Raumschiff 2 - Nancia
Pfeile auf ihrem Weg zum Ziel verfolgen wollte… aber sie war zu dicht daran gewesen, um es zu verfehlen. So dicht…
Fassa brach in der Schlafgaswolke zusammen, mit der
Nancia, einen Augenblick zu spät, die geschlossene Ladebucht beflutete. Auch Caleb stürzte zu Boden, die schwarzsilberne Uniform von Blut getränkt.
KAPITEL 10
»Nicht den Aufzug begasen! Nicht den Aufzug begasen!«
Die gebrüllten Befehle, die aus einem abgetrennten Bereich hinter falschen Wänden ertönten, erschreckten Nancia. Hastig verschob sie ihre Sicht, verwünschte die schnelle, unsaubere Umbauarbeit, die bewirkt hatte, daß große Teile ihres eigenen Inneren von ihren Sichtsensoren abgeschnitten blieben.
Sev Bryley trat mit bleichem Gesicht hinter einer der braunen und malvenfarbenen Pseudowände hervor. »Ich hole ihn aus dem Ladedeck«, rief er, ohne Nancias Sensoreneinheit auch nur einen Blick zu gönnen. »Kannst du dafür sorgen, daß das Schlafgas auf diesen Bereich beschränkt bleibt?«
»Ja, aber…«
»Habe keine Zeit für eine Maske.« Inzwischen war Bryley bereits im Aufzug, und Nancia konnte ihn bei der qualvoll langsamen Abwärtsfahrt zum Ladedeck beobachten. Sein
Brustkorb hob und senkte sich schnell, als er mit tiefen, hastigen Zügen die saubere Luft einatmete, von der er in der Ladebucht würde zehren müssen.
Nancia behielt die Aufzugtür unter Dreivierteldruck, gerade genug, damit Bryley sich durch die flexible Öffnung quetschen konnte, die sich prompt wieder hinter ihm schloß. Gleichzeitig schaltete sie das Ventilationssystem in der Ladebucht auf Höchstleistung und ersetzte soviel Schlafgas durch saubere Atemluft, wie sie nur konnte.
Sevs Rücken und Schultern schoben sich unbeholfen durch die Aufzugstür. Nancia gab die flexible Membran gerade so lange frei, daß er Caleb in den Aufzug zerren konnte. Während der langen Sekunden der Aufwärtsfahrt ließ sie das
Ventilationssystem auf vollen Touren laufen. Als der Aufzug den Kabinenbereich erreichte, konnte sie keine meßbaren Spuren Schlafgas in der Atemluft feststellen. Aber Sev hatte genug davon eingeatmet, um gegen die Wand zu sacken, zu benommen, um sich und Caleb noch weiterzuschleppen.
»Gegenmittel…?«
»Im Korridor«, teilte Nancia ihm mit. »Im Korridor!«
Im Aufzug selbst verfügte sie über keine Haushaltsservos.
Sev mußte torkelnd den Aufzug verlassen und sich an der frischgestrichenen Korridorwand festhalten, gegen die er geprallt war. Wenigstens war es eine von Nancias echten Wänden; nur wenige Schritte von Sev entfernt befand sich eine Öffnung, aus der sie Servostimulantien und Medikamente verteilen konnten. Sev nahm zwei keuchende Atemzüge
frischer Luft, dann griff er auf den flachen Teller, der ihm aus der Öffnung in der Wand angeboten wurde, griff sich eine Handvoll Ampullen und zerdrückte sie unter seiner Nase.
»Mehr«, befahl er.
»Du hast bereits die empfohlene Dosis überzogen.«
»Ich brauche meinen klaren Kopf aber jetzt«, knurrte Sev.
War das plötzlich noch mehr Blut auf Calebs Uniform? Es ließ sich unmöglich feststellen, womit er getroffen worden oder wie schlimm der angerichtete Schaden war. Nancia
schickte einen weiteren Satz Stimulationsampullen in das Servotablett. Diesmal brach Sev sie etwas vorsichtiger auf.
Nach dem dritten tiefen Atemzug des stechenden Stimulans legte er den Rest wieder auf das Tablett zurück.
»Medikamente!«
»Was?«
»Das werde ich dir sagen, wenn ich es selbst weiß.« Er kniete nieder und blockierte Nancias Sicht, als er Calebs Uniform abstreifte. »Etwas Blutstillendes… obwohl es bei einem Nadler nicht allzu stark bluten dürfte… Das…« Er benutzte einen umgangssprachlichen Ausdruck der Weganer, der sich in
keinem von Nancias Vokabelhedra fand. »Sie hat
Antikoagulans geladen. Und… andere Stoffe, denke ich.
Analyse?« Er ließ einen zerfetzten, blutigen Streifen Stoff auf das Servotablett fallen. Nancia beförderte es ins Medizinlabor und ersetzte es durch Ampullen HyperRinn, worauf Sev es Caleb sofort intravenös verabreichte.
»Es hat die Blutung beendet«, sagte er schließlich und stand auf. »Aber seine Gesichtsfarbe gefällt mir nicht. Sieht das deiner Meinung nach wie die normale Farblosigkeit nach Schlafgas aus?«
»Nein.« Mehr konnte Nancia nicht hervorbringen.
»Für mich auch nicht. Kannst du analysieren, was noch in dem Nadler war?«
»Nein. Irgend etwas Organisches, aber es ist zu kompliziert für mich.« Die Konzentration auf das
Weitere Kostenlose Bücher