Raumschiff 4 - Channa
erste Mal, daß diese Projekte
vorgeschlagen wurden«, antwortete Claren. »Aber die
Reaktion war nie hinreichend positiv, um die Pläne
umzusetzen. Das heißt, bis jetzt. Es ist ein wirkliches Vergnügen, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der etwas für weitsichtigere Planung übrig hat und von natürlicher
Entschlossenheit ist. Ach, du liebe Güte.« Er verstummte.
Channas Stimme bekam einen stählernen Unterton. »Da
haben wir es uns wohl anders überlegt, wie, Simeon?«
»Diese Station war nicht in der Lage, sich in ein derartig ehrgeiziges Projekt zu stürzen. Und schon gar nicht, die entsprechende Initiative aufzubieten«, erwiderte Simeon geschmeidig. »Tell war ein rauher Bursche, genau wie ich.
Keiner von uns besaß hinreichend Erfahrung, um solche
Unternehmungen zu koordinieren. Jedenfalls nicht hier.«
Channa drehte sich um, als sie spürte, daß sich hinter ihr irgend etwas durch die Luft bewegte. Es war ein
Nachrichtentablett, das auf Ellenbogenhöhe herangeschwebt kam. Die kuppelförmige Abdeckung klappte auf und gab
geeiste Gläser und eine gefrostete, entkorkte Flasche eines edlen Jahrgangs frei. Auf der weißen Serviette lag eine rote Rose. Channas Lippen wurden schmal, doch als sie sah, daß Claren sie eindringlich beobachtete und daher auch bemerken mußte, wie sie errötete, beherrschte sie ihren Impuls, die Flasche gegen den Sensor zu schleudern, der Simeon mit diesem Büro verband.
»Ja, lassen Sie uns doch auf den Erfolg dieser Unternehmung trinken, Claren«, sagte sie und begann einzuschenken.
Umständlich prostete sie dem Sensor zu und nippte. Sie war leicht überrascht von dem trockenen, herben Geschmack.
»Kein schlechter Weißer! Ich wußte gar nicht, daß so etwas in Ihnen steckt, Simeon.«
»Ich darf sehr wohl das eine oder andere Talent mein eigen nennen«, erwiderte er und wünschte sich dabei, daß es in Clarens Büro doch einen Projektionsschirm gäbe, um das glückselige Lächeln dort erscheinen zu lassen, das er dabei empfand.
Channa leerte das Glas und stellte es auf dem Schwebetablett ab. »Wenn Sie die Pläne einfach auf mein Terminal
überspielen würden, Verwaltungschef Claren, dann kann ich sie durchgehen, sobald ich die Zeit dafür finde.« Dann verließ sie zielstrebig das Büro.
Als sie in die Kommandozentrale kam, war sie bereits im Sturmschritt. »Ich wette, das fanden Sie wohl furchtbar subtil!
Subtil wie eine Kollision mit einem Asteroiden, Sie…«
Channa fuhr zu dem Bildschirm herum, den er
vorsichtigerweise leergelassen hatte, um ihrem Zorn kein Angriffsziel zu bieten. Da begann sie die Töne zu vernehmen, die den Raum ausfüllten.
Entzückt sah Simeon mit an, wie ihr Gesichtsausdruck sich erst vom Lebhaften ins Erstaunte und schließlich Verzauberte verwandelte, während die sibilierenden Klänge des
retikulanischen Paarungsgesangs den Raum erfüllten. Die Töne waren langgezogen, leise, verträumt. Es gab zwar keine formale Melodie, doch irgendwie deutete das Thema die Stille des tiefen Waldes und den Tau an, der wie flüssiger Diamant in den Streifen des durchs Laubwerk blendenden Sonnenlichts herabfiel.
Channa blieb einen Augenblick still stehen. Sie zuckte leicht zusammen, als sich die Tür mit einem vernehmbaren Rauschen schloß, verärgert, daß ein anderes Geräusch die Perfektion der Laute störte. Dann trat sie vorsichtig, als fürchte sie, daß sich Stoff an Stoff oder Schuh an Teppichboden reiben und ihr dadurch eine kostbare Sekunde der komplizierten Musik
entgehen könnte, auf einen Sessel zu. Sie nahm so langsam darin Platz, daß sie zu schweben schien, ja es hatte den Anschein, als wagte sie kaum zu atmen, während sie die Musik in sich aufnahm.
Mein erster Eindruck von ihr war doch richtig, überlegte Simeon, wie er Channa zusah. Sie ist tatsächlich ein Fuchs!
Doch als er näher hinsah, war er sich dessen nicht mehr so sicher, denn sie hatte die Augen halb geschlossen, Tränen funkelten sternengleich darin, und seine hohe Sehschärfe ließ ihn erkennen, wie sich ihre Gesichtshaut entspannte und glättete. Im Augenblick sieht sie gar nicht so fuchsig aus!
Tatsächlich wirkt sie eher… lieblich.
Als der Gesang in eine betörende Stille gemündet war, saß Channa regungslos da. Dann schloß sie die Augen gänzlich und lehnte sich zurück, verschränkte die Hände vor sich. Als sie die Augen wieder öffnete, schimmerten sie, und ihre Stimme klang heiser.
»Ach, Simeon… dafür kann ich Ihnen eine Menge Streiche
Weitere Kostenlose Bücher