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Raumschiff 4 - Channa

Raumschiff 4 - Channa

Titel: Raumschiff 4 - Channa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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außerordentlich unangenehm war.
    »Kurzfristig anberaumter, improvisierter Versuch der
    Herstellung des Kälteschlafs«, sagte sie, wobei ihre Stimme um die Objektivität einer Meldung rang. Er musterte das Gewirr zusammengeschusterter Geräte, die Lebende und Tote umgaben. »Wahrscheinlich, um den Luftverbrauch zu
    reduzieren. Schwere Geräteausfälle.«
    In der letzten Kabine hatte es fast nur Tote gegeben:
    eingefallene Augen und ausgetrocknete Lippen, die sich über grinsende Zähne zurückgezogen hatten. Ebenso Maden. Einige der Leichname waren Kinder, tote Kinder, die sich an ihre toten Mütter schmiegten. Die Maden verliehen ein paar von ihnen eine grausige Lebensähnlichkeit, wie sie die
    geschwollenen, schwarz angelaufenen Gliedmaßen in
    Bewegung hielten. So ziemlich das einzig Versöhnliche an der Szene waren die elastischen Netze, die die Lebenden wie die Toten auf ihren Bahren an Deck oder auf den Pritschen
    festhielten. Augenscheinlich hatte irgend jemand
    vorausgesehen, daß die internen Gravitationsfelder
    zusammenbrechen könnten. Simeon stellte sich vor, wie er in eine dieser Kabinen kam, in der die Leichen frei
    umherschwebten…
    »Dieser hier…«, setzte Channa an, schluckte und beugte sich über einen Körper, der entweder noch am Leben oder erst kürzlich gestorben war. Schwebende Maden strichen über die Oberfläche ihres Helmvisiers, klebten sich feucht und zappelnd daran. Channa würgte, dann zwang sie sich, sie beiseite zu streichen.
    Ein klänggg hallte durch die Stille. »Was war das?«
    Simeon spaltete seine Perspektive aufs neue. Das seitlich neben dem Ungetüm schwebende Rettungsschiff hatte eine Rakete mit einem Schlauch von großem Durchmesser
    abgefeuert, der an ein Pumpensystem angeschlossen war: ein Decköffnungssystem, das die Außenhülle durchbohrte und sich selbst danach wieder versiegelte.
    »Luftharpune«, erklärte er. »Wir beginnen gleich mit dem Hereinpumpen.«
    »Ich höre es«, sagte Patsy aus dem Gang. Ihre Bogenpistole krachte und öffnete eine versiegelte Luke. »Hier drin sind noch mehr. Ungefähr das gleiche.«
    »Bei fünfzig Überlebenden sollten wir eigentlich keine Schwierigkeiten haben«, meinte der Arzt zu Simeon im
    sicheren, sauberen Büro des Lazaretts. Chaundra gab einen Zoombefehl ein, um sich eine der Aufzeichnungen genauer anzuschauen, betrachtete die Lebenszeichenanzeigen neben dem ausgemergelten Gesicht eines der Flüchtlinge.
    »Kälteschlafdosierung, die alte Partialmethode; sehr unsichere Dosierung, dazu Sauerstoffmangel. Dehydrierung,
    Unterernährung, aber hauptsächlich unzureichende Luft.«
    Er blinzelte. »Körpertyp? Manchmal kommt es in isolierten Kolonien zu genetischen Divergenzen. Das muß ich
    überprüfen. Sie scheinen zu einer südeuropäischen Rasse zu gehören – archaischer Typ. Wir sollten sie so schnell wie möglich evakuieren.«
    »Ich arbeite daran«, erwiderte Simeon mit beherrschter Leidenschaft. Ich werde diese Schlachtfeldrekonstruktionen nie wieder mit denselben Augen sehen, dachte er.
    Durch Channas Ohren vernahm er das Scheppern der Füße
    draußen im Gang, wo die Haftfelder der Anzugschuhe die Gravitation ersetzten. Die Freiwilligen traten durchaus forsch ein, in den Händen hielten sie aufblasbare Rettungskugeln, dann blieben sie abrupt und ungläubig stehen. Einer von ihnen versuchte einen Augenblick, sein Würgen zu beherrschen, dann überkam es ihn, und er bekam einen schmerzhaften und gefährlichen Anfall von Erbrechen in seinem geschlossenen Helm. Seine Kameraden entfernten den Schutzhelm, was
    seinen Krampf nur noch verschlimmerte, als nun auch der Gestank in seine Nase drang. Der glücklose Freiwillige war der erste, der in einer der Blasen verstaut wurde.
    »An die Arbeit!« befahl Channa. Nur Simeon konnte das
    Beben in ihrer Stimme vernehmen, das außerhalb des
    Spektrums gewöhnlicher Ohren lag. »Die Überlebenden
    werden mit einem gelben Streifen von einem
    Frachtprüferblock gekennzeichnet. Geben Sie ihnen einen Plasmatropf und die Notfallgegenmittel, dann schaffen Sie sie hier heraus. Diese Leute müssen in die Regenerierung. Und zwar sofort.«
    Erst mit abgehackten Bewegungen, dann immer schneller, machten sich die Leute von der Station ans Werk. Channa zog sich in den Korridor zurück, atmete Luft aus, von der sie gar nicht gewußt hatte, daß sie sie angehalten hatte.
    Simeon war zutiefst dankbar dafür, daß sie nicht versucht hatte, ihre Anzugsiegel aufzubrechen, als der Luftschlauch

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