte stirnrunzelnd, wie sich das Portal hinter den Gefährten schloß.
Aus der Schleuse kommend, gelangten sie in einen hohen und weiten Raum.
»Eine Veranstaltungshalle?« Sredny wies auf die zwei Sitzreihen an jeder Längswand.
Katman ließ die Videokamera laufen und probierte den weitflächigen Boden, der fest und zugleich elastisch war. »Sport wäre hier auch möglich.«
Sie durchschritten die Halle. Drei Türen besaß die Rückwand. Sie gingen auf die rechte zu, sie öffnete sich automatisch.
»Hoffentlich ist innen alles so besucherfreundlich.«
Ihre Erwartung erfüllte sich. Sie zählten bald nicht mehr die Türen, die sich vor ihnen öffneten, die Räume, in die sie blickten. Einige prüften sie genauer, nahmen sie aufs Videoband.
Sobald die Tür aufging, aktivierte sich die Innentechnik. Licht erstrahlte, eine Art Musik ertönte, ein Klimaregler verströmte
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