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Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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darauf, mit ihm zu sprechen.
    Was also wollte man? Ihn ständig beaufsichtigen vielleicht? Aber seine Lebensgewohnheiten, dachte er mit einem Anflug von Humor, hätten sie schon nach den ersten zehn Tagen herausfinden können.
    Vielleicht wartete man aber auch auf ein Ereignis, das ihnen verraten würde, was er trieb. Dabei erwartete sie jedoch nichts als sichere Enttäuschung. Sie mochten tausend Jahre zusehen, ohne von der Wahrheit auch nur etwas zu ahnen.
    Er setzte seinen Weg fort, besorgt und verwirrt, weil er von den Beobachtern wußte.
    Vielleicht hatten sie wegen gewisser Geschichten, die über ihn erzählt wurden, nicht versucht, mit ihm in Verbindung zu treten, dachte er. Geschichten, die niemand, nicht einmal Winslowe, an ihn weitergeben wollte. Welche Art von Geschichten konnte man über ihn erfunden haben - schreckliche Mären, am Kamin erzählt?
    Vielleicht ganz gut, daß er die Geschichten nicht kannte, obwohl sicher kein Zweifel daran bestand, daß es sie gab. Und es war wohl auch gut, daß die Spione nicht mit ihm in Verbindung getreten waren. Solange kein Kontakt bestand, befand er sich einigermaßen in Sicherheit. Solange keine Fragen gestellt wurden, brauchte es keine Antworten zu geben.
    Sind Sie wirklich, würde man fragen, derselbe Enoch Wallace, der 1861 hinausgezogen ist, um für den alten Abe Lincoln zu kämpfen? Und darauf gab es eine Antwort, nur eine. Ja, würde er sagen müssen, der bin ich.
    Und von allen Fragen, die man ihm stellen konnte, würde das die einzige sein, die er wahrheitsgemäß beantworten durfte. Auf alle anderen gab es nur Schweigen oder Ausweichen.
    Sie würden fragen, warum er nicht alt geworden sei - wie er jung bleiben könne, während alle anderen Menschen alterten. Und er konnte ihnen nicht sagen, daß er innerhalb der Station nicht alterte, daß er nur älter wurde, bei seinen Spaziergängen, daß er eine Stunde oder wenig mehr alterte, wenn er in seinem Garten arbeitete, daß er fünfzehn Minuten altern konnte, wenn er auf der Treppe saß, um einen herrlichen Sonnenuntergang zu sehen. Aber sobald er ins Haus zurückging, wurde der Altersprozeß völlig aufgehoben.
    Das konnte er ihnen nicht sagen. Und es gab noch vieles, was er nicht sagen durfte. Es mochte soweit kommen, wenn sie einmal an ihn herangetreten waren, daß er die Frage fliehen und sich gänzlich von der Welt abschließen mußte, isoliert innerhalb der Mauern der Station.
    Physisch waren damit keinerlei Nachteile verbunden; denn er konnte bequem in der Station leben. Nichts würde ihm abgehen, die fremden Wesen lieferten alles, was er brauchte, um am Leben und gesund zu bleiben. Er hatte gelegentlich menschliche Nahrung gekauft, von Winslowe in der Stadt besorgt, aber nur, weil er einen Wunsch nach der Nahrung seines eigenen Planeten spürte, vor allem nach den einfachen Speisen seiner Kindheit und der Soldatenzeit.
    Und selbst diese Art von Nahrung ließ sich durch Duplizierung unschwer liefern. Eine Scheibe Speck oder ein Dutzend Eier konnten an eine andere Station geschickt werden und dort als Matrizenmuster für die Geflügelimpulse verbleiben, die man ihm auf Bestellung zusenden würde.
    Aber es gab etwas, das die Fremden nicht beschaffen konnten - die menschlichen Beziehungen, die er durch Winslowe und die Post aufrechterhalten hatte. Sobald er einmal in die Station eingeschlossen war, würde er von der Welt, die er kannte, völlig abgeschnitten sein, denn Zeitungen und Zeitschriften waren seine einzige Verbindung zu ihr. Ein Radio ließ sich wegen der Interferenz der Maschinen nicht betreiben.
    Er würde nicht erfahren, was in der Welt vorging, würde nicht mehr wissen, wie man sich draußen durchschlug. Sein Diagramm mußte darunter leiden und praktisch jeden Nutzen verlieren; schon jetzt war es ja beinahe wertlos, weil er nicht wußte, ob die Faktoren richtig eingesetzt waren.
    Aber abgesehen davon, er würde seine kleine Außenwelt vermissen, die er so gut kennengelernt hatte, seine kleine Ecke der Welt, begrenzt durch seine Wanderungen. Sie waren es vor allem, dachte er, die ihn Mensch und Bürger der Erde hatten bleiben lassen.
    Er fragte sich, wie wichtig es sein mochte, daß er geistig und gefühlsmäßig ein Bürger der Erde, ein Mitglied der Menschheit blieb. Vielleicht hatte das gar keinen Sinn. Angesichts des Kosmopolitentums der Galaxis mochte es vielleicht sogar provinziell von ihm sein, so stark auf der Identifizierung mit dem alten Heimatplaneten zu bestehen. Vielleicht entging

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