Raumschiff 4 - Channa
Angebot
angenommen?«
»Nun, nicht genau. Aber nein haben wir auch nicht gesagt.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen. Warum wohl nicht, frage ich mich?«
Simeon fand es etwas amüsant, daß Channa von einer
anderen Persönlichkeit in die Ecke gedrängt worden sein sollte. »Vielleicht, weil wir ihm zustimmen?« Heimtückisch:
»Oder es könnten auch Pheromone sein, jedenfalls in deinem Fall, Happy Baby.«
Channa wurde wütend und warf mit einem Kissen nach der Säule. »Hör auf zu frotzeln. Es ist wirklich eine gute Idee, auch wenn ich sie nicht als erste hatte. Du mußt tatsächlich vor den Kolnari geschützt werden.«
»Ja«, bestätigte er, und diese Wahrheit war ihm unerträglich peinlich. »Außerdem sehe ich keinen Grund, weshalb wir sein Angebot ausschlagen sollten. Vielleicht hilft es uns, ein wenig wach zu bleiben, wenn ein Außenstehender enger in den
Ratgebungsprozeß eingebunden wird.«
Channa stieß ein leises Stöhnen aus. »Wie ich schon sagte, es ist eine gute Idee. Andererseits, wenn ich es mir genau überlege – warum ausgerechnet er? Er müßte binnen kürzester Zeit furchtbar viel lernen, damit er sich so anhört, als wüßte er die ganze Zeit, was er tut. Ich selbst habe ja immer noch Schwierigkeiten, mich hier zurechtzufinden, und dabei bin ich nicht nur auf einer Station aufgewachsen, ich hatte sogar noch Zeit, den Grundriß der SSS-900 ausgiebig zu studieren, bevor ich hierher kam. Warum nicht jemanden von der Station
nehmen? Jemanden, den wir kennen und dem wir vertrauen.«
»Ich denke, vertrauen können wir ihm schon, Channa«,
bemerkte Simeon nachdenklich.
»Und worauf beruht diese Annahme?« fragte sie
herausfordernd, die Hände in die Hüften gestemmt.
»Autorität ist meistens eine Charaktersache, Channa. Ich habe ihn bei seinen Leuten beobachtet, und es gibt nicht den geringsten Zweifel daran, daß er dort das Sagen hat. Sie sehen zu ihm auf, wie es Menschen mit jemandem tun, auf den sie sich verlassen können. Denk doch mal an die ganzen
Schrecken, die sie alle durchgemacht haben, besonders er.
Vergiß nicht, daß er mit Chaundra hinunter in die Leichenhalle ging. Und dann ist er auch noch mit diesem… wie ich glaube, machbaren Plan zu uns gekommen. Wir könnten schlimmer
fahren, als sein Angebot anzunehmen. Und außerdem – wer wäre denn da noch?«
»Da du schon fragst, ich dachte eigentlich an Gus.«
»Und wer soll Gus sein, während Gus mich darstellt?« Er sah zu, wie sie die Arme über dem Busen verschränkte und
unverhohlen schmollte. »Wenn wir damit erst einmal
anfangen, müßten wir irgendwann vielleicht sämtliche Namen der Station ändern. Da fällt dann dieses an und jenes, bis wir uns so hoffnungslos verheddert haben.«
Sie mußte loslachen, als sie vor ihrem geistigen Auge das Bild sah, wie überall in den Korridoren Leute umherirrten, die erst auf ihren Anschlagtafeln nachlesen mußten, wer sie an diesem Tag sein sollten.
»Und außerdem«, fügte Simeon hinzu, »mag ich Gus.«
»Was hat denn das damit zu tun?« wollte sie wissen. »Ach so.«
Wer immer den Stationsmanager mimte, würde auch die
volle Last des Risikos zu tragen haben. Sie mochte Gus, und trotz ihrer kurzen bisherigen Bekanntschaft mochte sie auch Arnos. Er war zweifellos der attraktivere Mann von beiden und hatte bereits einige Höllenkreise zurückgelegt. Andererseits –
irgend jemand mußte es ja tun. Sie war ja schließlich auch noch da, um ihm mit Rat und Tat zur Hand zu gehen – und neben Arnos zu stehen, war auch nicht gerade eine Strapaze.
Vielleicht würden sie es gemeinsam tatsächlich ohne allzu große Schwierigkeiten schaffen.
»Also gut«, entschied sie und hob kapitulierend die Hände.
»Die Leute zu verschieben könnte tatsächlich schwieriger werden, als einem Fremden das A und O der Stationsleitung beizubringen. Jedenfalls genug, um diese Strauchdiebe an der Nase herumzuführen. Aber Asche auf dein würdiges Haupt, mein tapferes Hirn, wenn er sich als Katastrophe erweisen sollte.«
»Ich nehme deine Herausforderung an, mein Partner. Soll ich ihn gleich heute abend hier einziehen lassen?«
Einen Augenblick lang sah Channa aus, als hätte sie aus Versehen eine Kröte verschluckt. »Ach so, natürlich. Wir müssen ja sofort mit seiner Ausbildung anfangen, nicht wahr?«
Arnos runzelte die Stirn. Das tat er ebenso attraktiv wie zu lächeln, bemerkte Simeon.
Herrje. Wenn die Sache hier vorbei ist, könnte er
Megacredits schaufeln, nämlich als
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