Raumzeit - Provokation der Schoepfung
Willensfreiheit, über Evolution, Bewusstsein und Intelligenz. Sie fühlen sich für eine Trendwende in der Wissenschaft verantwortlich, da ihrer Ansicht nach durch die neue Wissenschaft das Reduzieren auf Einzelheiten verdrängt wird. Als Holistiker streben sie danach, die Dinge ganzheitlich zu erfassen«, stellt der amerikanische Wissenschaftsjournalist James Gleick fest.
Eine herausragende Eigenschaft des Chaos ist der determinierte Ablauf seiner inneren Prozesse. Dennoch können zukünftige Ereignisse kaum präzise vorausgesagt werden, da es nicht möglieh ist, alle zu einem System gehörigen Ursachen voll zu erfassen. Also können alle Vorhersagen durch die kleinste Ungewissheit zunichte gemacht werden. Ein klassisches Beispiel hierfür sind Wetterprognosen, die aus diesem Grunde auffallend oft nicht zutreffen.
Die Einflüsse auf solch außerordentlich empfindliche Systeme, wie unter anderem das Wettergeschehen, sind enorm vielfältig. Es ist daher nicht überraschend, dass bei Fachleuten, die von nichtlinearen Vorgängen sprechen, auch Einigkeit darüber besteht, dass solch ein System nicht eingegrenzt werden kann. Denn die kleinsten externen Fluktuationen können einschneidende Auswirkungen auf das System haben.
Chaos ist eine Ordnung von unendlicher Komplexität, weil es keine einfachen Regelmäßigkeiten beinhaltet. Welchem Größenausschnitt der Natur wir uns auch immer zuwenden, wir stehen einer Fülle von einzelnen Vorgängen gegenüber.
»Alle regelmäßigen Beschreibungen sind Illusion, die der realen Welt nicht entsprechen – nicht der Welt der Wolken, der Berge, Täler und Sterne, den dahinströmenden Flüssen oder Regenschauern. Hier geht es um unendlich komplexe Erscheinungen, die eine völlig andere Mathematik voraussetzen – die der Fraktale«, sagt Mandelbrot.
Sogenannte Fraktale sind immer neue, kleine Einheiten, die einer Figur zugefügt werden und deren Komplexität sich mit jeder neuen Hinzufügung vergrößert. Die mit einem gleichschenkligen Dreieck beginnende Koch-Kurve ist dafür ein klassisches Beispiel. Werden darauf nämlich kleinere gleichschenklige Dreiecke aufgebaut, auf jeder Seite genau in der Mitte platziert, ergibt sich ein sechszackiger Stern. Wenn dann noch weitere kleiner und kleiner werdende Dreiecke dazukommen, »kristallisiert« sich die Form einer immer kunstvoller werdenden Schneeflocke heraus.
Manche Fraktale offenbaren strenge Selbstähnlichkeit. In anderen Worten: Dasselbe Detail wiederholt sich in jeder Größenordnung. Unter der Bezeichnung »chaotische Grenzbedingungen« wird vorausgesetzt, dass das Universum entweder räumlich unendlich ist oder dass unendlich viele Universen existieren. Die Möglichkeit, unter chaotischen Grenzbedingungen irgendeine bestimmte Region des Raums in irgendeiner vorgebenden Struktur gleich nach dem Big Bang zu finden, liegt gewissermaßen ebenso im Bereich des Möglichen wie die, es in jeder andern Struktur zu entdecken.
Die Wahl des ursprünglichen Stadiums des Universums erfolgte rein »zufällig«. Jedoch die Erkenntnis, dass sich hinter einem anscheinend chaotischen Zufallsgeschehen eine höhere Ordnung verbirgt, lässt den Begriff »Zufall« – »zugefallen« – in einem neuen Licht erscheinen.
Kehren wir noch einmal zurück zu unserem Chaosforscher in der Finlandia-Halle, der gerade dabei ist, seinen Vortrag abzuschließen.
»Sie sehen, verehrte Damen und Herren, dass der Begriff Entropie und unsere Erkenntnisse der Chaosforschung die Evolution unseres Universums zu einer neuen Sichtweise führen können. Schöpfung im Chaos, Schöpfung aus einem übergeordneten System ist hier der Schlüssel. Die Geburt unseres Universums ist lediglich ein Transitphänomen. Der Anfang ist nicht die Explosion einer Singularität, sondern die RaumZeit dehnt sich mit ihren Materieklumpen für eine gewisse Zeit aus, durch den Druck der ultradunklen Energie, um sich dann in der fernen Zukunft wieder zusammenziehen.«
Der französische Chaosforscher legt seine rechte Hand mit einer pathetischen Geste auf sein Herz. »Expansion und Kontraktion. Aber das Universum, das Übergeordnete, ist unendlich und ewig. Die Chaosphysik liefert der Kosmologie profunde Anhaltspunkte für ein tieferes Verständnis unseres Seins. Ich danke für ihre Aufmerksamkeit!«
Der russisch-belgische Physikochemiker, Philosoph und Nobelpreisträger Ilya Prigogine (1917 –2003) war der Ansicht, dass David Bohms Konzept der impliziten und expliziten Ordnung bei der
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