Raumschiff der Rätsel
zerfließen lassen –, dann gäbe es diese Kratzer nicht. Solche Spuren können nur von schweren Werkzeugen oder Ausrüstungsgegenständen stammen, die einmal in die Schleusenkammer transportiert wurden. Die Tiefe der Kratzer ist sehr unterschiedlich, wenn sie auch gleichmäßig frisch wirken. Das kann aber davon herrühren, daß das Schiff erst im Weltall zusammengebaut wurde und die Kratzer daher keinen atmosphärischen Einflüssen ausgesetzt waren. Mann – das sind eine ganze Menge Spuren hier ...«
»Bitte konzentrieren Sie sich auf die Schilderung von technischen Einrichtungen, wenn Sie auf welche stoßen. Ich kann mit meinem Teleskop nicht sehr viel erkennen.«
Die Stimme, die von der P-Eins zu ihnen drang, war nicht frei von Nervosität. Der Colonel war sich nur zu bewußt, daß auf der Erde die größte Zuhörerschaft zusammengekommen war, die jemals einer Radiosendung gelauscht hatte, und er konnte nichts dagegen machen, daß er immer wieder an die Millionen von Menschen denken mußte, die jetzt atemlos vor den Lautsprechern saßen. Selbst Walters schien sich mehr vor dieser namenlosen Menschenmenge als vor den Gefahren zu fürchten, die im Schiff auf sie warten mochten.
Nachdem er tief durchgeatmet hatte, setzte der Pilot seine Beschreibung fort: »Etwa zwanzig Zentimeter außerhalb der Personenschleuse, zum Heck hin, befindet sich ein fünfzig Zentimeter langer Hebel. Er scheint sich in Ruhestellung zu befinden und ist in die Außenhülle des Schiffes eingelassen. An dem einen Ende ist eine etwa zehn Zentimeter tiefe halbkugelförmige Vertiefung, in die der Griff des Hebels hineinragt.«
Während er den Mechanismus photographierte, überlegte McCullough, daß er das Gebilde nicht so ohne weiteres als Griff bezeichnet hätte, wenn er es hätte beschreiben müssen. Es war ganz offensichtlich nicht für eine Hand bestimmt. Der Hebel endete in einer kleinen Verdickung, mit zwei gegenüberliegenden konischen Vertiefungen, die vielleicht Daumen und Zeigefinger Platz geboten hätten – oder einer zweifingrigen Klaue ...
»Ich ziehe den Hebel jetzt aus seiner Ruhelage«, sagte Walters hastig, ehe sich der Colonel unnötig Gedanken machen konnte. »Ich bin dabei sehr vorsichtig. Zuerst mußte ich kräftig ziehen, als hätte ich eine Art Federsperre zu überwinden, aber jetzt spüre ich fast gar keinen Widerstand mehr. Das deutet nicht auf einen mechanischen Türöffner, sondern eher auf eine Art Servomechanismus hin. Bis jetzt ist noch nichts weiter geschehen. Ich habe den Hebel inzwischen um etwa dreißig Grad aus seiner Ruhelage gebracht ... gleich sind es fünfundvierzig ... Hoppla!«
Aus der sich plötzlich öffnenden Luftschleuse fegte ein lautloser Wirbelsturm an ihnen vorüber, und sie befanden sich im Zentrum eines Dunstschleiers, der sich fast ebenso schnell wieder verflüchtigte, wie er entstanden war. McCullough stürzte vor, ergriff den Hebel und brachte ihn wieder in die Ruhelage. Gehorsam schwang die Schleusentür zu.
McCullough wartete einige Sekunden, ehe er die Tür erneut mehrmals öffnete und schloß. Der Mechanismus funktionierte einwandfrei.
»Verdammt, was geht da draußen vor?« fragte der Colonel erregt. Er schien vorübergehend vergessen zu haben, daß sich Millionen von Zuhörern an seiner Ausdrucksweise stoßen könnten. »Was stellt ihr beiden da an ...?«
Walters warf McCullough einen kurzen Blick zu, ehe er antwortete. »Wir probieren nur etwas aus, das wir während der Reise durchgesprochen haben«, sagte er. »Kurz gesagt geht es darum, daß wir keine Anstrengung scheuen wollen, uns auf die Außerirdischen einzustellen, damit wir keinen Fehler machen. Dabei gehen wir davon aus, daß die Reaktionen und Triebkräfte der Fremden, soweit es den Überlebens- und Verteidigungswillen angeht, den unseren in etwa entsprechen.
Wenn wir das auf unsere Situation beziehen wollen«, fuhr er fort, »müssen wir uns zuerst klarmachen, daß wir dieses fremde Schiff heimlich betreten. Vielleicht könnte man sogar sagen, daß wir einen Einbruch begehen oder uns zumindest Zutritt zu einem Raumschiff verschaffen, ohne hereingebeten worden zu sein. Unsere Licht- und Radiosignale während unserer Annäherung sind vielleicht gar nicht bemerkt worden – vielleicht hat niemand Ausschau gehalten, vielleicht hat niemand am Funkgerät gesessen, oder vielleicht sind die Außerirdischen überhaupt so fremdartig, daß sie gar keine Augen oder Ohren haben. Aber das wiederholte Öffnen und Schließen
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