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Raumschiff 4 - Channa

Raumschiff 4 - Channa

Titel: Raumschiff 4 - Channa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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zögerte, räusperte sich und streckte schließlich das Kinn vor, um Simeon direkt
    anzusprechen.
    »Dann ist es ja noch schlimmer, als ich es mir ausgemalt habe. Guiyon muß wirklich verzweifelt gewesen sein. Können Sie sich selbst verteidigen?«
    »Na ja, Ihr aus der Kontrolle gelaufenes Schiff haben wir ja ziemlich erfolgreich abgewehrt«, erwiderte Simeon. »An was denken Sie denn so?«
    Arnos beugte sich vor, stützte sich dabei auf die Armlehnen seines Sessels. Sein Blick nahm ein heftiges Glühen an.
    »Ich werde es Ihnen sagen«, antwortete er voller
    Leidenschaft und ließ den Blick um den Tisch schweifen. »Wir auf Bethel sind ein friedliches Volk. Praktisch ein schutzloses Volk.« Der Mund verzerrte sich vor Schmerz. »Wir wurden aus dem Himmel über unserem friedlichen Planeten
    angegriffen. Ich weiß nicht, wie Sie die Stunden eines Tages oder die Tage einer Woche zählen, einen Monat, ein Jahr. Ich weiß nicht, wie lange wir im Schlaf bewußtlos waren. Wir waren seit vier Fünfundzwanzigstundenperioden auf der Flucht von unserer Welt, bevor ich die Droge nahm. Kurz bevor ich es tat, sagte Guiyon zu mir, daß wir seiner Vermutung nach einen Vorsprung von fünf Tagen hätten. Also neun Tage zu jeweils fünfundzwanzig Stunden
    – das macht
    zweihundertundfünfundzwanzig Stunden.«
    »Hat Ihre Stunde sechzig Minuten, Mister Sierra Nueva?«
    fragte Patsy.
    Er blickte ausdruckslos zu ihr hinüber und nickte langsam.
    Simeon ließ eine Holoaufnahme von Bethel erscheinen, wie er sie aus der Datenbank des Kartographischen Diensts geholt und berechnet hatte.
    »Das ist unsere Welt, wie sie vor diesem Exodus aussah«, sagte Arnos düster, während er die träge Rotation auf dem Schirm beobachtete. »Unsere Hauptstadt war dort«, und er zeigte an eine Stelle, wo zwei große Flüsse in eine Bucht mündeten. »Wir haben sie Keriss genannt. Die Stelle, wo die Pilger landeten und unseren Tempel errichteten. Die
    Kolnari…« Er brach ab, preßte die Augen zusammen, sein Gesicht zu einer Maske des Schmerzes verzerrt.
    Recherche, befahl Simeon stumm und spürte, wie der Computer sich an die Arbeit machte. Dann empfand er einen geistigen Hieb, als er noch einmal durchging, was Arnos gerade gesagt hatte. Dort war die Stadt Keriss:
    Vergangenheitsform. Auch Gus bemerkte es, seine Pupillen weiteten sich.
    »Sie verlangten die bedingungslose Kapitulation«, sagte Arnos, jede Emotion war aus seiner Miene entwichen. »Durch einen Angriff aus dem Hinterhalt schalteten sie unsere Orbitalstationen aus und unser Kommunikationsnetz, alles, was wir hätten benutzen können, um Hilfe herbeizurufen.«
    Er verschränkte die zitternden Hände. »Der Ältestenrat kam zusammen«, fuhr er fort. Seine Lippen wurden schmal. »Sie kamen zu dem Schluß, daß diese Heimsuchung eine Strafe für die fortschreitende Unmoral der jüngeren Generation sei.
    Damit meinten sie mich!«
    Er stach sich mit den Fingern auf die Brust. »Und andere wie mich, die nur ein wenig mehr Freiheit wollten, die nur Antworten auf vernünftige Fragen wünschten. Sie weigerten sich, mich anzuhören – obwohl ich ein männlicher Abkömmling in der Linie des Propheten selbst bin.«
    In seine verbitterten Erinnerungen versunken, bemerkte Arnos nicht, welche Überraschung seine Worte auslösten.
    Aha, patrilineale Nachfolgeregelung, dachte Simeon.
    »Ich danke dem Allwissenden für Guiyon, denn als ich das letzte Mal den Ratssaal verließ, rief er mich an. Ich solle fliehen, meinte er. ›Wohin? Und wie?‹ fragte ich ihn. Da erzählte er mir von dem Kolonienschiff, das uns nach Bethel gebracht hatte. Dreihundert Jahre lang hatten wir es als Wetter-und Relaisstation verwendet. Also ging ich, jene zu
    versammeln, die mir vielleicht folgen würden.«
    Er faltete unruhig die Hände. »Und die Kolnari… als sich die Ältesten weigerten, zu kapitulieren, haben sie die Stadt mit einer Fusionswaffe vernichtet!«
    Ein schockiertes Murmeln machte die Runde am Tisch. Seit Generationen hatte niemand mehr eine Fusionswaffe
    eingesetzt. Jedenfalls in keinem Sektor, der den Zentralwelten unterstand.
    »Mörder! Plünderer! Piraten!« Er spuckte die Worte förmlich aus und rieb sich mit den Händen das Gesicht.
    Ein weiteres Murmeln. SSS-900-C befand sich in einem sehr friedlichen Sektor; die einzigen Nichtmenschen hier waren Arten, die keine institutionalisierte Gewalt praktizierten. Die Siedler waren meistens anständige Charaktere, vielleicht ein bißchen rauh, aber nicht mehr, als

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