Raumschiff 4 - Channa
man von Pionieren erwarten konnte. Piraterie war ein rein historisches Phänomen geworden oder fand allenfalls sporadisch im Außenarm der Galaxie statt.
Mit ruhiger Stimme, die um so eindringlicher wirkte, fuhr Arnos fort. »Ein Zehntel unseres Volks ist in diesem
Augenblick gestorben, ebenso alle unsere Anführer. Die Kolnari haben uns mitgeteilt, daß wir kapitulieren müßten, sonst würden sie erneut zuschlagen. Sie haben ihre Botschaft von einem dunklen Schirm abgestrahlt. Sie würden immer und immer wieder zuschlagen, bis wir bis zum letzten Mann
ausgerottet seien. Wir hörten immer nur eine ungerührte Stimme. Diese Feiglinge! Sie haben sich vor ihren Feinden nicht einmal offen zu erkennen gegeben! Sie gewährten uns zwei Stunden, um uns zu entscheiden.
Und so fingen wir an. Es war äußerst schwierig. Wir mußten entscheiden, wen wir mitnehmen konnten.« Seine Wangen
röteten sich vor Scham, als er fortfuhr. »Als erstes haben wir Guiyon aus seiner Säule geholt. Wir konnten die Schotts des Hautfrachtraums nicht öffnen. Ach, wir waren so dumm, so unschuldig, so unausgebildet! Wir konnten Vorräte beschaffen, Guiyon ausstöpseln, sammelten unsere Leute ein, flogen zum Schiff, ohne dabei entdeckt zu werden, und dann…« Ein
rauhes, grobes Lachen. »… gingen die Luken nicht auf! Irgend jemand murmelte, daß die Ältesten wohl doch recht gehabt hätten. Es sei die Strafe für unsere Sünden.
Dann hat Joseph hier«, und Arnos legte dem kleinen Mann die Hand auf die Schulter, »eine der Wartungsluftschleusen aufbekommen. Nur daß die Schleuse zu klein für Guiyons Hülle war. Er bestand darauf, daß er nicht unbedingt im Inneren des Schiffs mitfliegen müsse, daß wir ihn in Nähe der Kommandobrücke an die Hülle schnallen sollten, damit seine Gehirnsynapsen mit dem Instrumentenpaneel verkabelt werden konnten. Er mußte uns alles erklären, was zu tun war. Wir verstanden nur wenig von solchen Dingen.« Ein weiteres verbittertes Schnauben. »Und wir hatten solche Angst.
Niemand von uns verstand auch nur das geringste von
Raumnavigation. Ich hatte zwar schon mal ein kleines Schiff gesteuert, aber niemals über Bethels Monde hinaus. Jenseits von Bethels Monden war Gebiet, das zu besuchen für die Menschen Bethels nicht schicklich war. Außerdem wußten wir nichts über die Welten außerhalb unseres eigenen kleinen Systems. Alles, was uns auf Bethel an externem Handel
gestattet war, wurde von Guiyon abgewickelt.«
Arnos hielt inne, schluckte schwer, und Chaundra schenkte ihm ein Glas Wasser ein. Der Mann nickte dankbar und trank, bevor er seine Geschichte fortsetzte.
»Guiyon wollte es nicht riskieren, uns zu einer der
nahegelegeneren Kolonien zu bringen, weil er fürchtete, diese Ungeheuer damit zu einem gleichermaßen schutzlosen
Planeten zu führen. Statt dessen«, er lachte freudlos, »haben wir sie nun möglicherweise zu einer noch schutzloseren Raumstation geführt. Auf einem Planeten kennt man
wenigstens ein paar sichere Verstecke. Ich weiß auch nicht, weshalb wir hier und nicht auf der Basis Rigel sind. Guiyon muß den Kurs wieder geändert haben. Als ich die Droge
einnehmen mußte, hatten wir vier Verfolger. Hervorragende bewaffnete Kriegsschiffe, meinte Guiyon. Und wir haben sie hierhergeführt, zu Ihnen, die Sie den armseligen Rest unseres Volks gerettet haben, der von unserem einst so schönen Planeten geflohen ist.« Er neigte den Kopf, und seine
Schultern sackten in Verzweiflung zusammen.
Auf entsetztes Schweigen folgte ein immer lauter werdendes Geplapper: »Die haben den Ärger gleich mitgebracht«; »Die haben diese Ungeheuer ausgerechnet zu uns geführt?«; »Aber wir sind doch völlig schutzlos«. Simeon stieß ein moduliertes Geheul aus, worauf alles verstummte.
»Danke«, sagte Simeon ironisch, als die Stille zurückgekehrt war. Herrscht Gefahr ganz zweifelsfrei, lauf im Kreise, mach Geschrei, fügte er bei sich hinzu.
»Guiyon hat Sie hierhergeführt, weil erstens die Triebwerke im Begriff standen zu explodieren, weil zweitens ohnehin immer mehr Leute an Bord starben, und weil SSS-900-C
drittens auf der Hauptroute in diesem Quadranten der
Einflußsphäre der Zentralwelten liegt. Könnten wir das Problem jetzt vielleicht ein wenig gelassener untersuchen?«
Claren wandte sich an May Vickers. »Als Sicherheitschefin obliegt es Ihnen, uns zu verteidigen!«
Vickers musterte den Mann. »Mit Betäubungspistolen?«
fragte sie ungläubig. »Ich bin Polizeibeamtin mit
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