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Raumschiff der Generationen

Raumschiff der Generationen

Titel: Raumschiff der Generationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Fischer
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dringend braucht und daß wir keinerlei Bedrohung ausgesetzt sind. Sie können die Helme wieder öffnen.«
    Keine halbe Stunde später würde Thoralf von den Ereignissen belehrt werden, daß er zwar im Prinzip richtig gedacht, daß er jedoch einen wichtigen Fakt bei seiner Folgerung außer acht gelassen hatte: die Irrationalität, die man bei lebenden Wesen mit »Unzulänglichkeit«, bei elektronischen Maschinen mit »Fehlleistungen« bezeichnete. Elektronische Fehlleistungen nämlich waren es, die bereits eine Entwicklung eingeleitet hatten, die, obschon das Geschehen im Detail nicht festlag, einen verhängnisvollen Verlauf nehmen mußte.
    Als sich die kleine Expedition noch einige Hunderte von Metern weiter in Richtung Zentrum des fremden Schiffes bewegt hatte, oder vielmehr bewegt worden war, gelangte sie erneut an einen Knotenpunkt.
    In diese Verteilerstation mündeten sechs Stollen beziehungsweise Schächte. Und sie besaßen alle sechs die gleiche Eigenschaft, die die Menschen bei ihrem Anblick mit Unbehagen erfüllte. Ihr Durchmesser erreichte nicht einmal einhundert Zentimeter.
    Die unbekannte Kraft steuerte sie unbeirrt auf eine der Röhren zu. Diese bildete eine direkte Verlängerung des Stollens, aus dem sie kamen, war jedoch in einem Winkel von etwa vier Grad »südlich« zu jenem geneigt. Die wechselnden Schwerkraftzentren erlaubten keinerlei Orientierung innerhalb des gigantischen Röhrenlabyrinths. Die Instrumente wiesen jedoch aus, daß sie sich nach wie vor auf geradem Wege zum Zentrum des Schiffes befanden.
    »Viel Bewegungsfreiheit haben wir nicht gerade«, rief Birger laut und sprach damit aus, was wohl die meisten dachten, die in der engen Röhre vorwärts schwebten.
    Je weiter sie zum Zentrum vordrangen, um so dunkler wurde es um sie herum. Im Transportstollen selbst, in dem sie sich befanden, blieben die Lichtverhältnisse und auch die atmosphärischen Verhältnisse konstant. Dennoch schien der Optimismus, den Thoralfs Worte nach jenem aufregenden Zwischenfall verbreitet hatten, langsam einer Ahnung kommenden Unheils zu weichen. Hier, in der Enge der Röhre, durch die sie, einer hinter dem anderen, dem Kernbereich einer fremden, unbekannten Intelligenz zutrieben und sich damit um so weiter von der Geborgenheit ihres eigenen Lebensraums entfernten, kam ihnen immer stärker zum Bewußtsein, wie hilflos sie diesem fremden Leben ausgeliefert waren …
    Sich selbst ausgeliefert hatten, korrigierte Marc, der sich nach wie vor am Ende des Zuges befand, seine eigenen Gedanken. Wohl waren ihre Raumanzüge mit autarken Flugaggregaten versehen, die ihnen notfalls Eigenbewegung verleihen und vielleicht auch entgegen dem fremden Sog die Umkehr aus diesem Röhrenirrgarten möglich machen würden. Doch einmal fragte es sich, ob die Fremden nicht über Möglichkeiten verfügten, einen solchen Rückzug zu vereiteln. Zum anderen war das Ziel dieses Unternehmens ja, Kontakt mit den Fremden aufzunehmen. Dieses Ziel galt es unter allen Umständen zu erreichen, und aus diesem Grund hatten die Teilnehmer der Expedition sich freiwillig in die Gewalt der fremden Intelligenz begeben.
    Marc tastete mit einer scheuen Bewegung nach dem Gebilde, das in einer Spezialtasche an seinem Anzug steckte.
    Die Waffe!
    Einen Moment fühlte er einen Schauer durch seinen Körper rinnen. Der antike Kriegsfilm fiel ihm wieder ein und – die Nacht bei den Oppos.
    Die Waffe war tödlich. Sie wirkte auf thermonuklearer Basis, das hieß, sie würde jede Materie, ob organisch oder anorganisch, binnen Augenblicken durch Kernfusion auflösen. Er, Marc, und noch fünf weitere Personen – unter ihnen Thoralf, der Leiter dieses Unternehmens – besaßen die Möglichkeit der Zerstörung, der Zerstörung von Leben.
    Sie waren – potentiell gesehen – Mörder!
    Freilich, diejenigen, die den Einsatz geplant hatten, hatten die Möglichkeit des Mordes reduziert, sie hatten eine Sicherung eingebaut, die einen Mißbrauch der Waffen ausschließen sollte. Thoralf Virtannen – und nur er allein – konnte vermittels Funkimpuls die Waffen überhaupt erst einsatzfähig machen. Auch diese denkbar höchste Verantwortung hatten elektronische Rechner dem Senator auf die Schultern geladen. Hatten sie richtig analysiert? Konnte einem Menschen zugemutet werden, über Leben oder Tod zu entscheiden?
    Marcs Gedanken wurden unterbrochen. Plötzlich fühlte er, wie die Menschen vor ihm von Erregung ergriffen wurden. Fast zur gleichen Zeit kam Thoralfs Funkbefehl, die

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