Raumschiff 5 - Carialle
werde ich es dir beweisen.«
»Na schön«, antwortete er, drückte Plennafrey enger an sich und legte ihren Kopf an seine Schulter. »Dann kann ich mich wenigstens immer noch darüber freuen, eine Mutation der Menschheit entdeckt zu haben, die über derart mächtige TK-Fähigkeiten verfügt.«
Carialle seufzte. Seine Sturheit hat durchaus ihren Charme, dachte sie.
»Das ist keine TK. Es ist ein hochentwickelter Gebrauch von Werkzeugen. Nimm ihr die Spielzeuge weg und schau selbst, ob sie dann noch irgendwelche Zauberkunststücke vollbringen kann.«
Keff griff über die Kante des kleinen Betts nach dem schweren Gürtel, nahm ihn an der Schnalle auf. Er wiegte ihn in der Hand; dann ließ er ihn in seine Handfläche gleiten, bis die Finger auf die fünf Mulden zeigten. »Soll das heißen, daß ich diese Dinger ebenfalls gebrauchen kann?«
»Ich würde sagen, ja.«
Die Glieder des Gürtels klimperten leise. Doch das Geräusch genügte, um die junge Zauberfrau aus dem Schlaf zu
schrecken. Sie fuhr auf und suchte mit großen Augen den Raum ab.
»Wer ist da?« fragte sie. Keff reichte ihr den Gürtel, und sie riß ihn schützend an sich.
»Ich bin’s nur«, antwortete Keff. »Tut mir leid. Ich wollte sehen, wie er funktioniert. Ich wollte dich nicht wecken.«
Plenna blickte entschuldigend drein, weil sie auf seine harmlose Neugier überreagiert hatte, und bot ihm den Gürtel mit beiden Händen dar, wobei sie allerdings zugleich eine Warnung aussprach: »Wir dürfen ihn hier drin nicht
gebrauchen. Das ist der Grund, weshalb mein Hort sicher ist.
Wir befinden uns hier am äußersten Rand der Kraftlinien.
Deshalb erzeugen meine Gürtelschnalle und mein Umhang eine viel zu geringe Resonanz, um von anderen Zauberern aufgespürt zu werden.« Mit ausladender Geste zeigte sie um sich. »Alles in diesem Raum wurde von Hand herbeigeschafft.
Oder von Hand aus neuen Materialien hergestellt, ohne Kraftverbrauch.«
»Das ist beste magische Tradition«, bemerkte Keff lobend.
»Das bedeutet nämlich, daß keine ›Schwingungen‹ früherer Benutzer übriggeblieben sind. In diesem Fall Spürgeräte oder Suchzauber.«
»Oder Schaltkreise«, warf Carialle ein. »Wie funktioniert ihre Magie denn?«
Doch sie erhielt keine Antwort auf ihre Frage. Bevor Keff sie an Plenna weiterleiten konnte, fand er sich plötzlich wieder, wie er die Zimmerdecke begaffte. So geschmeidig wie ein Taschenspieler, der Tücher aus seinem Ärmel zog, erschienen aus dem Nichts erst Chaumels Schwebesessel, gefolgt von dem Streitwagen Potrias und schließlich Asedows. Chaumel kam dicht über das Bett geschwebt. Mit blutunterlaufenen Augen blickte der silberne Zauberer die beiden wütend an.
»Was für ein hübscher Ort«, sagte er und zeigte in
freudlosem Grinsen sämtliche Zähne. »Den werde ich später gern mal genauer untersuchen.« Mit arroganter Habgier musterte er Plennafreys schlanke Nacktheit. »Möglicherweise mit deiner… engen Unterstützung, meine Dame. Du hast dir ja ein paar schöne Stunden gemacht, während wir überall nach dir gesucht haben!«
Keff und Plennafrey griffen hastig nach ihren Kleidern.
Nacheinander erschienen auch die anderen Verfolger, bis die kleine Steinblase überfüllt war.
»Aha, die Jagd wird also wieder interessant«, meinte Potria.
Sie sah nicht besonders gut aus. Der Chiffon ihres Kleids hing schlaff herab wie ein welkes, pfirsichfarbenes Salatblatt, und ihre Augenschminke war verschmiert. »Es hat mich vielleicht gelangweilt, ständig nur irgendwelchen Schatten
nachzulaufen!«
»Ja, die Beute kommt wieder zum Vorschein«, bestätigte Chaumel. »Aber diesmal sind die Raubtiere bereit.«
Plenny warf Chaumel einen zornigen Blick zu, als sie sich das primelgelbe Kleid über den Kopf streifte.
»Wir hätten niemals im Sessel herkommen sollen«, rief sie.
Keff stieg in seine Hosen und zerrte den rechten Stiefel an.
»Das stimmt«, meinte Chaumel lässig und lehnte sich zurück, während er die abnorm langen Finger zeltförmig auf den Bauch stellte. »Wir haben einige Zeit gebraucht, um die Ader ausfindig zu machen, durch die das Herz von Ozran dich mit Kraft speist, aber jetzt haben wir dich endlich. Wir werden später noch über dich zu Gericht sitzen, junge Zauberin. Aber im Augenblick wünschen wir vor allem, daß uns unsere Beute zurückgegeben wird.«
Die beiden standen wie angewurzelt da, als Nokias, Ferngal und Omri sich in ihren Schwebesesseln neben ihren Gefährten aufbauten.
»Für deinen
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