Raumschiff 4 - Channa
Sitten auf Station Hawking Alpha Proxima informieren und nachsehen, wie man einander dort umwirbt. Bloß nicht sofort mit plumpen Geschenken anfangen. Aha! Musik! Den Zauber hat sie zu betören, sei’s wilde Kreatur oder das Herz. In diesem Falle beides. Also werde ich einmal ihr Musikrepertoire durchgehen – damit greife ich nicht in ihr Intimleben ein, sondern schaue mir nur ihre öffentlich zugänglichen Dateien an…
»He, Simeon, was ist los?« fragte Joat und richtete den Blick von ihrem Frühstück auf seine Säule.
»Was los ist, Liebes?« fragte Simeon.
»Ja, was los ist. Du bist plötzlich so aalglatt, daß selbst eine Beutelratte kotzen könnte, und Channa sieht aus, als hätte sie gerade eine Leiche entdeckt, die schon reichlich lange tot ist.«
Channa begann plötzlich zu schnauben. Da sie gerade den Mund voll Kaffee hatte, waren die Folgen spektakulär. Stumm reichte Joat ihr eine Serviette, während sie hustete und prustete.
»Das bildest du dir nur ein«, erwiderte Simeon mit einem Hauch Schärfe in der Stimme. Dann wurde er wieder etwas weicher. »Alles in Ordnung, Channa?«
»Was ist denn mit Simeon los?« fragte Patsy mit gedämpfter Stimme. Sie standen im Schatten einer Treibpumpe, wo die Schwingungen jede Stimmüberwachung erschwerten.
»Was soll los sein?« fragte Channa stirnrunzelnd.
»Na ja, er stimmt einem plötzlich die ganze Zeit zu.«
»Jetzt, wo Sie es erwähnen…«
Die Frau aus Larabie zuckte mit den Schultern. »Einem
geschenkten Gaul schaut man nicht aufs Maul, Chan. Aber wenn doch, sollte man die Zähne lieber auf Feilspuren
überprüfen.«
Der Verwaltungschef Claren betätigte eine letzte Taste.
»Das ist die Extrapolation, beruhend auf den Daten der vergangenen fünf Jahre«, erklärte er. »Sie werden feststellen, daß die Umschlagrate etwas hoch ausfällt, aber auf einer Transitstation ist es auch nicht leicht, die Leute zu halten.«
Channa furchte die Stirn. »Ich hätte gedacht, daß es hier etwas müheloser wäre«, meinte sie. »Schließlich gibt es auf dieser Station mehr großstädtische Annehmlichkeiten.«
»Es ist aber auch müheloser, wieder zu gehen«, versetzte Claren und deutete auf das große Passagierterminal.
»Wir sollten mehr auf dem Gebiet der gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten tun«, meinte Channa. »Das ließe sich aus dem Etat für Sonderausgaben decken, und auf lange Sicht tragen sich solche Unternehmungen selbst und werfen auch noch etwas ab. Hier in der Gegend gibt es wirklich viele Rohstoffabbau-und Erkundungssektoren…« Genau aus
diesem Grund war SSS-900-C ja auch mitten in einem Haufen an mineralienreicher Sonnen der fünften Generation
eingerichtet worden. »… und da brauchen die Leute
ebensosehr ihre Freizeitaktivitäten, wie ihre Schiffe und Ausrüstung der Wartung bedürfen. Das Perimeter ist eine Goldgrube für seine Besitzer und die Station, um einmal die einzige wirkliche Topattraktion hier zu benennen. Wenn die Leute an den Außenposten Unterhaltung und Warenangebote in einem Spektrum bekommen, das von billig bis teuer reicht, brauchen sie nicht mehr weiter in Richtung Zentrum zu
fliegen. Das wäre für dieses ganze Gebiet ein großer Schritt auf das Ziel zu, Teil der Zentralwelten zu werden und nicht nur eine primitive Zone am Außenrand zu bleiben.«
»Völlig richtig, Miss Hap«, erwiderte Claren. Er war ein mausig aussehender kleiner Mann mit schütterem schwarzen Haar, das er über den Kopf zurückgekämmt trug. Er kleidete sich wie die Karikatur eines Bürokraten, bis zum Tastaturhalter und Gürtel. »Genau dasselbe sage ich schon seit Jahren.«
»Was meinen Sie, Simeon?« fragte Channa.
»Klingt gut«, antwortete der liebenswürdige Manager.
Claren mußte heftig husten. Einer seiner umherstehenden Assistenten huschte mit einem Glas Wasser herbei.
Channa wartete, bis er sich wieder erholt hatte. »Er hat Sie wohl überrascht?«
»Mich überrascht? Mich? Nein, nein, ich habe mich nur
verschluckt. Die Luft ist doch ziemlich trocken, finde ich.«
Hastig nahm er noch einen Schluck, um diese Interpretation zu bekräftigen. »Hier«, und seine Finger flogen förmlich über die Tasten seines Terminals, »sind einige Pläne, die wir entwickelt hatten, mit dem projektierten…«
»Beantworten Sie bitte meine Frage, Verwaltungschef
Claren«, sagte sie fest aber ruhig. Sie mochte vielleicht neu hier sein, aber ein »bitte hier unterschreiben« erkannte sie jederzeit.
»Nun, es ist nicht das
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