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Raus aus dem Schneckenhaus

Raus aus dem Schneckenhaus

Titel: Raus aus dem Schneckenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Morschitzky , Thomas Hartl
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von Schweißflecken tragen, leichte, luftige Kleidung bevorzugen, häufige Kleiderwechsel vornehmen, warme Räume lüften oder kurzfristig verlassen, ein Deo gegen unangenehmen Körpergeruch benutzen.
Bei Angst vor subjektivem Händezittern versuchen die Betroffenen Folgendes: das Glas fest mit beiden Händen zu halten, um keine auffälligen Handbewegungen zu machen, die Hand oder gar den Körper anzuspannen, um das Zittern dadurch vermeintlich »in den Griff zu bekommen«.
    Überspielungsstrategien beziehen sich auf alle Bemühungen, Unsicherheit zu überdecken, z. B. durch:
viel reden, um die innere Unsicherheit zu überspielen,
bewusst laut sprechen oder sogar distanzlos werden, um den Eindruck der Schüchternheit zu vermeiden,
besonders lustig sein, um nicht gehemmt zu wirken,
interessante Erzählungen oder Witze einbringen, um nicht als langweilig zu gelten,
sich ständig durch besonderes Outfit (Make-up, Frisur, Kleidung) hervortun zu müssen, um das Gefühl mangelnder Attraktivität zu überspielen,
mit bestimmten Dingen prahlen (tolles Auto, hohes Einkommen, besondere Erfahrungen), um das Gefühl der Unterlegenheit zu kaschieren.
    Erklärungsversuche umfassen Ausreden und kleine Lügen, die sichtbar gewordene Symptome oder auffälliges Verhalten in einem anderen Licht erscheinen lassen sollen. Typische Strategien sind etwa:
Schwitzen oder Erröten auf Hitze oder Alkoholeinwirkung zurückführen,
Zittern durch körperliches Unwohlsein erklären,
Nicht-Essen mit Appetitmangel rechtfertigen,
Absagen mit mangelndem Interesse begründen,
frühzeitiges Weggehen mit einer »Notlüge« entschuldigen.
    Langfristig verstärkt Sicherheitsverhalten die sozialen Ängste und hat schwerwiegende Folgen: Mangels positiver Erfahrungen sinkt das Selbstbewusstsein weiter und die soziale Kompetenz verringert sich. Die rigide Selbstkontrolle verhindert jede Spontaneität, wodurch die Betroffenen erst recht auffallen, weil sie distanziert oder geistig abwesend wirken. Durch bewusste Versuche, bestimmte Symptome zu unterdrücken, wird die körperliche Anspannung verstärkt und das Unbehagen in sozialen Situationen noch vergrößert.
    Vermeidung, Unterdrückung und Verleugnung verhindern ein Lernen durch Versuch und Irrtum. Wir schwächen unser Selbstbewusstsein und laufen Gefahr, mit der Zeit depressiv zu werden, weil wir keine positiven Rückmeldungen bekommen können. Wir haben immer das Gefühl, etwas vermeiden oder überspielen zu müssen, um nicht kritisiert und abgelehnt zu werden, und machen niemals die Erfahrung, dass andere uns sympathisch und liebenswert finden.
Negative Denkmuster und falsche Überzeugungen
    Menschen mit einer Phobie reagieren nicht auf die Realität, sondern auf ihre spezielle Wahrnehmung der Realität, das heißt auf ihre inneren Vorstellungen von der jeweiligen Situation. Sie stellen Beziehungen zwischen Situationen, Objekten und Personen her, die es so gar nicht gibt. So fürchten sich Hundephobiker auch dann vor Hunden, wenn diese angekettet sind und einen Maulkorb tragen, denn sie stellen sich in dramatischen Bildern vor, wie es dem Hund trotzdem gelingt zu beißen: DieKette reißt, und beim Sprung löst sich der Maulkorb von der Schnauze. Eine Spinne an der Wand ist für Spinnenphobiker deshalb ein Problem, weil sie unwillkürlich das Bild im Kopf haben, wie dieses Ekel erregende Tier mit der Kleidung und der Haut in Berührung kommt. Flugphobiker sehen sich abstürzen, obwohl sie wissen, dass das Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel ist.
    Ähnlich nehmen Sozialphobiker ihre Umwelt als gefährlich wahr: Andere Menschen sind aufgrund der eigenen Fantasien und angstgesteuerten Denkmuster bedrohlich und nicht, weil sie sich tatsächlich ablehnend verhalten. In Gesprächssituationen sind soziale Ängste umso größer, je negativer die eigene Person und je positiver der Gesprächspartner bewertet wird. Wenn man sich selbst als mangelhaft und unzulänglich abwertet und gleichzeitig den anderen als attraktiv, intelligent und sozial kompetent idealisiert, entsteht ein Angst machendes Unterlegenheitsgefühl, das die Tendenz zur Vermeidung von weiteren Sozialkontakten verstärkt.
    Soziale Ängste werden ganz zentral durch die Art der Gedanken verursacht, denn diese wirken sich auf die Gefühle und das Verhalten aus und bestimmen, wie die soziale Umwelt wahrgenommen wird. Bei Menschen mit normalen und krankhaften sozialen Ängsten findet man drei Arten von falschen Denkmustern:
Negative Überzeugungen über

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