Raumschiff 2 - Nancia
einzuhalten hatte oder nicht.
»Schon gut, schon gut.« Hatte Caleb sich gerade wieder gerührt? Auf dem Landeplatz wartete bereits Personal der Sommerlandklinik, um ihn sofort herauszuholen. Die
Flugleitzentrale der Raumstation Bahati übermittelte letzte Landeanweisungen. »Ich werde Fassa del Parma den Behörden von Bahati übergeben.«
»Gar nichts wirst du tun«, widersprach das Stationsgehirn von Murasaki. »Ich hatte Kontakt mit CenDip, während du Theater wegen deines Piloten gemacht hast. Die junge Dame ist politisch gesehen eine heiße Kartoffel.«
»Eine was?«
»Entschuldigung. Ein Ausdruck aus der Umgangssprache der Alten Erde. Habe nie über die wörtliche Bedeutung
nachgedacht… mal sehen, ich glaube, eine Kartoffel ist eine Knollenart, aber weshalb jemand die anzünden sollte… na ja.«
Die Basis Murasaki verschob das faszinierende linguistische Problem auf später. »Ich meine damit, daß niemand wirklich ihren Prozeß am Hals haben will. Aber das begreifst du sicherlich schon selbst, nicht wahr, Nancia? Wenn man eine Göre aus einer Hochfamilie vor Gericht stellen und ins Gefängnis schicken will, dann tut man so etwas nicht auf irgendeinem Planeten im Nirgendwo, am Außenrand der
Galaxie. Du wirst sie zur Zentrale zurückbringen und sehr, sehr sorgsam darauf achten, daß alles völlig korrekt abläuft.
Und zwar buchstabengetreu. CenDip hat strikte Anweisungen, dafür zu sorgen, daß wirklich nichts in diesem Fall schiefgehen darf; es gibt da eine bestimmte hochgestellte Persönlichkeit, die ein persönliches Interesse daran entwickelt hat, der Korruption der Hochfamilien ein Ende zu setzen.«
»Du kannst deiner hochgestellten Persönlichkeit mitteilen, sie kann sich von mir aus…« Nancia übertrug einen Stoß
schlammiger Farbtöne und dissonanter, schriller Klänge.
»Kann ich nicht«, erwiderte die Basis Murasaki
selbstzufrieden. »Normalschalen können keinen derartigen Input empfangen. Ein Glück für sie, will ich meinen. Wo hat denn nur ein nettes GehirnSchiff wie du solche Ausdrücke gelernt?«
Nancia landete auf dem Raumhafen von Bahati wie
Federflaum im Wind. Sie öffnete die unteren Kabinenluken und wartete darauf, daß die Raumhafenarbeiter eine
Schweberöhre herbeischafften. Sie waren bereits darüber informiert, weshalb sie die unteren Luken nicht öffnen wollte; das Gerät müßte schon bereit und einsatzfähig sein – aha! Da war es ja auch schon.
»Nun, dann informiere deine ›hochgestellte Persönlichkeit‹
eben einfach darüber, daß bei dieser Operation bereits einige Kleinigkeiten schiefgegangen sind«, teilte Nancia der Basis Murasaki mit. »Und wenn ich del Parma nicht ohne Piloten transportieren darf, mir aber andererseits auch nicht gestattet ist, sie an Bahati auszuliefern, was soll ich dann mit ihr anfangen?«
»Natürlich sollst du erst einmal auf deinen neuen Piloten warten«, informierte Basis Murasaki sie.
»Und wie lange wird das schon wieder dauern?« Inzwischen hob man Caleb auf eine Tragbahre.
»Ungefähr eine halbe Stunde, wenn er tatsächlich schon packen kann, was er eigentlich sollte.«
»Was?«
Zur Antwort übermittelte die Basis Murasaki ihr die
Instruktionen der CenDip direkt. »Der Vortragende
Legationsrat Erster Klasse Armontillado y Medoc, Forister, gegenwärtig R&R an der Sommerlandklinik, früherer
Pilotstatus deaktiviert nach Eintritt in den Diplomatischen Dienst der Zentralwelten, Zentraldatum 2732, reaktiviert 2754
für eine einmalige Dienstreise zum Behufe der Überstellung der Gefangenen del Parma y Polo, Fassa, an die Justizbehörden der Zentralwelten.«
Bevor sie Caleb fortbrachten, führten die Medizinaltechniker der Sommerlandklinik Tests an ihm durch und verabreichten ihm Breitbandgegenmittel. Alpha bint Hezra-Fong war
persönlich gekommen, um das Vorgehen zu beaufsichtigen.
Nancias Sensoren fingen ihr dunkles, scharf geschnittenes Gesicht aus verschiedenen Blickwinkeln ein, als sie sich über Caleb beugte. Ihre Miene offenbarte nichts anderes als waches berufliches Interesse: keine Andeutung irgendwelcher
schlimmen Pläne, Caleb als unwissendes Versuchsopfer zu mißbrauchen.
Und keinerlei Mitleid.
Da schob man ihn bereits in die Schweberöhre, jenseits von Nancias Sensorenfeldern. Wo war Sev? Nancia ging die Sensorenbanken durch, bis sie ihn in einer der
Passagierkabinen ausfindig gemacht hatte, die hinter ihren falschen Wänden verborgen lagen. Er bewachte eine
benommene Fassa, die gerade aus ihrer
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