Raumschiff 4 - Channa
die Arbeit nicht erledigt war.
Belazir verschob eine Schwadron leichter Kreuzer in einen neuen Quadranten und lehnte sich zurück. So, dachte er.
Erstaunlich. Channahap hatte ihn in diesem Strategiespiel in eine Pattsituation manövriert. Tatsächlich hatte sie sogar eine der früheren Runden gewonnen. Ein sehr, sehr gute Spielerin; nur wenige erfahrene Offiziere der Kolnari hätten es besser vermocht, und dabei waren Kriegsspielwettbewerbe einer ihrer Hobbys.
»Die Channahap spielt gut?« fragte Serig. Er spähte seinem Kommandanten über die Schulter in den Displaytank der
Braut, dann ließ er die Eröffnungszüge auf einem kleineren Schirm in der Nähe noch einmal abspulen. »Wirklich sehr gut.«
Belazir nickte. Was für eine Frau! dachte er begeistert. Er hatte schon vor einiger Zeit damit aufgehört, sie bei sich als Ungeziefer zu bezeichnen. Die Taktik der Verzögerungen und der Finten, die sie gegen ihn geführt hatte, war ebenso raffiniert und heimtückisch wie die Kriegsspiele. Es war wirklich eine Schande, daß sie nicht zur Göttlichen Saat gehörte; und noch eine größere Schande, daß sie unter den Umweltbedingungen der Klanschiffe nicht allzu viele Jahre überleben würde. Außenstehende empfanden die Luft, die Nahrung und das Wasser Kolnars nur selten als
lebensförderlich. Die Vorfahren der Kolnari selbst hatten es auch nicht getan, bis sie sich schließlich angepaßt hatten.
Aber ich werde sie sehr genießen, solange sie lebt.
»Nun zu diesen Berichten«, fuhr er, an Serig gewandt, fort.
»Die lesen sich wie das Toben der Wahnsinnigen. Was haben sie zu bedeuten?«
»Eine hervorragende Frage, mein Gebieter. Eine, die ich gern einigen von diesem Ungeziefer stellen würde.«
»Du meinst, es handelt sich um das Ergebnis von
Feindaktivitäten?«
»Das erscheint mir naheliegend, mein Gebieter. Drogen
gegen betroffene Truppen. Oder sonst wissen sie vielleicht etwas über diese Phänomene.«
Belazir musterte seinen Stellvertreter. »Vielleicht wissen sie auch gar nichts. Es könnte sogar ein Sabotageplan Aragiz’
sein, so schwer es auch fällt so etwas zu glauben. Oder eine Nebenwirkung dieser… Krankheit.«
»So oder so ist es schlecht für die Moral, mein Gebieter. Und auch die Krankheit selbst könnte eine Waffe sein.«
Er nickte. »Also gut. Nimm fünf Sklaven, die du zufällig aussuchst, keine, die an für das Funktionieren der Station kritischen Positionen stehen, und foltere sie.«
»Nur fünf, mein Gebieter?« Serigs leise Stimme verlieh seinem Erstaunen Ausdruck.
»Es ist ein ungewöhnlich weiches und empfindliches Volk«, antwortete Belazir. »Fünf werden durchaus genügen. Mehr würde Panik auslösen. Fürs erste soll das Ungeziefer als Ganzes ruhig und zufrieden und kooperativ bleiben. Sollen sie doch später in Panik geraten, zu einem Zeitpunkt unserer Wahl. Foltere die fünf, um die Informationen zu bekommen, die wir über dieses… Phänomen brauchen. Wenn sie nichts wissen, nimm andere.«
»Soll ich das öffentlich verkünden?«
»Nein, Serig. Wenn wir unsere Unwissenheit
bekanntmachen, sagen wir damit auch, daß es etwas gibt, wovor sich unsere Krieger fürchten. Sollte es sich um eine Feindoperation handeln, werden sie schon wissen, was wir suchen – oder die nächsten fünf wissen es.«
Serig verneigte sich. »Sehr gut, mein Gebieter.«
Belazir richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das Spiel.
»Warum?« fragte Channa.
»Du nimmst die Hände von meinem Schreibtisch und stellst dich gerade hin«, teilte Belazir ihr gelassen mit und zeigte mit einem schlanken Dolch auf sie. Er starrte Channa solange an, bis sie gehorchte.
»Zwei dieser Leute werden wahrscheinlich sterben«, flüsterte sie schweratmend. »Herr und Gott. Sie wurden gefoltert.«
»Natürlich wurden sie das. Das hatte ich angeordnet.«
»Aber warum?«
Er stand auf und trat langsam um den Tisch, bis er dicht hinter ihr stand, dann sprach er ihr leise ins Ohr. »Wir sind Eroberer. Wir erklären unser Tun nicht. Das hier ist keins dieser Spiele, wie wir sie in deiner Unterkunft spielen, liebliche Channa, das hier ist die Wirklichkeit.«
Sorgfältig verschränkte sie die Hände vor sich und senkte den Blick.
»Ich bitte um Verzeihung wegen meiner Anmaßung«, sagte sie unterwürfig. »Ich wurde dazu ausgebildet, meine Pflichten ernstzunehmen, und das macht mich manchmal voreilig.
Deshalb muß ich auch wegen dieser schrecklichen
Angelegenheit nachfragen. Ich kann nicht glauben, daß
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