Raumschiff Promet - Sternenabenteuer 1: Am Abgrund der Zeit
bestaunt worden waren und man sich langsam an den scheußlichen Anblick gewöhnte, wandten sich alle der unfaßbaren Dimension der Parallel-Welten zu.
Die Optiken waren auf Extremwerte geschaltet und gestatteten einen genauen Blick auf verschiedene Planeten.
Schon der erste, den sie betrachteten, unterschied sich ganz beträchtlich durch die Zeitgeschichte.
»Die Erde vor ungefähr siebzig Jahren«, erläuterte Leach. »Eine Öko-Katastrophe hatte stattgefunden, als durch ein Seebeben etliche Supertanker brachen. Dabei wurden auch im Meer verankerte Ölplattformen weggerissen, wobei sich zig-Millionen Tonnen Öl in die Weltmeere ergossen.«
Die offenbar real existierende Parallel-Welt sah erschreckend aus.
In den großen Weltmeeren schwabbelte eine gelblich-blaue Brühe, voller Dreck und Schaum. Träge Wellen rollten auf eine salzverkrustete und ölverschmierte Landfläche, wo sich dicke Klumpen Dreck abgesetzt hatten. Alle Strände waren tot, die Vegetation erloschen. Abgestorbene Palmstrünke wiesen anklagend in den schmutzigen Himmel, aus dem trübe das glosende Auge der Sonne schien.
Stafford glaubte, den Öldunst riechen zu können, der beißend in seine Nase drang. Auf dieser Welt gab es in den Ozeanen keine Fische mehr, überhaupt keine Lebewesen, und selbst das Plankton war bis in die tiefsten Tiefen abgestorben. Demzufolge waren auch die Menschen von der Küste verschwunden. Die Ökoverpestung hatte auch einen Klimaumschwung zur Folge. Schwefelartige Regenfälle verseuchten das Land noch mehr und entzogen der spärlicher gewordenen Bevölkerung jede weitere Lebensgrundlage.
»Zum Glück gab es auch hier einen Kreuzweg der Zeit, der das verhinderte«, sagte Leach in die Stille hinein. »Deshalb hat sich die Katastrophe auf diese Ebene verschoben.«
»Und wir existieren auch auf dieser kaputten Welt?« fragte Stafford.
»Ja, falls wir es überlebt haben.«
»Woher wissen Sie das, Leach?«
Das Etwas, das von Leach noch übrig war, zuckte mit den Schultern.
»Ich kann durch mehrere Dimensionen blicken«, behauptete er. »Ähnlich wie Gray. Cramer natürlich auch. Vermutlich ist diese Gabe aber nur vorübergehend und verschwindet wieder.«
Stafford schwieg beklommen und warf einen letzten Blick auf den total verseuchten Planeten, der einst die Erde war, oder sie in einer anderen Dimension darstellte.
Er gab dem DeGorm-Triebwerk ein wenig Schub und nahm direkten Kurs auf die Parallelwelt.
Es war so, wie er es sich gedacht hatte. Entweder waren die Planeten alle stofflich instabil, oder sie selbst waren es. Es gab keine Alternative, wie man das beurteilen konnte. Sie mußten es als gegeben hinnehmen.
Spiegelwelten, dachte der Captain. Abbilder der Erde, vermutlich ebenfalls seitenverkehrt, die sich wie in einer Reihe aufgestellte Spiegel endlos fortsetzten – bis in alle Ewigkeit.
Die HERAKLES durchflog mit geringer Geschwindigkeit den verseuchten Planeten, als sei er aus flüchtigem Gas, und fand sich einer anderen Welt gegenüber.
Hier war, so stellte Stafford mit Erschrecken fest, ebenfalls alles anders. Die Menschen waren fast einheitlich gekleidet, während die Technik stark zurückgegangen war. Überall standen Moscheen mit ihren Minaretten. Auf dem europäischen Kontinent sah es genauso aus. Auch hier ragten überall moslemische Heiligtümer in den Himmel. Das setzte sich bis in den hohen Norden fort. Der amerikanische Kontinent hatte sich ebenfalls total verändert. Statt hoher Wolkenkratzer herrschten überall im Land Moscheen vor.
»Der Islam ist die herrschende Weltmacht«, erläuterte Cramer. »Er hat mit seiner Religion den gesamten Planeten überzogen und alle Kontinente erobert. In der realen Ebene hat das nur ein Zufall verhindert, sonst wären wir jetzt nicht hier.«
»Wie im Mittelalter«, meinte Beauregard. »Es gibt nicht einmal mehr Flugzeuge und kaum noch Autos.«
Die HERAKLES durchstieß auch diese Welt mühelos. Der Raumer brauchte keinen Orbit einzuschlagen, sondern konnte ungehindert alles durchfliegen.
Auf der dritten Parallelwelt sah es nicht viel anders aus. Nur eine Kleinigkeit hatte sich geändert.
Hier trugen die Menschen ebenfalls wallende Gewänder, und überall herrschte eine strenge Zucht, die wiederum an das Mittelalter erinnerte. Autos gab es keine, der Verkehr war total zum Erliegen gekommen. Die meisten Leute ähnelten asketischen Büßern, die unter der unbarmherzigen Knute einer Oberschicht standen.
»Sekten, nehme ich an«, sagte
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