Raumschiff 5 - Carialle
zusammengezogen. Sein Blick wurde unscharf. »Ich spüre, was auch du spürst, Potria. Dyrene«, mit einem Handzeichen wandte er sich an eine seiner Dienerinnen, die unmittelbar hinter dem Sessel ihres Herrn schwebte. »Du hast ein Spähauge dort in der Gegend. Untersuche die Sache.«
»Ich gehorche, Hochhexer«, sagte Dyrenes Stimme. Die junge Frau hatte die Aufgabe, für Nokias gleich mehrere Augen zu überwachen, damit der Hochhexer seine Kräfte nicht für einfache Kundschaftertätigkeiten verschwenden mußte.
»Hm… hmmm! Das ist nicht Ferngal, ihr Magischen. Auf dem Acker steht zwischen den Arbeitern ein Silberzylinder. Er ist riesig, Hochhexer. Groß wie ein Turm. Ich weiß nicht, wie er dort hingekommen ist!! Daneben steht ein Mann und… Ich kenne diese Person nicht.«
Iranika gackerte vor sich hin. Die anderen Spähaugen richteten sich auf ihres, die Pupillen geweitet, um den Zorn ihrer Besitzer anzuzeigen.
»Du hast es die ganze Zeit gewußt, alte Frau«, sagte Potria vorwurfsvoll.
»Ich habe es schon vor vielen Stunden entdeckt«, erwiderte Iranika in empörender Koketterie. »Ich habe euch doch gesagt, daß die Kraftlinien merkwürdige Bewegungen aufweisen!
Aber habt ihr mir zugehört? Ist es euch vielleicht mal eingefallen, es selbst zu überprüfen? Ich habe alles beobachtet.
Der große Silberzylinder ist auf Feuerstößen am unteren Teil vom Himmel gefallen. Eine richtige fliegende Festung. Ein Kraftgegenstand von unglaublicher Macht. Der Mann, der aus ihm hervorstieg, hat mit Klemays Bauern Umgang gepflegt.«
»Er ist nicht an den Kern von Ozran gebunden«, erklärte Nokias nach einem Augenblick der Konzentration, »folglich ist er auch kein Zauberer. Also wird es ein leichtes sein, ihn gefangenzunehmen. Wir werden feststellen, wer er ist und woher er kommt. Leih mir deine Augen, Dyrene. Öffne sie für mich.«
»Ich gehorche, Gebieter«, antwortete die blecherne Stimme.
Auf sein Ziel konzentriert, legte der Zauberer des Südens die linke Hand an seine rechte Hüfte, um den Großen Ring zu aktivieren; schließlich richtete er beide Hände auf das Fenster.
Ein heftiges Krachen; dann schoß scharlachrotes Feuer aus seinen Fingerspitzen an den Himmel.
»Er stürzt zu Boden, Hochhexer«, meldete Dyrene.
»Diesen Fremden muß ich mir selbst ansehen«, warf Iranika ein. Ohne um Erlaubnis zu bitten, schwebte ihr Spähauge dem großen Fenster entgegen.
»Wartet, Hochgeborene!« rief Dyrene. »Ein Bauer bewegt den Leib des Fremden. Er trägt ihn zum Silberturm.« Und einen Augenblick später, als sich alle Spähaugen um Dyrenes Kugel versammelt hatten: »Jetzt ist er drinnen versiegelt.«
Iranika stöhnte auf.
»Ich will diesen Silberzylinder haben«, sagte Asedow aufgeregt. »Welche Macht er doch böte! Hochhexer, ich erhebe Anspruch darauf!«
»Und ich fordere dich heraus, Asedow«, schrillte Potria sofort los. »Ich erhebe sowohl Anspruch auf den Turm als auch auf das Wesen.«
Nun erhoben sich die Stimmen zum Streit: einige
unterstützten Potria, andere Asedow, und es waren sogar ein paar darunter, die ihr eigenes Recht geltend machen wollten, sich der neuen Artefakte zu bemächtigen. Diese ignorierte Nokias. Potria und Asedow wurde der Erstversuch gestattet.
Die anderen Herausforderer würden es mit dem Sieger
aufnehmen müssen, sofern Nokias nicht selbst seinen
Lehnsherrenanspruch auf die Beute geltend machte.
»Die Herausforderung wurde vernommen und bezeugt«,
erklärte Nokias brüllend, um den Lärm zu übertönen. Er hob die Hand mit dem Großen Ring. Mit einem Aufkrächzen
schickte Plenna ihr Spähauge schutzheischend unter Nokias’
Schwebesessel und bewachte die Fenster ihres Gebirgsheims.
Summende scharlachrote Kraftstrahlen schossen durch Nokias’
offenes Fenster; beide stammten aus den Gebirgsfestungen der beiden Gegner. Mit einer von dem großen Ring besiegelten, krachenden Explosion trafen die Strahlen aufeinander. »Der Wettkampf beginne.«
Alle Augen stoben aus dem Steinbogen hinter den
Herausforderern davon, um sich die Streitobjekte genauer anzuschauen.
»Es ist gewaltig groß!« bemerkte Plennafrey, während sie ihr Auge spiralförmig immer wieder um den Silberturm führte.
»Und wie schön es ist!«
»Hier sind Runen eingeschrieben«, sagte Iranikas alte Stimme. Plennafrey spürte den leisen Zug der alten Frau, als sie versuchte, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, und folgte dem Impuls zu dem roten Spähauge, das vor dem breiten Bodenstück
Weitere Kostenlose Bücher