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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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machten, wenn ich mit ihnen sprach und sie mir antworten wollten, bis ich endlich begriff, daß sie nie echte
    Sprechwerkzeuge entwickelt haben. Da habe ich mit der
    Zeichensprache begonnen. Tut mir leid, ich bin etwas
    durcheinander. Wo war ich stehengeblieben?«
    »Wahrscheinlich, wie du Hummhumm das Zeichen für ›Wo
    ist der Rationsriegel?‹ beigebracht hast«, warf Forister ein.
    Blaize lachte. »Ganz und gar nicht! Sein erster Satz lautete eher: ›Warum hat Wampenmann unsere Rationsriegel in den Schlamm geworfen und uns wie Tiere behandelt, und warum stapelst du sie nicht auf und gibst sie uns einen nach dem anderen mit gebührendem Respekt?‹«
    Er blieb stehen und drehte sich zu ihnen um. »Könnt ihr euch vorstellen, was für ein Gefühl das war, eine derartige Frage von jemandem zu hören, den ich bis dahin als eine Art
    abgerichtete Spinne angesehen hatte, mit der ich mir während meiner Gefängnishaft die Zeit vertreiben wollte? Da habe ich erkannt, daß die Loosies keine Tiere sind. Danach darauf zu kommen, was man deswegen unternehmen sollte«, sagte er und setzte seinen Gang durchs Schiff fort, »hat etwas länger gedauert.
    Auf Telepathie kam ich, als ich bemerkte, daß schon eine Woche, nachdem Hummhumm ASL begriffen hatte, jeder Loosie, der zum Rationsempfang erschien, mir Zeichen gab.
    Und zwar fließend. So schnell hätte der ihnen die Grundlagen gar nicht beibringen können; sie mußten die Zeichen und die Sprachstruktur mit fortschreitenden Lektionen aus seinem Geist abgezapft haben. Tatsächlich haben sie mir das auch mitgeteilt, als ich sie danach fragte. Was ganz und gar nicht einfach war. Das ASL kennt nämlich kein Zeichen für
    ›Telepathie‹, und da sie kein Englisch können, konnte ich es ihnen auch nicht buchstabieren. Doch irgendwann haben wir unsere Signale schließlich aufeinander abgestimmt.«
    »Wenn die so intelligent sind, wie Sie behaupten, und ein Kommunikationssystem besaßen, hätten sie auch ohne Eingriff von außen über ihre primitive Entwicklungsstufe
    hinausgelangen müssen«, wandte Micaya ein.
    »Sie haben gut reden«, erwiderte Blaize. »Ich frage mich, wie leicht Sie oder irgendein anderer von uns sich auf einem Planeten entwickelt hätte, wo die einzige ackerbautaugliche Fläche einmal die Woche von heftigen Fluten umgewühlt wird, wo die Höhlen, die wir als Unterkunft benutzten, ständig von Erdbeben erschüttert und zerschmettert wurden? Sie hatten bis vor wenigen Generationen noch eine Jäger-und
    Sammlergesellschaft – nur eine kleine Population, nicht größer, als sie der Planet ernähren konnte, die in den Sumpfgebieten am anderen Ende dieses Kontinents lebte.«
    »Und was ist dann geschehen?«
    »Dann«, sagte Blaize, »wurden wir entdeckt. Der erste
    Bericht stuft sie als potentiell intelligent ein und verlangte nach Lieferungen des Planetaren Hilfsdiensts. Als das zweite Beobachterteam kam, hatte diese PHD-Station bereits seit drei Generationen unbegrenzte Vorräte von Rationsriegeln verteilt, und die ursprüngliche Kultur war dadurch praktisch vernichtet worden. Anstelle von kleinen Gruppen aus Jägern und
    Sammlern hatten wir es hier plötzlich mit einer großen Kolonie zu tun, deren Mitglieder über keine Fertigkeiten zur
    Nahrungsbeschaffung mehr verfügten. Es waren viel zu viele, um von den Sumpfgebieten ernährt zu werden, und sie hatten nichts zu tun und keine andere Hoffnung auf Überleben, als die Ziegelrationen abzuholen. Logischerweise gelangte die zweite Beobachtermannschaft dann auch zu dem Schluß, daß sie
    nichtintelligent seien. Schließlich war ja auch keiner der Wissenschaftler lange genug hier, um den Versuch zu
    unternehmen, sich mit Hilfe von Zeichen mit ihnen zu
    verständigen. Aber aus humanitären Gründen oder aus
    Tierliebe haben sie die Empfehlung ausgesprochen, daß wir die PHD-Lieferungen nicht einstellen und sie nicht verhungern lassen sollten.«
    »Aber wenn sie intelligent…« warf Forister wieder ein.
    »Das sind sie. Und sie können sich auch selbst etwas
    aufbauen. Sie brauchten nur einen – einen Startpunkt.« Mit beiden Armen schob Blaize die letzten Farne auseinander und trat beiseite, damit Forister und Micaya den Blick auf die Mine genießen konnten. »Das war der erste Schritt.«
    Von diesem Aussichtspunkt aus konnten sie, wie Nancia
    bemerkte, weitaus mehr vom Geschehen an der Mine
    mitbekommen als vom Landeplatz. Truppen blauuniformierter Arbeiter waren über den ganzen Hang verteilt und standen unter

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