Raumschiff Monitor - Alle sechs Romane
so komisch!« sagte Henri. »Ich sehe keine Fenster, keine Türklinken, nichts, was nach Bahn aussieht!«
»Wir sind in einer Flugzeugkabine!« stammelte Prosper verblüfft, »Aber wo – wo ist die Pilotenkanzel?«
Plötzlich erklang von irgendwoher, ja eigentlich von überallher der schaurig dröhnende Befehl:
»Hinsetzen!«
Wuff! Wuff! Erschrocken bellend, sprang der Pudel von Tatis Arm.
»Halt ihn fest, Micha!« befahl Tati. Sie warf sich in einen der bequemen, modernen Sessel. »Micha, du kommst mit Loulou neben mich!«
Doch da die Lehnen wie riesige halbe Eierschalen gebaut waren, konnte sie nicht sehen, ob der jüngste ihrer Aufforderung folgte.
»Alles an Bord?« ertönte die schaurige Stimme. Sie kam offensichtlich durch mehrere eingebaute Lautsprecher.
»Alles an Bord!« rief Prosper. Er hatte Tatis an Micha gerichtete Worte gehört und nahm an, daß jeder in einem der sechs Sessel sag. Neben ihm hatte Gérard Platz genommen. Vor den beiden machten es sich Henri und Superhirn bequem. Tati befand sich in der letzten Zweisitz-Reihe. Und Micha und Loulou – so nahmen alle an – ebenfalls.
Das Licht wirkte auch ungünstig auf die Augen, nachdem sie eben noch durch hellen Sonnenschein gewandert waren. Alle Wände des röhrenförmigen Gebildes, in dem sie sich jetzt befanden, schimmerten schwach. Es war, als befände man sich in einer riesenhaften, besonders eigenartigen Mattglühlampe, die auf »Notausgangbeleuchtung« herabgeschaltet war. Aber das Licht war nicht rot oder gelb, sondern silbrig.
»Willkommen an Bord des Zubringers zur Monitor-Raumstation«, ertönte die Stimme durch die unsichtbaren Lautsprecher. »Ihr werdet ferngesteuert. Ihr braucht auf nichts zu achten. Seht euch nicht nach Instrumenten, Apparaten oder Geräten um. Es ist zwecklos. Ihr werdet außer den Sesseln nichts, aber auch gar nichts im Inneren der Raumkapsel bemerken. Alle Aggregate befinden sich in den Wänden. Es gibt auch keine Sichtmöglichkeit nach außen. Wundert euch nicht. Der Flug wird kurz sein. Ihr startet schon ... «
Da ertönte Tatis gellender Schrei: »Micha! Micha ist nicht mit!«
»Achtung! Hier Raumstation Monitor«!«'
Vom Meer wehte eine tüchtige Brise. Schwarze Wolken flogen rasch über Park und Villa Monton, von Zeit zu Zeit kam der Mond hervor und warf gespenstische Schatten.
»Ich kann mir nicht helfen«, wisperte Gérard. »Hier ist's mir unheimlicher als in einem von Charivaris Raumschiffen!«
»Ja! Und die Unterseestadt war ein Kurort gegen diesen Park in der Nacht«, murmelte Prosper. Die Gefährten stapften mit Taschenlampen um das Gartenhaus herum. Kurz vor dem Abendessen war ein Gärtnerehepaar gekommen und hatte mit Madame Claire Arbeitszeiten für die nächsten Tage ausgemacht. Die Leute waren zum Glück bald wieder gegangen, doch am Vormittag wollten sie zurückkommen. Bis dahin mußte die Kugel gefunden sein ...
Als Superhirn, Henri, Tati und Micha die Wirtschafterin im Bett glaubten, schlichen sie hinunter. Die beiden Freunde warteten schon. Der Zwergpudel beteiligte sich an der Suche nach einem Gegenstand, den er längst vergessen hatte. Doch Tati wollte das Tierchen nicht allein in der Mansarde lassen.
»Ich hatte gehofft, die Kugel würde im Dunkeln leuchten, etwa wie ein Glühwürmchen«, meinte Henri.
»Oder wie eine Puppe Mama schreien«, spottete Tati »Wartet mal ...« Superhirn leuchtete vom Gartenhaus aus über den schmalen, abschüssigen Pfad, der auf die Treppenstufen zuführte. »Sicher ist sie dort hinuntergerollt!«
Er ging den ziemlich festgetretenen Weg entlang und richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf den Felsboden unterhalb der letzten Stufe.
»Hier, eine Vertiefung, eine Regenabflußrinne Er wendete sich nach links, dem Rand des Steilhangs zu. »Dahin führt die Rinne!« stellte er fest, indem er die Lampe schwenkte. »Wenn's regnet, fließt das Wasser über den Hang in die Bucht.«
Die anderen waren ihm gefolgt.
»Denkst du, die Kugel ist über den Pfad und die Treppe gehopst – und von der Rinne aufgefangen worden?« fragte Micha.
»Und in ihr weitergerollt?« fügte Prosper hinzu.
»Dann wäre sie über die Kante des Steilhangs gesaust und die Felsen entlanggekurvt – bis hinunter nach Monton«, überlegte Gérard. »Na, wenn ihr das mal gut bekommen ist!«
»Ich frage mich, wie es dem Ort bekommen könnte«, sagte Prosper. Er sprach wie von einer Zeitzünderbombe.
Am Hang zur Bucht, wo die Rinne endete, war ein Schutzgeländer angebracht.
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