Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raumstation Erde

Raumstation Erde

Titel: Raumstation Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
Vom Netzwerk:
durch die Luft flogen.
    Hank duckte sich und ließ die Axt fallen. Die Schneide war abgebrochen. Das Fenster zeigte keine Schlagspur, nicht einmal einen Kratzer.
    Hank starrte die zertrümmerte Axt an, als traue er seinen Augen nicht.
    Stumm streckte er die Hand aus, und Roy legte die Peitsche hinein.
    Die beiden stiegen die Treppe hinunter.
    Sie blieben unten stehen und sahen Enoch an. Hanks Hand zuckte.
    »An Ihrer Stelle würde ich es lieber nicht versuchen«, sagte Enoch. »Ich bin sehr schnell.«
    Er tätschelte den Gewehrkolben. »Ich knalle Ihnen die Hand weg, bevor Sie die Peitsche hochbringen.«
    »Sie sind mit dem Teufel im Bund, Wallace«, sagte Hank schwer atmend. »Und sie auch. Ihr habt euch zusammengetan, ihr zwei. Ihr schleicht im Wald herum.«
    Enoch wartete, behielt aber beide im Auge.
    »Helf mir Gott«, schrie Hank. »Meine eigene Tochter ist eine Hexe!«
    »Sie sollten lieber heimgehen«, meinte Enoch. »Wenn ich Lucy finde, bringe ich sie zurück.«
    »Damit ist die Sache nicht erledigt«, brüllte Hank. »Sie haben meine Tochter irgendwo versteckt, das werden Sie mir büßen.«
    »Wann Sie wollen«, sagte Enoch, »aber nicht jetzt.«
    Er hob das Gewehr.
    »Verschwindet«, sagte er. »Und laßt euch nicht mehr blicken.«
    Sie zögerten einen Augenblick, dann drehten sie sich um und marschierten den Hang hinunter.

18
     
     
    Er hätte sie erschießen sollen, dachte er.
    Er warf einen Blick auf das Gewehr und sah, daß seine Hände den Kolben so fest umklammert hielten, daß sie weiß und steif vom seidigen Braun des Holzes abstachen.
    Er gab sich Mühe, den heillosen Zorn niederzukämpfen, der in ihm kochte. Wenn sie noch länger geblieben wären, hätte er sich wohl nicht mehr beherrschen können.
    Aber so war es doch besser. Er fragte sich dumpf, wie er sich nur in der Gewalt hatte behalten können.
    Und er war froh darüber. Denn schon jetzt war es schlimm genug.
    Man würde ihn für einen Wahnsinnigen halten, vielleicht sogar behaupten, er habe Lucy gegen ihren Willen entführt und festgehalten.
    Er gab sich keinen Illusionen hin; denn er wußte, was das für Menschen waren - kleine, bösartige Insekten.
    Es war ein schwerer Fehler gewesen, sich in diese Geschichte einzumischen. Ein Mann in seiner Lage durfte sich mit solchen Dingen nicht abgeben. Er hatte zuviel zu verlieren; er hätte beiseite treten sollen.
    Aber was wäre damit von ihm verlangt worden? Hätte er Lucy den erbetenen Schutz verweigern können, während ihr das Blut über den Rücken rann?
    Er hätte es anders anfangen müssen, dachte er. Es hätte sicher auch andere, klügere Methoden gegeben. Aber für ruhige Überlegung war keine Zeit mehr gewesen.
    Er drehte sich schwerfällig um und ging in die Station zurück.
    Lucy saß noch auf dem Sofa und hielt einen schimmernden Gegenstand in der Hand. Sie starrte ihn selbstvergessen an, und in ihrem Gesicht zeigte sich wieder das lebendige, aufmerksame Lauschen, das er heute früh bemerkt hatte, als sie den Schmetterling hielt.
    Er legte das Gewehr auf den Tisch und blieb stehen, aber sie mußte ihn bemerkt haben; denn sie sah hastig auf. Ihre Augen kehrten sofort wieder zu dem blitzenden Gegenstand in ihren Händen zurück.
    Er sah, daß es die Kugelpyramide war; die Kugeln drehten sich abwechselnd im Uhrzeiger- und entgegengesetzten Sinn, und im Drehen schimmerten und glitzerten sie, jede in ihrer eigenen Farbe, als sei in jeder eine Quelle warmen, weichen Lichts.
    Enoch staunte diese Schönheit an - er hatte die Pyramide hundertmal untersucht und sich gefragt, wozu sie wohl tauge.
    Und jetzt bewegte sie sich. Er hatte sich vergeblich darum bemüht, Lucy hob sie einmal auf und beherrschte sie.
    Er bemerkte ihre Selbstvergessenheit. Konnte es sein, daß sie wußte, wozu die Pyramide gemacht war?
    Er berührte ihren Arm, und sie sah ihn an, und er bemerkte Glück und Erregung in ihren Augen.
    Er deutete fragend auf die Pyramide, aber Lucy verstand ihn nicht. Vielleicht begriff sie auch, was er wollte, wußte aber, daß es unmöglich war, den Sinn der Pyramide zu erklären.
    Sie machte wieder jene flatternde, glückliche Handbewegung, wies auf den Tisch mit seiner Sammlung von Seltsamkeiten und schien lachen zu wollen.
    Ein Kind, dachte Enoch, vor einer Kiste voll wunderbarem Spielzeug. Mehr bedeutete ihr das nicht? War sie einfach glücklich, weil sie plötzlich die Schönheit und Neuheit der Dinge entdeckt hatte, die auf dem Tisch standen?
    Er wandte sich müde ab, nahm das

Weitere Kostenlose Bücher