Raumschiff 5 - Carialle
Schlag. Er merkte, daß sie sehr dicht beieinander standen; ihre Oberschenkel streiften sich leicht, so daß er ihre Körperwärme spüren konnte. Kurz stockte ihr der Atem; dann ging er deutlich schneller als vorher. Keff erging es genauso.
Zu seinem Entzücken und Erstaunen begriff er nun, daß sie sich von ihm ebensosehr angezogen fühlte wie umgekehrt. Das Jo-Jo glitt unbeachtet auf das Polster, als Keff ihre Hand fest umschlang. Sie lächelte ihn an; ihr Blick war erfüllt von Vertrauen und Staunen. Bevor sie noch ein Wort sagen konnte, glitt sein Arm den ihren entlang, umfaßte die schmale Hüfte, die Hände flach gegen ihren Rücken gepreßt. Er spürte, wie sie leise erzitterte; dann schmiegte sie sich drängend an ihn, legte den Kopf auf seine Schulter. Durch den dünnen Stoff ihres Kleids war die Haut warm, und ihr blumiger, würziger Duft betörte ihn.
Es kam ihm so natürlich vor, sie in seinen Armen zu halten, daß er sich erst selbst gemahnen mußte, es mit einem Alien zu tun zu haben; dann aber verwarf er alle Hemmungen. Selbst wenn es körperlich nicht klappen sollte, war ihnen doch immerhin die intensive Verbundenheit von Menschen gemein, die zusammen in Gefahr gewesen waren, was an sich schon eine Art von Trost bot. Und doch gestattete er sich die Überzeugung, daß alles schon so werden würde, wie er es begehrte. Plennafreys Volk wies viel zu viele äußere Ähnlichkeitsmerkmale mit den Menschen auf. Mit ein bißchen Glück würden sie auch auf dieselbe Weise Liebe machen.
Plennafrey hatte nichts von der Verführungskunst der schleierverhüllten Potria an sich, doch Keff empfand ihre unverfälschte Ansprechbarkeit als sehr viel begehrenswerter.
Als Plennafreys Vorgesetzten ihn gequält hatten, war ihr wahrscheinlich nichts anderes in den Sinn gekommen, als ihn wie ein mißbrauchtes ›Spielzeug‹ zu betrachten.
So war sie einfach nur freundlich zu einem Fremden gewesen oder, weniger wohlwollend ausgedrückt, zu einem dummen Tier, das sich selbst nicht zu schützen wußte. Jetzt, da sie zusammen waren, wallten faszinierende chemische Reaktionen zwischen ihnen auf. Keff beobachtete die langen Wimpern, wie sie sich hoben, um große, dunkle Augen zu offenbaren. Er bewunderte den langen Hals und das Schlagen des Pulses im kleinen Schatten ihrer Schlüsselbeinmulde. Ihre Mundwinkel hoben sich, als auch sie innehielt, um ihn zu mustern.
»Was denkst du?« fragte er und blickte dabei zu ihr auf.
»Ich finde, du siehst gut aus«, sagte sie.
»Oh, du bist selbst wunderschön, edle Dame Zauberin«, flüsterte er und beugte sich vor, um ihre runde Schulter zu küssen.
»Ich hasse es, Zauberin zu sein«, sagte Plennafrey mit einer Stimme, die schon fast wie ein Schluchzen klang.
»Aber ich bin doch froh, daß du eine Zauberin bist«, warf Keff ein. »Wärst du’s nicht gewesen, hätte ich dich niemals kennengelernt, und dabei bist du doch das Netteste und Schönste, was ich seit meiner Landung auf Ozran zu Gesicht bekommen habe.«
Er schob die Hand unter ihr Kinn, streichelte den weichen Hals mit sanften Fingern, als würde er eine Katze kraulen. Und beinahe katzengleich schloß auch Plenna die Augen zu langen Schlitzen und ließ den Kopf zurückgleiten, bis es schien, als wollte sie am liebsten losschnurren. Sie führte ihr Gesicht vor seins, und ihre Hand kroch seinen Nacken hinauf, um seinen Kopf zu sich herunterzuziehen. Keff schmeckte Kirschen und Zimt auf ihren Lippen; er war entzückt, sich im Duft ihres Parfüms verlieren zu können. Er vertiefte den Kuß, und Plenna erwiderte es mit Begeisterung. Er beugte sich vor, um erneut ihre Schulter zu küssen, spürte, wie ihre Wange sein Ohr streifte.
Plötzlich ließ sie ihn los und trat zurück, blickte ihn halb erwartungsvoll, halb furchtsam an. Keff nahm ihre Hände auf und küßte sie, zog Plenna an sich, berührte ihre Lippen mit sanftem, federleichtem Streicheln, bis sie sich öffneten. Sie seufzte.
»Bild und Ton bitte abschalten, Cari«, flüsterte Keff.
Plennafrey schmiegte den Kopf in seine Schulterbeuge, und er küßte sie.
Carialle zögerte erst einen Augenblick, bevor sie die Sensoren deaktivierte. Es widersprach sämtlichen
Kurierdienstvorschriften, in einer potentiell feindseligen Umgebung alle Kommunikationswege abzuschalten, vor allem dann, wenn Gegner die Verfolgungsjagd aufgenommen hatten.
Die Ozran-Frau stieß einen stummen Schrei aus, und Keff entsprach ihm mit einem Stöhnen aus der Tiefe seines Herzens.
Carialle
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