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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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möglicherweise keine kluge Entscheidung«,
    bemerkte Forister milde. »Wir sollten uns nicht mit den örtlichen Behörden anlegen. Gefängniskonflikte gehören nicht in unser Aufgabengebiet.«
    »Dieser Mann schon«, erwiderte Nancia. Sie schaltete die Überwachungsmonitore ein, um ihm zu zeigen, was ihre
    Sensoren gerade im Frachtdeckoff einfingen. Micaya Questar-Benn war die erste, die den Mann mit einem atemlosen
    Aufkeuchen wiedererkannte.
    »Der junge Bryley-Sorensen! Wie ist er denn in ein
    Gefängnis auf Shemali gekommen… und wieder heraus…
    noch dazu in einem solchen Zustand?«
    »Das«, sagte Nancia grimmig, »würde ich auch gern wissen.«
    Sev zerrte sich an einem der Stützträger in die Höhe, die sich quer durch das Frachtdeck zogen. »Nancia, laß sonst
    niemanden herein. Es gibt… du weißt das nicht… schreckliche Dinge auf Shemali. Schrecklich«, wiederholte er. Er verdrehte die Augen und rutschte wieder zu Boden.
    »Forister, Micaya, holt ihn aus dem Frachtdeck, bevor diese beiden Wächter gegen meine Luken hämmern«, rief Nancia.
    »Nein, wartet. Ich habe eine Idee. Nehmt ihm erst die Kleider ab und laßt sie dort liegen.«
    »Wozu?«
    »Keine Zeit für Erklärungen. Tut es einfach!« Sie schickte ihre Küchensynthetisierer an die Arbeit und schaltete den Verbrennungsofen an. Das, was sie vorhatte, würde niemals funktionieren, wenn Shemali ein ordentlich geführtes
    Gefängnis war. Doch was sie bisher an Raubbau auf diesem Planeten gesehen hatte, paßte zu allem, was sie noch von der skrupellosen Persönlichkeit des jungen Polyon de Gras-Waldheim wußte, und Sevs letzte hervorgekeuchte Worte
    waren ihr genug Bestätigung.
    Während Forister und Micaya den bewußtlosen Sev
    entkleideten und in den Aufzug schleppten, erweiterte Nancia den Wahrnehmungsbereich ihrer Sensoren, um ihn genauer zu untersuchen. Sie speicherte alles für spätere Analysen ab, wobei sie besonders die schrecklichen Hautschürfungen
    beachtete, die Sevs Arme und ein Bein verunstalteten. Dunkel angelaufene Prellungen blühten purpurn, blau und grün über Rippen und Magen, und sein Rücken war von einem Gitter geschwollener Platzwunden gezeichnet, aus denen Blut hervor sickerte, als die beiden anderen Normalpersonen ihn bewegten.
    Seine Atmung ging flach und unregelmäßig, und er zeigte keinerlei Anzeichen, daß er sein Bewußtsein wiedergewinnen würde, als sie ihn zum Aufzug schleppten.
    Was hatte man mit ihm auf Shemali gemacht? Oberflächliche Wunden konnte Nancia zwar behandeln, aber dies war ein Planet der Nervengase und Säuren. Die Schürfungen an seinen Armen und Beinen erschreckten sie, ebenso sein verzweifeltes, abgehacktes Atmen.
    Was sie jetzt brauchten, war ein Arzt… und zufälligerweise gab es eine Ärztin an Bord.
    Nancia überspielte ihre Aufnahmen von Sev in Alphas
    Kabine. Sie hörte einen Ruf des Entsetzens, dann ein
    stranguliertes Schluchzen. Das war Fassas Stimme, nicht Alphas. Nancia stellte fest, daß sie in ihrer Eile dasselbe Bild in alle Passagierkabinen gespeist hatte. Darnell fluchte bereits über die Unterbrechung seines Videos. Sie schaltete die Rezeptoren ihrer Kabine aus und holte sich die Gesichter der anderen drei Gefangenen auf die Schirme, um sie beobachten zu können, während sie sich mit Alpha besprach.
    »Dr. Hezra-Fong«, begann Nancia förmlich, »wir haben
    soeben einen Häftling mit schweren Verletzungen an Bord gebracht. Ich befürchte eine Ganglizidvergiftung. Können Sie ihn behandeln?«
    »Das ist kein Ganglizid«, sagte Alpha bestimmt. »Kleinere Säureverbrennungen, das ist alles. Allerdings könnten
    Lungenschäden vorliegen. Das kann ich aus diesen Bildern allein nicht erkennen. Und so, wie diese Prellungen liegen, mache ich mir auch Sorgen über etwaige Nierenschäden und innere Blutungen. Transportieren Sie ihn ins medizinisch-technische Zentrum. Ich werde ihn mir ansehen.«
    Sie war kühl und schnell und kompetent; Nancia mußte diese Qualitäten bewundern. Aber durfte sie ihr auch Sevs
    Gesundheit anvertrauen?
    Alpha drückte gegen die geschlossene Kabinenluke und
    wandte sich wieder an den Sensor. Ihr feines,
    scharfgeschnittenes Gesicht war verkniffen vor Verärgerung.
    »FN-935, ich kann diesen Mann nicht per Fernsteuerung
    diagnostizieren und behandeln! Wenn Sie an seiner Gesundheit Interesse haben sollten, würde ich doch stärkstens empfehlen, daß Sie diese Luke öffnen und mir erlauben, meine Arbeit zu tun!«
    Doch was würde sie außerdem noch tun?

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