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Raumschiff 2 - Nancia

Raumschiff 2 - Nancia

Titel: Raumschiff 2 - Nancia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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zu dem Schluß, daß das knappe Heben des
    Kopfs die einzige Zustimmung war, die sie von ihm
    bekommen würde.
    »Noch etwas. Warum?« fragte Nancia, »hast du für diesen kleinen Ausflug eine volle Dienstuniform angelegt? Nicht daß es schlecht aussähe, aber ich hätte eigentlich gedacht, daß etwas weniger Auffälliges…«
    Caleb erklärte mit Geduld und Langatmigkeit die
    überlieferten Ehrvorstellungen auf Wega. In seinem Kopf schien es irgendeine Verbindung zwischen dem Tragen einer Uniform und der Verwechslung mit einem Spion zu geben.
    Oder auch der Nichtverwechslung. Nancia konnte dem
    Gedankengang nicht so recht folgen, und als er schließlich von weganischer Geschichte zu Erzählungen der Alten Erde
    überwechselte, in denen es um einen gewissen Major Andre ging, gab sie den Versuch auf. Caleb blieb Caleb. Sein Ehrgefühl ließ es nicht zu, daß er sein GehirnSchiff allein in eine Situation schickte, die er als gefährlich und moralisch fragwürdig einstufte. Offensichtlich ließ es sein Ehrgefühl ebensowenig zu, sich für diesen Anlaß etwas Vernünftiges anzuziehen.
    Während Caleb über die Gesetze des Krieges dozierte, über das Konzept vom gerechten Krieg, den Bund Gottes und die Genfer Konvention, suchte und aktivierte Nancia ihre Dateien mit barocker Bläsermusik. Mit ausgeschalteten Lautsprechern ließ sie das Trompetenkonzert von Purcell dreimal durch ihre Kommunikationskanäle rauschen und wollte schon zu einem vierten Mal ansetzen, als Caleb schließlich nichts mehr einfiel.
    Fassa del Parma schritt durch das Ladedock der Raumstation II auf Bahati. Seit der Beinahekatastrophe drüben an
    Raumstation I war sie nicht mehr gewillt, die fragwürdigen Einzelheiten ihres Geschäfts an andere zu delegieren. Es war ziemlich knapp gewesen. Wer hätte gedacht, daß Sev Bryley so stur sein würde? Sie hatte ihn doch an Bord der Xanadu gebracht und ihm gegeben, was er wollte, nicht wahr? Und als das nicht genügte, um den Mann zum Schweigen zu bringen –
    Fassa blieb stehen und biß sich auf die Lippe. Alles, was sie von Darnell gewollt hatte, war ein kleiner Bericht über Glücksspiel und Unterschlagung, der Sev bei seinem
    Arbeitgeber in Mißkredit bringen sollte. Es war nicht nötig gewesen, so weit zu gehen, auch wenn Sev im Würfelparadies aufgetaucht war, um herauszufinden, wer ihn aufs Kreuz gelegt hatte. Es gab auch andere Möglichkeiten, Leute
    abzuschrecken, als sie bewußtlos in eine Recyclingtonne zu werfen. Sie hätte Darnells sadistische Neigungen erkennen müssen, hätte sich an die geflüsterten Gerüchte erinnern sollen, die von Leuten kündeten, welche auf mysteriöse Weise im Würfelparadies verschollen waren.
    Ohne den sanften Stoß und die Vibration der Stationswände zu bemerken, die das Andocken der Drohne von Darnells OG-Schiffstransport ankündigten, lehnte Fassa den Kopf für einen Augenblick an die Wand. Die gab etwas nach, als ihre Stirn dagegen drückte; so etwas passierte eben, wenn man den bezahlten Synthostahl durch stahlfarbenen Plastifilm ersetzte.
    Nicht, daß es ihr etwas ausmachte. So war die Welt eben, und niemand machte sich die Mühe, der Korruption ein Ende zu setzen. Was sollte sie sich da auch um einen Mann sorgen, der zum Opfer dieser Gefühllosigkeit geworden war? Um sie hatte sich schließlich auch nie jemand Sorgen gemacht, oder?
    Ganz bestimmt nicht Sev Bryley. Der war nur hinter einem Sensationsfall hergewesen, um seine Karriere zu fördern. Er hatte genommen, was sie ihm anbot, um sie danach wieder anzugreifen, als hätte es nichts bedeutet. Nun, das hatte es ja auch nicht.
    Wirklich nicht?
    Fassa aktivierte die Lukenreihe, die automatisch das Siegel zwischen einem angedockten Schiff und der Raumstation
    selbst überprüfte, den Druck ausgleichen und die Raumstation zum Löschen und Beladen öffnen würde. Diesen Teil des Baus hatte sie keinen Sparmaßnahmen unterzogen. Sie war klug genug, jeden Teil eines Kontrakts weit über Standard
    auszuführen, der ihre persönliche Sicherheit in Gefahr bringen könnte. Klug genug, dachte sie, als sich die Linsenaugen der Raumstationluken öffneten, um mit allen etwaigen Problemen zurechtzukommen… möglicherweise mit Ausnahme ihrer
    eigenen Erinnerungen.
    Die kein Problem darstellten!
    Sie wollte gerade die Dockarbeiter rufen, um die
    Permastahlträger und all die anderen teuren Materialien in Darnells Drohne zu laden, als ein Gedanke sie innehalten ließ.
    Heutzutage konnte man gar nicht vorsichtig genug sein.

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