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Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit

Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit

Titel: Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wegener
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ist der Zeitfaktor relativ, aber wir haben keine anderen Bezugspunkte. Die Zeit geht weiter in die Vergangenheit, wobei sich die Frage aufwirft, an welchem Punkt sie stehenbleibt.«
    »Dann müßten die Verformungen sich von selbst aufheben, wenn das stimmt«, meinte Colnar. »Sie tun es aber nicht.«
    »Richtig. Und zwar aus dem Grund, weil wir zur Zeit an Bord mehrere Dimensionen haben. In der einen läuft die Zeit rückwärts. Was in der anderen geschieht, kann ich mir nicht einmal vorstellen. Wir sehen es allerdings mehr als deutlich. Ich würde übrigens keinem raten, jene andere Zone zu überschreiten. Es könnte sein, daß derjenige abrupt seine Gestalt verändert. Das kann mit wahnsinnigen Schmerzen, oder mit dem schlagartigen Tod verbunden sein.«
    Die Zeit lief weiter zurück.
    Gesichter glätteten sich, wurden wieder jung, die Haut straff und frisch.
    Innerhalb weniger Sekunden vergingen Monate, gleich darauf Jahre.
    Während Stafford noch fasziniert auf den Kalender blickte, wurde der Raumer von einem harten Schlag erschüttert.
    Ein Dröhnen folgte, als schlage ein Hammer gegen die Wandungen.
    Ein ähnliches Geräusch war schon einmal aufgetreten, nur nicht so laut und hallend.
    Bevor jemand etwas sagen konnte, erlosch urplötzlich das Licht. Um sie herum herrschte absolute Finsternis.

7.
     
    In der Dunkelheit war Sekunden später ein Glimmen von bläulich-orangener Farbe. Es sah wie das Auge eines Zyklopen aus und war aus dem Nichts entstanden.
    »Theoretisch kennen wir das Schiff bis ins letzte Detail«, sagte Stafford in die gespannte Ruhe hinein. »Wir haben es im Simulator so lang geflogen, daß jeder mit seiner Aufgabe verwachsen ist. Da wir bis zum Start noch zwei Stunden Zeit haben, werde ich Sie durch die wichtigsten Stationen führen, damit sich jeder einen persönlichen Überblick verschaffen kann. Das gilt auch für Sie, Mr. Gray, obwohl Ihr Tastsinn besonders fein ausgeprägt ist.«
    Die Worte tropften durch den Raum, zäh und langsam. Jeder war sich bewußt, sie schon einmal gehört zu haben, denn es waren dieselben Worte, die Duke B. Stafford gesprochen hatte, als die Mannschaft den Raumer HERAKLES übernahm.
    Merkwürdig vertraut und doch wie aus ferner Vergangenheit klangen die Worte.
    Stafford hörte seine eigene Stimme mit nachhallendem Echo und einem räumlichen Effekt, der von allen Seiten, oben und unten kam. Erst tropften die Worte langsam, rauh, wie ganz tief aus der Kehle, dann immer schneller, bis sie sich überschlugen.
    Das Dröhnen wurde von einem Summen überlagert und verschwand.
    Alle waren von einer Art Lähmung befallen, einer Starre, die sie wie in einem Netz festhielt. Die Starre schien Ewigkeiten anzuhalten.
    Einem Zeitraffer gleich wurden Minuten, Stunden, Monate und Jahre abgespult. Die HERAKLES kehrte aus der Inneren Vergangenheit in die Äußere Zukunft zurück. Es war ein Prozeß, der nicht sichtbar war, aber die meisten spürten es überdeutlich.
    Während das glosende Auge immer trüber wurde und von einem helleren Licht abgelöst wurde, wuchs Clark Colnars Bart wieder. Die Gesichtszüge alterten unmerklich, und auch die Uniformen erhielten ihre Falten und Knittern zurück.
    Plötzlich war das Licht wieder da. Duke B. Stafford sah sich ernüchtert um. Er holte tief Luft, um den neuerlichen Anblick zu verdauen. Er kam zu überraschend. »Wo sind wir?« fragte Wendre Torlan gehetzt.
    »Ich frage mich, wann wir sind«, entgegnete Stafford. »Offenbar sind wir wieder am Ausgangspunkt angekommen, bevor wir in das Black Hole stießen. Es scheint alles wieder normal zu sein. Oder wir sind alle verrückt geworden. Ich bin mir ganz sicher, daß wir erst vor ein paar Minuten das Schiff betreten haben. Leider habe ich keine Erklärung für den merkwürdigen Vorfall.«
    »Dann stimmt vermutlich meine Annahme von einer fiktiven Dimensionsebene mit mentaler Beeinflussung«, meinte Holger Leach.
    Um sie herum war alles normal. Nichts deutete mehr auf die verheerenden Verwüstungen hin.
    Kane Gray lag in seinem Kryobinsarg und dämmerte der weiteren Zukunft entgegen. Alles hatte wieder normale Größe.
    Schluckend und verständnislos drehte Stafford sich um.
    »Hinüber zur Biosphäre!« befahl er. »Danach begeben sich alle sofort in die Zentrale.«
    In den Gesichtern zeigte sich Erleichterung, als sie die Biosphäre erreichten. Schon von außen waren keine Verformungen mehr zu erkennen.
    Als Stafford durch die große Scheibe blickte, fiel ihm ein Stein von der Seele.

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