Raumschiff der Generationen
Teleskopkufen auf.
Wie auf ein geheimes Kommando hin flogen die Köpfe herum. Das große Schott schloß sich, und der letzte Blick erhaschte eine achtsternige Konstellation, in deren Richtung, wie sie wußten, sich das SCHIFF befand.
»Achtung!« sagte Thoralf laut. »Die Gruppen A, B und C verlassen das Beiboot. Wir bleiben vorläufig zusammen. Gruppe D bleibt als Reserve und Rückendeckung zurück. Schließen Sie jetzt die Helme und schalten Sie auf Sprechfunk …«
»Senator Virtannen!« rief die Kopilotin Gina Bertoldi. »Die Kammer wird mit Sauerstoff geflutet!«
Thoralf blickte auf seine Instrumente, sah, wie der Oxygenzeiger zu klettern begann. Auf dem Monitor des Gasanalysators erschienen Formeln und Werte, und diese ergaben, daß es sich nicht um reinen Sauerstoff, sondern um ein Gasgemisch handelte, das bis auf zwei Stellen hinter dem Komma genau der Atmosphäre entsprach, die auf dem SCHIFF herrschte.
Ein Blick durch die Transparentwandung zeigte, daß das nebelhafte Wallen verschwunden war. Der Raum war kubisch mit abgerundeten Ecken. Wände und Boden waren glatt. Ein Schott war nicht zu sehen.
»Sie lernen schnell!« betonte Birger, der neben Thoralf saß. »Allerdings hat unsere Sonde ihnen ja alles Wissenswerte über uns vermittelt.«
Thoralf sah den Gefährten an, der vermutlich wegen seiner ungewöhnlich vielseitigen wissenschaftlichen Kenntnisse und wohl auch wegen seiner genialen Leistung bei der Dekodierung des Molekularkodes der Fremden mitausgewählt worden war.
»Daß sie dieses Wissen zu unserer Bequemlichkeit nutzen, halte ich für ein gutes Zeichen.«
»Warten wir es ab!« murmelte Terre, die neben die beiden getreten war.
»Die Helme bleiben also offen«, sagte Thoralf laut. »Alles andere, wie besprochen.« Mit einem Knopfdruck öffnete er die beiden Schotte der Kleinschleuse, und dann verließ er als erster das Beiboot.
Der Boden, auf dem er stand, bestand aus einem festen, leicht elastischen Material. Die weiße Lichtflut kam von oben. Und dort, unmittelbar über ihren Köpfen, entstand jetzt eine Öffnung. Sie war rund und gab den Blick auf einen »aufwärts« führenden ebenfalls runden Schacht frei, der einen Durchmesser von etwa sechseinhalb Metern besaß.
»Achtung!« rief Marc Hellberg. »Schwerkraft nimmt ab. 0,8 Gravos – jetzt 0,7 …«
Die Menschen spürten, wie sie leichter wurden. Dann, plötzlich, begannen sie nach oben zu schweben.
»John Roeger!« rief Thoralf über Funk den Ingenieur, der als Leiter der Gruppe D jetzt das Kommando im Beiboot innehatte. »Gravitation wandert nach oben! Wie sieht es bei Ihnen aus?«
Sekunden später kam die Antwort – zögernd, wie es schien:
»Nur die Außeninstrumente zeigen eine Umpolung an. An Bord bleiben Richtung und Wirkungsgrad dieselben. Augenblick, Chef …« Er schien einige Messungen durchzuführen. »Wie ich es mir gedacht habe, Fremdenergie ist im Schiff. Sie hält die alten Gravitationswerte konstant. Interessant …«
»Halten Sie die Augen auf, John! Melden Sie mir jede auffällige Sache sofort!«
»In Ordnung, Senator! Ende!«
»Den ›Senator‹ schenken wir uns. Wir haben jetzt keine Zeit für solche Konventionen. Ende!«
Inzwischen waren die Männer und Frauen, die das Boot verlassen hatten, langsam nach oben geschwebt. Sie bewegten sich auf die Öffnung zu und glitten, Thoralf voran, in dem Schacht empor.
Die Gruppenleiter kontrollierten laufend ihre Instrumente, vor allem die Oxygenanzeiger, um notfalls die Helme schließen zu lassen und auf Anzugbeatmung umschalten zu können. Aber die Atmosphäre behielt konstant ihre Zusammensetzung.
»Wo mögen sie uns hinbringen?« fragte ein Techniker hinter Thoralf.
»Zu denen, die das Schiff lenken«, antwortete eine Frauenstimme.
»So würden wir es tun, Sandra«, entgegnete der Techniker. »Was jene tun werden, ist eine andere Sache.«
Sie schwebten weiter nach oben. Ihre Geschwindigkeit hatte sich erhöht. Sie betrug jetzt, wie die Anzeigen auswiesen, 23,4 Stundenkilometer, und sie nahm noch immer zu.
Die Transparenz des Zylindermantels, der sie umgab, wurde größer. Durch die Röhrenwandung sahen sie die Nachbarröhren und zum Teil wieder durch diese hindurch. Dennoch war schwer zu erkennen, was sich eigentlich in ihnen befand. Meistens schienen es Flüssigkeiten zu sein, die träge in den Behältern zirkulierten.
Durch einige schossen mit großer Geschwindigkeit kugelförmige Gebilde, sich zuweilen aufblähend, so daß sie fast die Wandung
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