Raumschiff 2 - Nancia
musterte sein Äußeres mit wachsender Wertschätzung. Breite Schultern, Beine, die lang genug für seine grell psychobemalte
capellanische Strumpfhose waren, schwarzes Harr und Augen, deren Blau von den kräftigen Ockerstreifen seiner
Gesichtsbemalung betont wurde. Ein hübscher Pfau von einem Mann. Vielleicht stelle ich ihn doch noch ein, auch wenn er das Personalbüro umgangen hat. Wen schert es schon, ob er irgend etwas kann? Ich kann ihn mir auch nur zum Anschauen halten.
»Ich denke, ich sollte mich jetzt wohl mal vorstellen.« Er lächelte auf sie herab und umschloß ihre Hand mit seiner. »Sev Bryley, Chefinspektor der Bahati CrediLin. Ich denke, es wird mir eine Freude sein, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Fräulein del Parma.«
SUBRAUM COR CAROLI,
ZENTRALDATUM 2753: CALEB UND NANCIA
Caleb schlug sich mit der Faust in die gestreckte Hand und schritt die Länge der Zentralkabine ab, wobei er
gedankenverloren vor sich hin knurrte. Vor einem
purpurfarbenen Schott aus Metallegierung mit versilberten Rändern hob er erneut die Faust.
»Denk nicht einmal im Traum daran«, ermahnte ihn Nancia.
»Damit tust du nur deiner Hand weh und beschädigst meine hübsche neue Bemalung.«
Caleb senkte die Faust wieder. In seinen Mundwinkeln
zuckte ein widerstrebendes Lächeln. »Jetzt erzähl mir nur noch, daß dir diese Bemalung gefällt?«
»Nein. Aber sie schien mir für unsere Rolle angebracht zu sein. Und wenn ich in die Zentrale zurückkehre, möchte ich nicht so aussehen, als hätte ich eine Nahkampfsitzung mit einer von Dorg Jesens Tussis hinter mir.«
Bei dieser Mission waren sie getarnt aufgetreten: Caleb als verlotterter junger Abkömmling einer Hochfamilie, der sich einen Teil vom Kuchen des geheimen Metachipnachschubs
von Dorg Jesen abschneiden wollte. Im Gegenzug wollte er dem Porno-König geheime Informationen über einige seiner Kunden unter den Hochfamilien anbieten.
»Könnte gefährlich werden«, hatte Rahilly sie auf der
Zentralbasis noch gewarnt. »Jesen mag keine unbequemen Fragen. Versucht, die Begegnungen nur an Bord stattfinden zu lassen. Nancia, du wirst für deinen eigenen und für Calebs Schutz sorgen müssen, falls Jesen irgend etwas unternehmen sollte.«
Doch sie hatten es nicht einmal geschafft, Jesen auch nur ein einziges Mal an Bord zu locken. Er hatte einen einzigen Blick auf Calebs Vidcombild geworfen, sich seinen steifen Vortrag angehört, den er hatte aufsagen müssen, und war in schallendes Gelächter ausgebrochen. »Versuchen Sie es doch einmal mit einem falschen Schnurrbart«, hatte er Caleb verhöhnt. »Und wenn die Zentrale das nächste Mal jemanden schickt, um mich auszuforschen, sagen Sie ihnen, sie sollen sich nicht wieder einen Akademiejungen mit einem weganischen Akzent
aussuchen, den man mit dem Messer schneiden kann, noch dazu in einem GehirnSchiff mit einer Art
Rotlichtzentralkabine. Wenn Sie von Hochfamilien
abstammen, fresse ich meinen…«
An diesem Punkt hatte Nancia die Funkverbindung
unterbrochen.
»Vielleicht«, sagte sie nun, »ist die verdeckte Vermittlung nicht gerade unser Metier.«
»Ich verabscheue Lügen und Spionage«, stimmte Caleb ihr mürrisch zu. »Wir hätten diese Mission ablehnen sollen.« Mit dem Anflug eines Hoffnungsschimmers in den Augen hob er den Blick. »Es sei denn… hast du irgend etwas
herausbekommen?«
Nancia hatte die wenigen Minuten der Vidcomverbindung
genutzt, um ihre Fühler in Jesens privates Computersystem auszustrecken, das sogar so privat war, daß es nicht einmal eine Datennetzverbindung besaß. Die Zentrale hatte vermutet, daß er zusätzlich zu den offenen Konten, die er über das allgemeine Netz verwaltete, über ein solches System verfügen könnte, doch das ließ sich nicht nachweisen, solange sie nicht auf dem Planeten gelandet waren.
»Nichts«, antwortete sie. »Ich bin zwar in seine
Lagerdatenbank eingedrungen, aber die Metachips, die dort aufgelistet werden, besitzen alle vollkommen legale
Registriernummern der Basis Shemali.«
Caleb ballte die Hand wieder zur Faust. »Dann hast du nicht die richtigen Listen erwischt. Irgend jemand fälscht Metachips, und Jesen könnte uns zur Quelle führen… hätte uns dorthin führen können. Er muß eine dreifache Buchführung betreiben.
Wenn ich ihn noch einmal per Vidcom auf den Schirm
bekomme, glaubst du, du könntest…?«
Da erreichte Nancia ein Funkruf, und sie aktivierte ihren Zentralmonitor. Dorg Jesens schmales Gesicht erschien. »Habe
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