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Raumschiff der Rätsel

Raumschiff der Rätsel

Titel: Raumschiff der Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James White
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selbst bei der Verständigung mit einer außerirdischen Lebensform. Die Folge war, daß sich der Fremde noch enger anschloß als zuvor und ihm praktisch nicht mehr von der Seite wich, besonders wenn Hollis an der P-Eins arbeitete. Und er drängte ihm immer wieder kleine Gaben auf, kleine seltsame Dinge – herrlich leuchtende Bilder und Schnitzereien, Bücher und Filmspulen und auch Nahrungsmittel und Wasser. McCullough versuchte dem Außerirdischen durch Zeichnungen klar zu machen, daß sein Treibstoffvorrat begrenzt war und er nicht viel mitnehmen konnte. Er war sicher, daß ihn das Wesen schnell verstand. Trotzdem beschenkte es ihn immer wieder.
    Am zweiten Tag hatte Hollis seine Arbeit an der P-Eins beendet. Er öffnete eine der großen Frachtschleusen, der sich Walters mit den P-Schiffen vorsichtig näherte. Die beiden Schiffskörper waren noch immer miteinander verbunden, doch die P-Eins hatte ihre äußere Gestalt wesentlich verändert. Hollis hatte sie aller Antennen, Greifer und Außeninstrumente beraubt und hatte auch die Treibstofftanks und den Antrieb entfernt, so daß die verbleibende Kabinenkapsel gerade in die große Schleuse paßte.
    Walters versenkte das Skelett der P-Eins in der Schleuse, löste die P-Zwei und zog sich zurück. Hollis schloß das Außenschott und füllte die Schleusenkammer mit Schiffsluft.
    Nun begannen McCullough, Hollis und der Fremde damit, Nahrungsmittel, Wasser, Photographien, Zeichnungen und die sonstigen Gegenstände aus dem Korridor in den Druckraum der P-Eins zu schaffen. Außerdem verbanden sie das Schiff fest mit der Schleusenkammer. Es sollte als ein Geschenk der Erde für eine Kultur zurückbleiben, die in einer unvorstellbar weit entfernten Welt zu Hause war.
    Dann war plötzlich der Augenblick des Abschieds gekommen.
    Es war nicht sehr schwierig gewesen, einfache Gedanken mit Hilfe eines Skizzenblocks darzustellen, damit der Fremde sie verstand. Aber jetzt schien es McCullough fast unmöglich auszudrücken, was er in diesen letzten Augenblicken empfand. Jenes Wesen war eine große, fette Raupe, ein LSD-Alptraum mit unzähligen Augen und Mündern, ein Wesen ohne Gesichtsausdruck. Wie nahm man von einer solchen Lebensform Abschied, von einem solchen Freund? Der Außerirdische schien ähnliche Probleme zu haben. Schließlich blieb McCullough nichts anderes übrig, als das Wesen, das ihn ebenfalls nicht aus den Augen ließ, eine Zeitlang anzublicken, und sich schließlich umzudrehen und Hollis in die P-Eins zu folgen.
    Das Außenschott öffnete sich, die Luft entwich in den Weltraum, und Walters näherte sich mit der P-Zwei. Die Verbindung zwischen den beiden Schiffen wurde wieder hergestellt, und die Männer wechselten mit ihren Vorräten und Gaben in das manövrierfähige Raumschiff über. Dann wurde die endgültige Trennung vollzogen; erneut schloß sich das schwere Schott, und das riesige Schiff blieb langsam zurück.
    McCullough schwieg eine lange Zeit.
    Er dachte an den Fremden, den er zurückgelassen hatte, er dachte an das Schiff und die Wesen, die es auf die Reise geschickt hatten, und er fragte sich, was die Fremden über seine Rasse denken mochten – über diese Rasse, die drei ihrer Toten zurückgelassen hatte, als Gefallene eines Kampfes, der der Befreiung des Schiffes von einem sehr gefährlichen Ungeziefer gedient hatte. Und in einer der Luftschleusen befand sich ein Gebilde, das von der Erde stammte, ein lächerlich winziger und zerbrechlicher Raumschiffkern, in dem drei menschliche Wesen mehr als achtzig Millionen Kilometer zurückgelegt hatten, ehe sie auf das fremde Schiff gestoßen waren. Er wußte nicht, was die Fremden von seiner Rasse halten würden; jedenfalls würde ihnen das P-Schiff manches erzählen.
    Walters beendete seine letzten Tests und lauschte gespannt auf die Durchsagen der Prometheus-Zentrale. Der Countdown stand unmittelbar vor dem Ende.
    In diesem Augenblick begannen die Generatorenkuppeln des fremden Schiffes zu glühen, und Sekunden später war es verschwunden.
    Hollis seufzte erleichtert. »Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn mir bei der Reparatur ein Fehler unterlaufen wäre«, sagte er. Dann musterte er McCullough und fügte hinzu: »Machen Sie sich keine Sorgen, Doktor. Unser Freund wird es überleben. Er ist auf dem Weg nach Hause.«
    Walters bewegte lautlos die Lippen. Dann drückte er den Startknopf und sagte: »Wir auch!«
     
    ENDE
     

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