Raumschiff 4 - Channa
anderen näherten sich langsam, aber sicher der Panik.
»Sie müssen doch irgend etwas haben, mit dem Sie kämpfen können«, sagte Joseph. Er legte plötzlich die Arme auf den Tisch und ließ einen stechenden Blick von einem Gesicht zum nächsten schweifen. »Wir haben schließlich auch gekämpft, und wir hatten wesentlich weniger zur Verfügung als Sie, die Sie gestern das Fahrzeug von Ihrer Station entfernten. Womit haben Sie es in Stücke gerissen? Haben Sie noch mehr davon?
Das ist doch schon etwas. Es ist jedenfalls mehr, als wir hatten, die wir mitansehen mußten, wie unsere Schiffe in Schlacke verwandelt wurden. Unsere Stadt…« Er brach ab und schlug hilflos mit den Fäusten auf den Tisch. »Wir haben Ihnen wenigstens eine Vorwarnung mitgebracht. Wir selbst hatten keine!«
Arnos packte seinen Freund an den Handgelenken, bevor er sich noch die Hände verletzte. »Frieden, mein Bruder«, sagte er sanft.
»Ach, Sie sind Brüder?« fragte Patsy leicht überrascht und musterte beide eindringlich, um irgendeine
Familienähnlichkeit festzustellen.
»Nicht vom Blut her«, und Arnos berührte seine Schläfe mit dem Zeigefinger, »sondern im Geiste.«
»Aha!« Patsy errötete.
»Ich habe eine Nachricht an die Zentralwelten abgeschickt«, teilte Simeon ihnen mit einer forschen Stimme mit, von der er hoffte, daß sie so klang, als hätte er alles voll im Griff. »Dort beraten sie sich mit den Führungskräften der Raummarine –
um zu sehen, was sich machen läßt. Ich hatte eigentlich gehofft, daß die mir mitteilen, was sie zu unternehmen gedenken, oder was wir tun können. Aber eigentlich hätte ich ja mit einem vollen diplomatisch-bürokratischen Grabenkampf rechnen müssen. Es muß erst jeder, der etwas dazu zu sagen hat, ausfindig gemacht werden, damit er Gelegenheit erhält, seine belanglose Meinung in dreifacher Ausführung
einzureichen. Arnos, glauben Sie mir, ich kann Ihnen gut nachempfinden, was Sie für Gefühle gegenüber Ältesten
hegen. Die gute Nachricht lautet, daß die Marine schnell handeln will, nur daß im Augenblick keine Marineeinheiten in der Nähe verfügbar sind. Die nächste ist achtzehn Tage entfernt. Das setzt allerdings voraus, daß die Leute von der Admiralität noch heute den Marschbefehl erteilen und nicht erst, nachdem wir bereits zum Gegenstand rein akademischer Debatten geworden sind, weil wir nicht mehr existieren.
Was wiederum bedeutet, daß wir uns im allerbesten Fall auf dreizehn glückliche Tage freuen dürfen, während derer unser nackter Hintern heraushängt und auf seinen Stiefeltritt wartet.
Die nächstgelegene Marineeinheit ist eine bloße
Patrouillenkorvette. So etwas bezeichnet man eigentlich nur höflichkeitshalber als Kriegsschiff.«
»Dann müssen Sie fliehen!« Arnos lehnte sich drängend vor.
»Sie können nicht darauf hoffen, sie zu schlagen. Sie müssen diesen Ort verlassen.«
»Großartige Idee«, stimmte Simeon zu, »jedenfalls im
Prinzip. Nur daß die Station sich nicht bewegen kann. Deshalb ist es ja eine Station. Sie ist nämlich stationär. Kapiert?«
»Es ist äußerst ungerecht, wie Sie sich über mich lustig machen«, erwiderte Arnos mit gekränkter Würde. »Ich
verstehe nichts von Raumstationen oder Ihren Fähigkeiten.
Außerdem habe ich dennoch nicht unrecht. Wenn die Station selbst sich nicht bewegen kann, dann müssen es ihre Bewohner eben tun.«
»Und was diesen Ratschlag angeht«, unterbrach Gus, »liegt er nicht ganz falsch. Wir sollten so viele evakuieren, wie wir können – die Kinder, die Kranken, das entbehrliche Personal.
Alle, die wir evakuieren können, und alle, die scharf darauf sind, zu gehen.«
»Meinen Berechnungen zufolge«, erwiderte Simeon und
beendete sie im selben Augenblick, »sollten wir unter
Ausnutzung sämtlicher Schiffe, die sich im Augenblick in mir oder in meiner Nähe befinden, über eintausend Seelen
evakuieren können.« Das gefiel ihm. »Die Mannschaften nicht eingerechnet.«
Für einen Augenblick herrschte Stille. Eintausend Leute – das stellte nur einen Bruchteil der durchschnittlichen Bevölkerung der Station dar.
Zögernd unterbrach Arnos das Schweigen. »Wie viele Leute bleiben dann auf der Station zurück?«
»Ungefähr fünfzehntausend«, antwortete Channa grimmig.
»Unsere Bevölkerungszahl schwankt. Simeon, hast du dabei auch eine Leerung der Frachträume und die Verbringung
unserer Leute dorthin in Raumzügen mitgerechnet?« Das wäre eine reine Verzweiflungsmaßnahme, die
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