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Raumschiff 4 - Channa

Raumschiff 4 - Channa

Titel: Raumschiff 4 - Channa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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auch niemals ausgesucht worden, wenn nicht auch eine Spur
    Abenteuerlust bei ihrem psychologischen Profil gehört hätte.
    »Würden Sie das bitte befestigen, Patsy?« fragte sie und überreichte ihr die Spule. Die Optikfaser war in gesponnenen Tungstendraht eingehüllt, in den in regelmäßigen Abständen Verstärker eingebaut waren. Er war kaum dicker als ein Zwirnfaden, konnte aber eine Belastung von mehreren Tonnen aushalten. Wenn er erst einmal hinter ihnen an der Wand befestigt war, würden weder ihre Implantate noch Patsys Anzugfunkgeräte an Sendekraft verlieren. Patsy verschweißte das äußere Ende neben der Luke mit der Hülle, wozu sie den Punkthitzer im Handschuh ihres Konstrukteursanzugs
    benutzte.
    »Fertig?« fragte Channa und atmete tief ein.
    »Und ob.« Patsy trat hinter sie, die Bogenpistole schußbereit.
    »Achtung«, sagte Simeon.
    Die Lampen an der Tastatur blinkten grün und
    bernsteinfarben. »Ich glaube, das besagt, daß die Atmosphäre zweifelhaft ist«, meinte Channa. »Auf jeden Fall herrscht dort drin Druck.« Sie befestigte eine Sensorleine an der Oberfläche.
    »Die stecken in Schwierigkeiten«, meldete Simeon. »Hörst du dieses Winseln?« Channa schüttelte den Kopf und spürte, wie er die Tonempfangsanlage ihres Helms verstärkte. Jetzt vernahm sie ein leises, knirschendes Geräusch.
    »Was ist das denn?«
    »Das sind die Kerne des Innenhauptantriebs«, erwiderte Simeon grimmig. »Der Reaktor ist zwar heruntergefahren, aber sie fungieren immer noch als Supraleiter. Die Legierungen, die man damals verwendete, waren zäh. Damals hat man auch
    mehr Redundanzen eingebaut.«
    »Und das bedeutet?«
    »Das bedeutet… daß der Pilot alles in den Antrieb geben mußte, was der Reaktor aufzubieten hatte, um dieses Ding zu bremsen. Die Außenspulen sind schon ausgefallen, bevor alles entweichen konnte. Jetzt wird auch die Innenspule bald hochgehen.«
    »Schlechte Nachricht«, meinte Patsy.
    »Wird sie explodieren?« fragte Channa besorgt. Die
    Energien, derer es bedurfte, um ganze Megatonnen zwischen den Sternen zu befördern, waren wahrhaft gewaltig.
    Simeon lauschte. »Nicht sofort, aber schon sehr bald. Es wird stärker, aber das Geräusch sollte erst noch erheblich lauter werden, bevor man sich zur Panik entschließt. Mach die Innenluke auf, Frau! Ich schicke die Truppen rein. Du hast ungefähr dreißig Minuten, dann mußt du verschwunden sein.«
    Die innere Luftschleuse glitt auf. Die beiden Frauen behielten die Helme fest auf, als sie wieder zuglitt und die Luft zischend eindrang. Channa blickte auf die Meßwerte an ihrem Ärmel und betätigte die Analysetaste.
    »Sauerstoff niedrig, CO2 viel zu hoch«, sagte sie grimmig.
    »Nekrotische Ketone,
    das steht hier jedenfalls
    –
    Zersetzungsprodukte. Dieses Zeug möchte ich nicht einatmen müssen. Würde man das überhaupt überleben?«
    »Das hängt wohl von der natürlichen Toleranzschwelle ab«, erwiderte Patsy. »Und weiter drinnen ist es vielleicht auch nicht so schlimm.« Als Spezialistin für ökologische Wartung waren ihr die Parameter vertraut. »Dem Volumen der NKs zufolge müssen ihre Filteranlagen schon eine ganze Weile ausgefallen sein.«
    Das innere Schott der Luftschleuse glitt auf. Nun, da sie sich nicht mehr im geräuschlosen Vakuum befanden, übermittelten die Außenmikrofone ihrer Anzüge das Zischen. Leider war zugleich auch ein schrilles Winseln zu vernehmen: eins, das ihnen die Haare zu Berge stehen ließ. Channa blickte den langen Korridor entlang. Er war schäbig und nur matt von dem blauen Licht der Notleuchtstreifen erhellt.
    Um sie herum summten Fliegen. Patsy schlug eine davon
    gegen die Wand.
    »Schmeißfliegen«, sagte sie, nachdem sie sie genauer
    untersucht hatte. Ein leichtes Beben schwang in ihrer Stimme mit. »Die hatten wir auf der Ranch.«
    »Die akustischen Sensoren meinen, daß es unten noch
    Überlebende gibt«, erwiderte Channa. »Gehen wir.«
     
    Doktor Chaundras Hände flogen über seine Tastatur, als er sich Notizen machte. Er war ein kleiner, braunhäutiger Mann von zierlichem Körper wuchs.
    »Maximal fünfzig, sagen Sie?«
    Simeon schaltete zu den Implantatdaten zurück, die einen anderen Teil seines Bewußtseins ausfüllten. Channas Atmung klang abgehackt. Ihr Puls raste, und der Magensäurepegel wies auf unterdrückte Übelkeit hin. Das überraschte Simeon nicht.
    Die Dinge, die sie zu sehen bekam, verursachten selbst ihm etwas Übelkeit, auf eine völlig unkörperliche Weise, die dennoch

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