Raumschiff 4 - Channa
Schiffsinneren, die sie aus seinen eigenen Datenbanken hatte übertragen können, so uralt diese auch waren.
»Ich werde es hier versuchen«, sagte sie und kämpfte mit den Schaltern des Schotts. »Wenn es offen ist, ist das der kürzeste Weg. Wenn nicht, vollziehe ich sofort mit Patsy das
Rendezvous.«
»Ich brauche ein paar Leute für Abschlepp-und
Sprengarbeiten«, verkündete Simeon. »Die Sache wird etwas heikel.« Der Versammlungsraum unterhalb der Andockbucht am Südpol der Station war voller Freiwilliger der zweiten Woge, die nicht für die medizinische Notversorgung gebraucht wurden oder dafür qualifiziert waren. Ohne Ausnahme traten alle einen Schritt vor. Trotz des Ernstes der Lage gönnte Simeon sich die Zeit für ein grimmiges Lächeln. Dieser alte Spruch mit der Herausforderung hat schon seit Gilgamesch funktioniert, dachte er, was nur beweist, daß selbst die ältesten Bücher über Militärpsychologie recht haben. Die Leute waren eben äußerst zurückhaltend, vor anderen als feige dastehen zu sollen, vor allem vor ihren Freunden. Simeon nannte die Namen jener, die er brauchte. Sie trugen bereits ihre
Raumanzüge. Dazu gehörten natürlich Gus und sechs weitere erfahrene Schlepperpiloten sowie sechs der Sprengexperten, die gerade ihren Urlaub auf der SSS zubrachten. »Ich danke euch und allen anderen auch.«
Als sich der Raum wieder geleert hatte und nur noch die ausgewählten Teilnehmer übrigblieben, begann Simeon, ihnen reinen Wein einzuschenken.
»Dieses Schiff da draußen wird explodieren. Die Triebwerke hören sich an, als befänden sie sich in einem kritischen Ungleichgewicht, weit über jede Alarmmarke hinaus. Wir haben die Überlebenden von Bord gebracht. Aber wir müssen das Schiff nun weit genug von der Station wegschaffen, damit es uns nicht noch mitreißt. Das ist aber nicht das einzige Problem. Wir müssen sicherstellen, daß es in seine kleinsten nur möglichen Bestandteile explodiert und daß diese in einem für uns günstigen Verteilungsmuster verstreut werden.«
Die Sprengmeister grinsten einander an. »Die leichteste Sache der Welt, Simeon«, sagte ihr Sprecher mit
spitzbübischem Lächeln. »Sofern man weiß, was man tut.«
»Das tun wir«, erwiderte einer der anderen und klopfte dem Sprecher jovial auf die Schulter.
»Gut zu wissen, Leute! Kommt ihr Schlepperpiloten auch an ihr Können heran, indem ihr eure Maschinen ein bißchen über die rote Marke treibt, um das Schiff so weit von uns
fortzuschleppen, wie ihr nur könnt?«
»Ach, Simeon«, erwiderte Gus, »du solltest doch eigentlich wissen, daß wir keine Schwierigkeiten haben, dir diesen kleinen Gefallen zu tun.«
»Ich werde die Sache überwachen und sollte eigentlich in der Lage sein, euch rechtzeitig zu warnen, damit ihr euch in Sicherheit bringen könnt.« Simeon machte eine kurze Pause; er war besorgt, trotz ihrer offensichtlichen Verachtung für die mit der Operation verbundenen Gefahren. »Habe ich die Situation deutlich genug geschildert?«
Gus grinste. »Deutlicher geht es nicht, Stationsmann«, sagte er und zuckte seine breiten Schultern, wie um sich für eine Herausforderung zu rüsten. »Außerdem haben wir nicht mehr viel Zeit für Plaudereien!«
Da meldete sich eine andere Stimme zu Wort: Patsy. Simeon leitete ihre visuelle Übertragung auf einen der Schirme im Besprechungsraum; sie saß bereits wieder im Pilotensessel ihres Schleppers.
»Junge, das ist ja wieder die reinste Macho-Orgie hier, wie?
Ein Schlepper ist bereits an Ort und Stelle, Simeon – meiner.
Auf mich kannst du auch zählen.«
Gus schnitt eine Grimasse. »Hör mal, Patsy, wir stecken ziemlich tief in…«
»Ziemlich tief in der Scheiße«, beendete sie seinen Satz und grinste ihn dabei an. »Ich kenne diese Ausdrücke schon, Gus.«
Alles lachte. Simeon musterte die Leute und unterdrückte einen Anflug verbitterter Sehnsucht. Jeder militärische Kommandant, der sein Pulver wert war, führte seine Truppen von vorne aus und nicht aus einer unverwüstlichen Titansäule.
Keine Sorge, sollten sie scheitern, bist du der einzige, der noch übrig ist, um zu berichten, was geschah. Und zwar dank dieser Titansäule. Das heißt, sofern du es dann noch mit deinem Gewissen vereinbaren kannst.
»Ich behalte die Spulen im Auge und warne euch rechtzeitig, damit ihr euch verdrücken könnt«, versprach Simeon.
Fast gleichzeitig schoben sich die Helme über die Köpfe dieser kleinen Heldenbande.
»Es dauert länger, als es die Sache
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