Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit
verdammten Sargnägeln die saubere Luft verpesten, Doc?« fragte Stafford scharf. »Rauchen ist nur drüben in der Nische erlaubt. Und was ist mit Gray passiert?«
Bonelli drückte die Zigarette nervös zusammen. »Er schläft jetzt. Meine Untersuchung und die Analyse haben ergeben, daß er an akuter Goran-Leukämie erkrankt ist.« Duke B. Staffords Gesicht wurde grau, dann aschfahl.
Goran-Leukämie, benannt nach dem ersten Todesopfer dieser Krankheit, wurde ausschließlich durch den Stich einer Mücke des Planeten Noron übertragen – und diese Krankheit konnte nur in Spezialkliniken behandelt werden.
»Wenn das wieder einer Ihrer makabren Scherze ist, Doc«, sagte er tonlos, »dann vergreife ich mich persönlich an Ihnen.«
»Ich wünschte, es wäre so«, flüsterte Bonelli. »Aber die Anzahl seiner Leukozyten ist so stark angestiegen, daß sie sich mehr als verzehnfacht hat. Normal sind etwa siebentausend pro ccm, wie Sie sicher wissen. Es ist mir ein Rätsel, weshalb wir keine Abschlußuntersuchungen der Crewmitglieder vor Raumschiffstarts haben, wie es früher immer praktiziert wurde …«
Die anderen traf es wie ein Keulenhieb, als sie das erfuhren. Auch ihre Gesichter verloren alle Farbe. Lediglich Dackert und Paul schienen Haltung zu bewahren.
Stafford wollte erst fragen, ob Bonelli sich in seiner Diagnose vielleicht geirrt haben könnte. Aber er fragte nicht. Er kannte Bonellis treffsichere Diagnosen zur Genüge.
»Was können wir tun?« fragte er statt dessen. »Er ist unser wichtigster Mann an Bord. Ohne ihn gibt es keinen Hineinflug und erst recht keine Rückkehr mehr …«
»Sein Blut austauschen«, murmelte Bonelli verzweifelt. »Das würde sein Leben beträchtlich verlängern. Die Krankheit ist spontan aufgetreten, wie üblich, obwohl ich sicher bin, daß er sie schon Wochen vor unserem Start mit sich herumschleppte. Ich könnte es noch mit Bestrahlung versuchen, doch der Erfolg wird vermutlich ausbleiben …«
»Akuter Verlauf der Goran-Leukämie«, sagte Stafford leise. »Das bedeutet im Klartext, daß er nur noch wenige Wochen zu leben hat. Sehen Sie das anders, Dr. Bonelli?«
Bonellis müde Geste drückte seine ganze Hilflosigkeit aus.
»Nein, ganz sicher nicht …«
Minutenlang herrschte lähmendes Schweigen in der Zentrale. Jeder dachte darüber nach, was passieren würde, wenn der Black-Hole-Pilot ausfiel. Zuerst würde man seinen Tod sehr bedauern, und dann würde jeder an sich selbst denken. Auch darin war jeder ehrlich und machte sich nichts vor.
Seine Krankheit war ein Problem, das nicht zu lösen war. Und sein Tod würde sie zu Gefangenen der Zeit machen. Niemand war in der Lage, sich in einem Schwarzen Loch zurechtzufinden. Auch wenn sie über das EEG des Piloten tausendmal zusahen. In der anderen Dimension waren sie absolut blind, weil sie nicht die überragende Gabe eines Kane Gray besaßen.
»Das ändert unsere gesamten Berechnungen, Mr. Beauregard«, sagte Stafford in die lastende Stille hinein.
»Rückkehr zur Erde, Sir?« fragte der Astronavigator.
Stafford sah starr auf den Fernschirm, wo Cygnus’ Auge unheilverkündend herüberleuchtete. Die riesige Plasmascheibe schien höhnisch zu grinsen.
»Nein«, sagte er hart. »Eine Rückkehr steht außerhalb jeder Diskussion. Diese Expedition ist zu wichtig, um einfach abgebrochen zu werden. Unsere Aufgabe ist erstens, das Schwarze Loch zu erkunden, um Korridore in andere Galaxien zu finden. Gleichzeitig soll experimentell erforscht werden, ob in den Ring-Regionen Zeitreisen möglich sind. Drittens sollen wir nach der ZEUS und der MAGELLAN suchen. Das sind die Ziele unserer Expedition, und diese Aufgaben werden wir in jedem Fall durchführen.«
»Welche Lösung schlagen Sie dann vor, Captain?« erkundigte sich Beauregard. »Wenn wir das Schlimmste annehmen, daß Gray seine Krankheit nicht überlebt, dann werden wir weder Cygnus erreichen, noch eine Rückkehr in Betracht ziehen können.«
»Für uns gibt es keine Alternative. Wir haben nur eine einzige Möglichkeit um zu überleben und das Experiment durchzuführen.«
Bonelli nickte hastig. Er hatte begriffen.
»Ich verstehe, Sir. Wir müssen Gray in den Eisschlaf versetzen, und ihn nur dann wecken, sobald wir den Flug durch das Loch durchführen. Es widerstrebt mir zwar, diesen Mann sozusagen als Gebrauchsgegenstand zu benutzen, aber uns bleibt tatsächlich keine andere Wahl, auch wenn wir ihn damit zu einem bloßen Werkzeug degradieren.«
»Richtig, Doc. Es
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