Raumkundschafter Katman
Warmluft. Eine Vielzahl ihnen unbekannter Geräte ließ Dioden blinken, Anzeigen aufleuchten, Zeiger drehen.
»Eine Wunderwelt!« Sredny war fasziniert.
»Wozu mögen die Apparate gut sein?«
Katman blieb stehen. »Mich beschäftigt der Unterschied.«
»Welcher Unterschied?«
»Dort draußen im Flachbau spartanisch primitive Räume – und hier drinnen luxuriöse Einzelappartements.«
Er trat durch die Seitentür in eine Art Bade- und Konditionsraum. Die Wände aus spiegelndem Glas, im Boden ein flaches Bassin.
»Alles ohne Wasser.« Sredny stellte es bedauernd fest.
»Wasser scheint knapp zu sein. Vielleicht müssen sie es von weit her transportieren. Vielleicht ist es auch der Grund, weshalb diese Station oder Stadt verlassen wurde.«
Sredny probierte vorsichtig an der Tastatur. Leise fauchend wehte Warmluft von der Seite. »Ein Riesenföhn.«
»Spart das Badetuch.«
Sie verließen das Appartement.
Katman ging bis ans Gangende und öffnete die letzte Tür. Auf den ersten Blick schien es eine ähnliche Einrichtung zu sein, wie sie sie vorne gerade besichtigt hatte. Dann bemerkte er die Abweichungen. Größer war der Raum, die Geräte noch eleganter angeordnet, vielleicht auch technisch qualifizierter. Die Tür an der Rückwand führte in einen zweiten gleichgroßen Raum.
»Das muß man gesehen haben, um es glauben zu können!«
Neugierig eilte Sredny herbei. »Ein Luxusschlafzimmer.«
In der Mitte eine Liegewiese, weich wie ein Wasserbett, darüber und an den Seiten Riesenspiegel. Neben dem Bett ein Schwimmbecken mit einem spiegelnden Boden.
»Hier möcht ich Flitterwochen verleben«, sagte Sredny.
»Flitterwochen verbringt man nicht nur im Bett, normaler Weise.« Katman schüttelte den Kopf. »Und draußen die öde Landschaft, oder wie immer man das bezeichnen soll? Kein Ort für Hochzeitsreisen.«
»Oder als Auszeichnung für besondere Tüchtigkeit«, erwiderte Sredny.
Er legte sich auf das Bett, es bewegte sich wellend. »Könnte ich mir als wohltuend vorstellen – wenn man sein tägliches Geschäft auf einem der zweiundfünfzig Alabastersitze verrichten muß, immer in Tuchfühlung rechts und links, und auf einmal wird man in dieses Paradies aufgenommen, wo einen niemand bei der Verrichtung stört. Und dazu vielleicht noch lokkende Weiblichkeit? Das wäre besser als ein Orden.« »Schön wär’s.« Katman krauste die Stirn, während er die Einrichtung des Raumes und den sich rekelnden Sredny musterte. »Aber ich glaube an keine leistungsabhängige Stufenleiter.«
Auf das Bett weisend: »Dieser Luxus ist für den obersten Chef bestimmt. Und nur für ihn, befürchte ich.«
Sredny stieg von dem weichen Pfuhl, während Katman fortfuhr: »Hier steht wahrscheinlich eine elitäre Schicht einer Masse von verachteten Weisungsempfängern gegenüber. Vielleicht sogar gottähnliche Allmacht hier und blinde Unterwürfigkeit dort.
Ich habe so etwas befürchtet. Wenn eine so hochgezüchtete Technik mit solch schroffem sozialen Gefälle gekoppelt ist, dann macht mir das Angst: Soziale Klüfte und lebensverachtende Aggressivität gingen schon öfter Hand in Hand.«
»Jedenfalls halten wir das auf Kassette fest«, sagte Sredny. »Sonst glaubt uns keiner, daß wir hier gewesen sind.« Er opponierte mit seiner Schnoddrigkeit ein wenig gegen die sorgenschweren Gedanken seines Vorgesetzten.
Katman reichte ihm die Kamera, trat durch die Tür, murmelte: »Sie sind noch gefährlicher, als ich dachte.«
»Kann Sie nicht verstehen, Commander«, rief Sredny aus dem Raum.
»Wir gehen weiter.«
»Si, si, Señor.«
Der Gang gabelte sich.
»Nach links«, entschied Katman.
Sie durchschritten zwei hermetisch schließende Türen und gelangten in einen runden, hohen Raum, der oben spitz zulief.
»Wie in einem umgestülpten Trichter«, stellte Sredny fest.
»Und kein Licht wie in den anderen Räumen.«
»Türen, wie an einem Safe.«
Als sie in der Mitte des etwa fünfzehn Meter tiefen Raumes anlangten, schloß sich die Tür. Völlige Finsternis herrschte.
Katman war’s, als drehe sich der Raum. Etwas preßte seinen Kopf schmerzhaft zusammen…
Sredny griff zur Brusttasche, um die Eigenleuchte zu aktivieren. Da schien endlich die Raumbeleuchtung zu funktionieren. Es wurde heller.
»Ich glaub’s nicht…«, flüsterte Sredny.
Katman stockte der Atem.
Sie standen im gleißend hellen Licht der Yoga-Doppelsonne auf einem weiten Platz, ausgelegt mit grellfarbigen Platten. Ringsum Gebäude, elegant hochstrebend, die Fassaden gegliedert durch Öffnungen
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