Raumschiff 4 - Channa
Videostar bei Singari Entertainments. In historischen Streifen.
»Aber ich wollte eigentlich bei meinem Volk bleiben«, warf er ein.
»Ich weiß«, erwiderte Simeon, »aber wir verteilen die am wenigsten Verletzten auf ihre Quartiere. Wir dürfen nicht riskieren, daß sie als Gruppe identifiziert werden, verstehen Sie?«
Der junge Mann verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
»Ja, ich verstehe. Den Kolnari wird alles fremdartig
erscheinen, auf verschiedenste Weise. Und unsere eigene Fremdartigkeit stellte eine weitere Anomalität dar.«
»So fremd sind Sie doch gar nicht«, fühlte Simeon sich veranlaßt zu sagen. Zu verdammt gutaussehend, als ich verkraften kann. Vielleicht ist ja aber auch gerade das so fremdartig.
Der Fahrstuhl öffnete sich auf den Korridor vor Simeons und Channas Unterkunft. Channa stand in der offenen Tür des Saals, um Arnos zu begrüßen. Sie reichte ihm die Hand mit einem förmlichen Lächeln. Er nahm ihre Hand zärtlich,
verbeugte sich anmutig und küßte sie sanft, ohne dabei den Blick von ihr zu wenden. Channa hob eine Augenbraue und lächelte schief, zog die Hand zurück und wies in den Saal.
»Ich weiß, daß Sie lieber bei den anderen geblieben wären«, sagte sie, »aber es gibt eine Menge Instruktionen für Sie, und so sollten wir besser gleich damit anfangen. Außerdem werden die anderen bereits heute abend in ihre eigenen Unterkünfte verlegt, wie Simeon Ihnen möglicherweise schon mitgeteilt hat.«
»Ja, das hat er mir gesagt«, erwiderte Arnos leise.
Er musterte sie mit einer warmherzigen Aufmerksamkeit, die sie als entnervend intim empfand. »Das hier wird Ihre
Unterkunft sein«, sagte sie und öffnete die Tür, die von ihrer eigenen am entferntesten lag.
Er trat ein, blickte sich um; einmal mehr hatte er die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er nickte vorsichtig. »Es ist sehr hübsch«, meinte er. Er öffnete einen Schrank, der bis auf einige Kleiderbügel leer war.
»Wir werden Sie Ihrer neuen Position entsprechend
ausstaffieren müssen«, sagte Channa in der Türöffnung.
Er lächelte sie an. »Ja, ich brauche alles. Und die Kleidung von Bethel wäre nicht angebracht.«
Er kam herüber, um sich direkt neben sie zu stellen. Es war ihr schon aufgefallen, daß die Betheliter sich so verhielten: Ihre soziale Distanz war gering, und sie waren ein sehr taktiles Volk.
»Ich werde es genießen«, sagte er, »sofern Sie mir beim Auswählen helfen?«
Sie senkte den Blick. »Vielleicht, wenn die Zeit es zuläßt.
Allerdings werden Sie von Experten auf dem Gebiet der
Männermode angeleitet werden, zu denen ich selbst nicht gehöre.« Fang dich, Mädchen! sagte sie bei sich.
Die Tür läutete und Simeon öffnete sie. »Ich habe in der Kantine ein Abendessen bestellt. Ich nehme nicht an, daß Sie bisher Zeit zum Essen hatten, Arnos, deshalb habe ich mir die Freiheit herausgenommen, für zwei zu bestellen«, erklärte er.
»Kochen Sie nicht gern?« fragte Arnos und wandte sich
überrascht zu Channa um.
»Nicht, wenn ich wichtigere Dinge zu tun habe«, erwiderte sie. »Es gehört nicht gerade zu meine Hobbys.«
»Ah, nun ja, Ihre Diener sind zweifellos gut ausgebildet.«
Sein Ton deutete an, daß eine Hausherrin die Dienstboten dennoch persönlich überwachen sollte.
Ha, das war ganz gut, Arnos, dachte Simeon und fühlte sich schon etwas munterer. Er war das Wenige durchgegangen, das von der Kultur der Betheliter bekannt war. Er glaubte nicht, daß es Channa sonderlich behagen würde. Warum forderst du sie nicht auf, sich auf den Fußboden zu setzen und deine müden Füße zu massieren, wenn ihr schon dabei seid, damit sie sich später in den hinteren Teil des Hauses zurückzieht, während die Männer über ihre Geschäfte plaudern?
Allerdings war es auch beunruhigend. So ungern ich es auch zugebe, aber vielleicht hatte Channa recht. Dieser Plan birgt einige katastrophale Risiken. Ich hatte vergessen zu berücksichtigen, daß
er aus einer insularen
und
wahrscheinlich rückständigen Kultur stammt. Aber schließlich waren ihre gesamten Vorbereitungen ein einziges
Durcheinander aus Improvisationen. Ob diese hier wohl eine zuviel sein würde?
Arnos blickte schnell von Simeons Säule zu Channa hinüber und sagte:
»Ich war unschicklich. Bitte verzeihen Sie mir. Das war nicht meine Absicht.« Er lächelte wehmütig zu Channa herab und seufzte. »Ich habe offensichtlich noch sehr viel mehr zu lernen, als ich mir vorgestellt habe. Sogar meine Sprache
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