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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Ansorge
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nicht möglich. Wir schlossen es aus den Meldungen und Bemerkungen, die die Kameraden der Serdjuk austauschten.«
»Und was haben Sie selber gesehen?«
»Nichts. Aber wir konnten die Ereignisse doch akustisch verfolgen. Den ganzen Verlauf des Überfalls und der Vernichtung der Serdjuk.«
»Sehr gut. Sie hörten folglich nur Geräusche, deuteten sie auf Ihre Art und verfolgten die Bemerkungen, die andere machten, die aber zu weit von Ihnen entfernt waren, als daß Sie sich von den Vorgängen ein eigenes Bild machen konnten. Sie können also nicht mit Sicherheit bezeugen, daß Ihre akustischen Wahrnehmungen und folglich Ihre Deutung mit den Ereignissen übereinstimmen.«
Der Planungschef wandte sich dem Generalverantwortlichen zu. »Alles respektable Leute, erfahren und glaubwürdig.« Er machte eine Handbewegung zur Poolmanbesatzung hin. »Aber keine Augenzeugen. Bedauerlich, äußerst bedauerlich. Sie berichten nur, was andere wahrnahmen. Oder glaubten wahrzunehmen. Sie wurden offensichtlich von einer Geräuschkulisse beeindruckt – von der ausgehend aber bei genauer Prüfung niemand nachweisen kann, was tatsächlich geschehen ist. Mit Vermutungen ist niemandem gedient, wir brauchen Beweise. Vor allem bleibt die Hauptfrage offen: Wie konnte es überhaupt soweit kommen?«
»Ein starkes Stück!« entfuhr es Morenow.
Die Elektronik des Saales registrierte Fragen, Einwände.
Ianow schüttelte den Kopf. Auf den Rängen redeten gestikulierende Zuschauer aufeinander ein.
Der Computer traf seine Auswahl. »Dreiundzwanzig Proteste wegen demagogischer Interpretation vorliegender Aussagen gespeichert. Übertragung nicht notwendig.
Zwei Aufforderungen an den Generalverantwortlichen, eine faire Aussprache zu gewährleisten.«
Der General strich sich über sein gewelltes Haar, nickte, entzog dem Planer, der sowieso seine Ausführungen beendet hatte, das Wort.
Der Koordinator für Angebot und Nachfrage erhielt Redeerlaubnis. Er bedauerte ebenso wie vorher der dicke Planer, daß es keine Augenzeugen gebe. »Die gespeicherten Werte sind sicher wertvolle Dokumente und auch vom menschlichen Gesichtspunkt gesehen zum Teil hochtragisch. Bedauerlich, daß niemand aus direktem Erleben…«
Wieder wuchs Protest. Diesmal reagierte der General sofort. »Ich entziehe Ihnen das Wort!«
Der Gerügte setzte sich achselzuckend.
Der Computer erteilte Gladyschew das Wort zu einem Einwand. »Wer dort oben näher dran war als wir, der ist nicht mehr zur Erde zurückgekehrt. Zumindest nicht lebend. Wenn der Herr es direkt erleben möchte – er müßte sich schon selber hinaufbemühen.«
Der Computer hatte zu tun, alle Meldungen zu erfassen und zu sortieren.
Auf den Rängen lachten einige, andere zischten.
Der Generalverantwortliche drückte auf den Glockentonknopf. In den Knopfhörern und Saallautsprechern dröhnte es wie Kathedralengeläut.
Alle verstummten. Der Vorsitzende winkte.
Das nächste Ratsmitglied begann zu fragen.
Morenow drehte sich der Bühne zu, suchte Harpers Blick zu erhaschen. Der schaute gelassen-grimmig vor sich hin.
Merkte der Chef nicht, worauf das hinauslief? Sie wollten die Berichte der Poolman-Leute abwerten, »keine Augenzeugen«, und damit das Urteil der Grubkowschen Experten aufwerten.
Nachdem die Befragung der Sachzeugen von der Poolman beendet war, erhielt Jock Shayle als erster der Raumexperten das Wort. Er war in seinen jungen Jahren bei der Kontaktierung auf Mylis dabei gewesen. »Immer entsteht dabei eine unerhörte Streßsituation. Alles ist neu, erstmalig. Keiner weiß, was die andere Seite denkt, beabsichtigt, tun wird. Niemand kennt die Vorstellungen, Moralnormen, die Hoffnungen oder Ängste der anderen.
Ihre technischen Möglichkeiten sind nicht exakt kalkulierbar. Dazu die Verantwortung vor der Erde. Der Zwang, unbedingt Erfolg zu haben – oder die Raumgeschichte hat eine unwiederbringliche Gelegenheit verpaßt.«
Worauf will er bloß hinaus, überlegte Morenow.
»Das alles begünstigt Neurosen, Fehleinschätzungen, Fehlentscheidungen.« Shayle hob die Arme. »Unsere Kameraden der Serdjuk standen unter besonderem Druck. Durch die Aussagen des Halbtoten aus dem Überlebenssystem der Sibir, durch Spekulationen unterschiedlicher Art und – ich spreche das nur aus, weil ich es selber erlebt habe – durch Angst, nackte Angst.«
Danach sprach ein angesehener Med-Psychologe. Er analysierte Goa Sungs Freitod und kam zu dem Schluß, daß nur geistige Verwirrung zu diesem unheilvollen Schritt geführt haben könnte.

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